Die schlechteste Armee der Welt

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Wie gut ist eine Armee? Die Frage ist schnell gestellt und schwer beantwortet. Meine Meinung war immer, dass dies heute vor allem von dem technologischen Fortschritt und der Ausrüstung einer Armee abhängt. Diese Erkenntnis stammt nicht von mir, sie wurde erstmals von Wissenschaftlern aus dem amerikanischen Bürgerkrieg gezogen, in dem entscheidend war, das der Norden das industrielle Zentrum der USA war. Dass die Südstaaten tapfere Soldaten und fähige Generäle hatten ist unbestritten, aber sie konnten das materielle Ungleichgewicht nicht aufwiegen.

Deutsche Wissenschaftler haben denn auch gewarnt, dass Deutschland den Ersten Weltkrieg nicht gewinnen konnte und trotz des Separatfriedens mit Russland und damit Freisetzung von Ressourcen brachte den auch der Kriegseintritt der USA die Wende im Ersten Weltkrieg

Aber natürlich ist die wirtschaftliche Überlegenheit nicht alles. Wirtschaftliche Überlegenheit ist nicht gleich technische Überlegenheit wie man am besten am Beispiel Deutschlands im Zweiten Weltkrieg sieht, doch letztendlich konnten auch überlegene Waffen nur den Krieg verlängern, nicht eine Wende bringen.

Und natürlich spielt auch noch der humane Faktor eine Rolle. Wie gut sind die Soldaten ausgebildet, wie gut kennen sie ihre Waffen und wie fähig sind ihre Befehlshaber. Die Verluste eines Landes steigen rapide an, wenn im Laufe eines Krieges immer mehr Personen eingezogen werden und nach nur kurzer Ausbildung aufs Schlachtfeld müssen.

Bisher hielt ich die italienische Armee in diesem Jahrhundert für die schlechteste. Italien war vor Beginn des Ersten Weltkriegs Teil des Dreibundes mit Deutschland und Österreich/Ungarn. Doch es trat nicht 1914 in den Krieg ein. Stattdessen wartete das Land erst mal ab. Als die deutsche Front sich im Westen festgefahren hatte und es auch in Russland nach ersten Erfolgen ins Stocken geriet, erklärte Italien seinen ehemaligen Bündnispartner am 23. Mai 1915 den Krieg. Die Entente hatte Italien Versprechungen für Gebietsgewinne gemacht, wie Südtirol. Obwohl Österreich schon eine breite Front zu Russland hatte und Italien nur an einem Zipfel zu Österreich grenzte, brachten es die Italiener mit ihrer gesamten Armee nicht fertig Gebiete zu gewinnen. Die Front saß im Gebirge fest. Südtirol bekamen sie 1919 trotzdem, weil sie auf der Seite der Kriegsgewinner waren.

Zwischen den beiden Weltkriegen griff Italien 1936 Abessinien an. Obwohl hier nun ein Industrieland gegen ein Entwicklungsland kämpfte, kam es auch hier bald zum Stellungskrieg. Italien gewann den Krieg, aber nur unter dem Einsatz chemischer Waffen und gezielter Gewalt gegen die Zivilbevölkerung.

Im Zweiten Weltkrieg wiederholte sich das Spiel aus dem Ersten Weltkrieg. Obwohl mit dem Dritten Reich verbündet, erklärte Italien keiner Nation im September 1939 den Krieg. Das tat es erst am 10. Juni 1940, da war Frankreich schon geschlagen. Das britische Expeditionscorps war über Dünkirchen geflüchtet, deutsche Truppen rückten auf Paris vor, das eine Woche später fiel. Obwohl Italien also gegen eine Armee kämpfte, die sich in der Auflösung befindet, konnten sie keine Gebietsgewinne verzeichnen. Der Krieg endete nach 14 Tagen, weil Frankreich vor Deutschland kapitulierte.

Man sollte meinen das reicht. Doch Benito Mussolini reicht das nicht. Am 28. Oktober 1940 griffen sie Griechenland an und wurden nach anfänglichen Erfolgen wieder zurückgedrängt. Nun musste die deutsche 12 Armee die Italiener retten und besiegten Griechenland 1941.

Als ob das nicht reicht, sie griffen auch Ägypten an das britische Kolonie war. 150.000 Italiener gegen 30.000 Briten. Nach anfänglichen erfolgen kippte der Krieg und diesmal blieb es nicht bei einem Stellungskrieg, sondern die 30.000 Briten nahmen fast die gesamten italischen Besitzungen in Nordafrika ein, bis im Frühjahr Deutschland das Afrikacorps zur Verstärkung entsandte. Ebenso konnte die gesamte italienische Marine keinen Sieg gegen die britische Navy verbuchen, obwohl für die das Mittelmeer nur ein Kriegsschauplatz warne. Die Schiffe blieben nach einer verlorenen Seeschlacht in den Häfen.

Als dann 1943 US-Truppen in Sizilien landeten und im Handstreich eroberten, kapitulierte Italien und wechselte die Seiten. Deutsche Truppen konnten den US-Vormarsch trotzdem fast zwei Jahre lang aufhalten was die Alliierten zu einem zweiten Versuch bei der Normandie zwang, der denn auch erfolgreicher war.

Seit einigen Monaten habe ich eine neuen Favorit für die schlechteste Armee der Welt: die russische. Ich bin ja noch während des kalten Krieges aufgewachsen. Da wurde verbreitet, dass die russische Armee so viel mehr Soldaten und Material hat, das die Bundeswehr nur ihren Vormarsch verzögern kann, nicht aber das Land echt verteidigen, solange bis aus den USA Truppen eingeflogen wurden. Das war auch das Konzept. Die US-Armee lagerte bei uns Panzer und alles andere was nicht schnell verlegbar war, ein. In Zeitungen kamen Diagramme die Soldaten, Panzer und Flugzeuge der NATO und des Warschauer Paktes gegenüberstellte und immer waren da auf russischer Seite zwei bis dreimal mehr vorhanden.

Einen kleinen Knick bekam diese Meinung durch den Afghanistan-Krieg. Aber nur einen kleinen, denn auch in Vietnam hatte die US-Armee ja nicht gewonnen. Aber nun kam der Ukraine Krieg.

Hier hatte Russland alle Vorteile auf ihrer Seite. Sie konnte das Land von drei von vier Himmelsrichtungen überfallen, indem sie auch noch Weißrussland als Aufmarschgebiet nutzte. Heute ist der Gegner durch Satelliten vollständig aufklärbar, das bedeutet das man noch besser als bei früheren Angriffen beim Erstschlag Material beim Gegner zerstören kann, vor allem Flugzeuge. Bis heute hat die Ukraine ja keine effektive Luftabwehr. Doch nach anfänglichen Erfolgen blieb die Armee stecken, zog sich einige Monate später im Norden des Landes (vor Kiew) zurück. Zuerst dachte ich, dass die Kräfte dann von Osten her die Offensive verstärken würden, was denn auch zuerst geschah. Doch das kam auch zum Stillstand und mittlerweile ist die russische Armee auch hier auf dem Rückzug.

Vor allem aber hat mein Meinungsumschwung bewirkt, was ich da von den Kriegshandlungen gesehen habe. Wer ist so blöd und entsendet eine Armee auf einer Zig Kilometer langen Kolone ohne genügend Sprit, damit sie stecken bleibt und vom Gegner angegriffen werden kann? Welche Armee lässt sich ihren Panzer von einem Bauern abschleppen? Dazu kamen Berichte das russische Truppen ihre Panzer stehen lassen und die Flucht ergreifen.

Die russische Armee hatte alle Vorteile auf ihrer Seite: sie war erheblich größer als die ukrainische Armee, sie hatte die Luftüberlegenheit, sie war moderner ausgerüstet. Viele der Einnahmen durch Rohstoffe wurden ja in den letzten zwei Jahrzehnten in die Modernisierung gesteckt. Das die Ukraine nach Artillerie fragt hat damit zu tun, das sie zu Kriegsbeginn vor allem gezogene Geschütze hat, die also an einem Ort erst aufgebaut werden müssen und dann von einem Lastwagen zum nächsten gezogen werden. Sobald sie einmal schießen ist ihre Position bekannt und die kommen unter Gegenfeuer. Daher sind die von den USA gelieferten M777 auch nicht so effektiv, denn denen passiert genau das und dann müssen sie zur Reparatur nach Polen. Eine Panzerhaubitze kann dagegen nach dem Schuss wegfahren.

Dann gibt es da Meldungen, die müssen selbst die naivsten Bürger Russlands aufschrecken. Da wird die Moskwa, der Stolz der Schwarzmeerflotte von Ukrane versenkt, weil sie sich der Küste zu sehr genähert hat. Offiziell ist sie in einem Sturm gesunken. Ehrlich? Für wie doof muss man die eigenen Bürger halten? Also selbst wenn, die Bürger nicht nachprüfen können, ob es zu dem Zeitpunkt im schwarzen Meer ein Sturm herrscht oder nicht, sollten Kriegsschiffe hochseetauglich sein und Stürme überstehen, sonst braucht man sie nicht, wenn man sie nur bei schönem Wetter einsetzen kann. Vor allem ein Sturm im schwarzen Meer? Das ist ein Binnengewässer, da gibt es keine großen Stürme, das wäre genauso wie ein Sturm im kaspischen Meer oder der Ostsee. Dann explodiert ein Munitionsdepot auf der Halbinsel Krim. Offiziell wegen Unachtsamkeit. Also wenn die eigene Armee so schlecht ist, dass sie nicht mal aufpassen kann damit ein Fehler nicht Milliardenwerte vernichtet, dann ist das ein Armutszeugnis.

Inzwischen hat Russlands erst die Grenze für das Alter in der Armee aufhoben und als trotzdem niemand kam, nun generalmobil gemacht also alle Reservisten einberufen. Die Bürger sind so begeistert, das sie ins Ausland fliehen und inzwischen bröckelt auch die Front im Osten. Generalmobilmachung gab es in Russlands Geschichte nur zweimal. Einmal nach Beginn des ersten Weltkriegs, einmal zu Beginn des zweiten Weltkriegs. So schlecht ist also die Situation mittlerweile. Den Afghanistankrieg konnten sie noch ohne Mobilmachung durchführen. Eine Million aktive Soldaten reichen also nicht aus um die Ukraine, ein kleines Land, mit weitaus geringerem Nationaleinkommen und zwar nominell großen Streitkräften, aber schlechter Ausrüstung zu besiegen. Gut Russland hat auch den Fehler gemacht, das man die gut ausgerüsteten Einheiten die im Westen stehen, nicht einsetzte. Stattdessen, damit es möglichst wenige Proteste im Westen Russlands gibt, wo „Russen“ leben vor allem Streitkräfte in denen ethnische Minderheiten dienen, eingesetzt hat. Ob noch mehr Soldaten es dann reißen? Eher wird doch ein Schuh draus, wenn man die Einheiten die man bisher schonte und die keine Reservisten, sondern die reguläre Armee sind, nun einsetzt. Aber ich vermute Russland wird weiterhin vor allem Soldaten aus Regionen einsetzen in denen Russen nicht die Mehrheit bilden.

Ich habe dann aber mal nachgesehen. Es scheint wohl die „Taktik“ Russlands generell zu sein, das dort ein Menschenleben nicht viel zählt. Sie haben zwar den zweiten Weltkrieg gewonnen. Aber eben nur aufgrund dessen. Normal ist das die verlierende Partei immer größere Verluste hat und die siegende immer kleinere. Sie hat eine Überlegenheit, heute auch durch schwere Waffen und kann diese ausnützen. Die russische Armee hat immer, selbst in den letzten Kriegsmonaten, höhere Verluste als Deutschland gehabt, selbst bei der Schlacht um Berlin und Belagerung von Wien, trotz zwei bis dreifacher Überlegenheit. Anderes Beispiel: Die Schlacht um Kursk, Unternehmen Zitadelle gilt als Wendepunkt des Kriegs im Osten. Doch Russland hatte 177.000 Tote, Deutschland nur 54.000. Selbst bei der Schlacht um Stalingrad, bei der eine ganze Armee in Gefangenschaft geriet waren die russischen Verluste mit 1,23 zu 1 Million höher.

Noch ein Wort zu unserer Bundesregierung. Inzwischen ist ja klar, dass die Ausrede, die USA wollen nicht, dass wir keine Kampfpanzer liefern, nur eine Behauptung ist. Also zumindest die Leopard 1 die fertig bei der Industrie rumstehen, könnte man liefern. Stattdessen feiert die Regierung jedes Kleckerns wie jede einzelne Panzerhaubitze. Das ist schon peinlich.

Dann war ich erstaunt das in den Pipelines so viel Gas war, das es eine Woche zum Ausströmen braucht. Also nur mal so als Gedankenexperiment: wenn ich schon Sanktionen gegen Russland mache, warum nimmt man nicht einfach alles Gas ab das in den Pipelines steckt und bezahlte es nicht bzw. beschlagnahmt das Geld gleich als Bestandteil der Sanktionen. Dann wären die Pipelines leer unsere Gasspeicher voller und es gäbe auch keinen Grund sie zu sprengen.

Inzwischen hat sich Elon Musk auch mit der Ukraine versaut. Nachdem er zuerst gelobt wurde, weil er Starlink Antennen lieferte und die Ukraine das Internet nutzte um zu Kommunizieren und Angriffe abzusprechen. Musk hatte einen Friedensplan entworfen, in dem die Ukraine auf die Krim verzichten sollte und die von Russland besetzten Gebiete erneut unter UN-Kontrolle abstimmen sollten. Vor einem Tag hat er dann gemeint, es gäbe in der Ukraine Gebiete die mehrheitlich zu Russland gehören wollen. Gute Idee. Wie wäre es, wenn man die Abstimmung mal auf Gebiete Russlands ausdehnt. Ich bin mir Sicher, dass die Enklave Kaliningrad (Königsberg) wo die Russen in der Minderheit sind gerne sich einem der Nachbarländer anschließen würden. Etliche Regionen im Osten und Süden wo Russen in der Minderheit sind und die Bevölkerung große Verluste im Krieg haben, dürften vielleicht auch lieber woanders sein. Oder man dehnt das generell aus. Vielleicht wollen die Grenzgebiete Mexikos lieber zu den USA gehören oder Bayern will selbstständig werden. Die meisten Staaten Afrikas deren Grenzen von Kolonialmächten gezogen wurden und in denen heute ethische Konflikte toben würden zerfallen.

17 thoughts on “Die schlechteste Armee der Welt

  1. Viele Probleme der russischen Armee sind systemimmanent.
    So wurden -wie in den meisten Autokratien- Männer nach Loyalität und nicht nach Kompetenz in Führungspositionen befördert, damit sie bloß nicht dem Mann an der Spitze gefährlich werden können.
    Dazu kommt noch die extreme Korruption, die darin gipfelte, dass Offiziere den zugeteilten Treibstoff auf dem Schwarzmarkt verhökert haben und ganze Regimenter nur auf dem Papier existierten, damit sie den Sold abschöpfen konnten
    Außerdem gibt es in der Truppe die unschöne Tradition namens „Dedowschtschina“ (russ.: „Herrschaft der Großväter“) bei der die neuen Rekruten auf brutalste Weise von den älteren Jahrgängen schikaniert und misshandelt werden, was jährlich zum Suizid von hunderten russischen Soldaten führt und sich allgemein negativ auf Moral und Zusammenhalt auswirkt.

    Was in diesem Kontext allerdings nicht unter den Tisch fallen gelassen werden sollte, sind die taktischen und strategischen Meisterleistungen des ukrainischen Militärs unter widrigsten Umständen.

  2. Die russische Armee ist größer aber hat noch ein paar andere Aufgaben als die Ukraine anzugreifen. Zum Beispiel eine verdammt lange Grenze zu verteidigen. Westliche Schätzungen gehen davon aus das Russland etwas weniger Soldaten in der Ukraine hat als die Ukraine.
    Außerdem konnte Russland bisher keine wehrpflichtigen Soldaten in der Ukraine einsetzen sondern nur Zeitsoldaten weil Ukraine Ausland ist. Jetzt können Wehrpflichtige zu mindestens in den „neuen“ russischen Gebieten eingesetzt werden.
    Die Moskwa hatte die selben Probleme wie die Briten bei den Falkland Inseln und den Exocet tieffliegenden Seezielflugkörpern. Wenig Vorwarnzeit und wenn die Luftabwehrsysteme auf manuell geschaltet sind um eigene Einheiten nicht zu gefährden kann die Zeit nicht ausreichend sein sie abzuwehren.
    Das Russland eine Generalmobilmachung hatte ist einfach falsch. Es ist eine Teilmobilmachung angekündigt worden.

  3. Ich würde mal sagen Putin und Co sind auf die eigenen Propaganda reingefallen. Seit Putin an der Macht ist hat man die Armee zwar mit mehr Geld (und damit auch mehr modernen Krams) ausgestattet, aber bei weitem nicht so viel wie man im TV und Co dargestellt hat. Man hat dauernd neue Flugzeuge, Panzer, Raketen… vorgestellt und gesagt man führt ein. Wirklich Produziert wurde dann aber nur in Homeophätischen Stückzahlen. Bestes Beispiel der T-14. https://de.wikipedia.org/wiki/T-14#Status_und_Einf%C3%BChrung

  4. Moin Bernd,
    bin eher zufällig auf diesen Beitrag gestossen. Ich hab eine Weile überlegt, ob ich was dazu schreiben soll oder nicht. Hier nun das Ergebnis dieser Überlegungen:

    Zu den Pielines ist zu sagen, dass die unter Druck standen, und der lag bei rund 105 bar, da braucht es schon eine Weile, bis da alles Gas aus den Rohren raus ist. Denn die Leitungen sind 1224km lang und haben einen Innendurchmesser von 1,153 m. Das ist schon ein gewaltiges Volumen, dann noch der hohe Druck dazu, da kommt ’ne Menge Gas zusammen.

    Was die Taktik der russischen Armee angeht, so hat die bis zu dem Versuch, die Brücke von Kertsch zu sprengen, mehr oder weniger mit angezogener Handbremse agiert. Sprich: die haben nicht alles eingesetzt, was sie haben und haben auch die ukrainische Infrastruktur weitgehend intakt gelassen, wohl wissend, dass das durchaus zu ihrem Nachteil ist. Es ging aber auch darum, die Zivilbevölkerung soweit wie möglich zu schonen, weshalb man diese taktischen Nachteile in Kauf genommen hat. Das funktionierte Anfangs auch ganz gut. Doch dann hat sich die EU und die Nato immer weiter eingemischt und nicht nur Gerät sondern inoffiziell auch immer mehr Personal in die Ukraine geschickt.
    Und die Operationen der ukrainischen Truppen werden ja auch nicht in Kiew, sondern in Ramstein, London und Washington erarbeitet. Zudem hat die Nato die Ukraine von Anfang an mit Geheimdienstinformationen und Aufklärungsdaten versorgt. Trotzdem konnten sie gegen die russischen Truppen nicht viel ausrichten.

    Was das Schiff Moskwa angeht, so gehen Gerüchte um, dass da der britische Geheimdient nachgeholfen hat. Das selbe gilt für die Explosionen der Treibstoff und Munitionslager und zerstörter Flugzeuge an dem Flughafen auf der Krim. Da soll auch mehr Sabotage im Spiel gewesen sein, als Unachtsamkeit des Personals.

    Bei der „Eroberung“ des Gebietes um und bei Charkiw sahen sich die Russen allerdings einer Truppe gegenüber, die ihnen personell im Verhältnis von 8:1 überlegen war. Also einem russischen Soldat standen 8 Gegner gegenüber. Darauf waren sie nicht eingestellt, und hatten auch nicht die nötigen Reserven parat, um diesen Angriff abwehren zu können. Deshalb haben sie es vorgezogen, sich erst einmal zurück zu ziehen. – Übrigens zusammen mit einem grossen Teil der pro-russischen Bevölkerung in der Gegend.

    Dann noch was zum grösseren Hintergrund:

    Da ist einmal dieses Friedman-Video, dass in aussenpolitisch interessierten Kreisen berühmt ist: Da sagte George Friedman, ehemals Nato Oberbefehlshaber in Europa, danach Gründer des Thinktanks STRATFOR, auf einer öffentlichen Veranstaltung im Sommer 2015:
    „Das primäre Interesse der USA, wofür wir seit einem Jahrhundert die Kriege führen – Erster und Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg – waren die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland. Weil vereint sind sie die einzige Macht, die uns bedrohen kann, und unser Interesse war es immer, sicherzustellen, dass das nicht eintritt.“
    Quelle hier: https://www.youtube.com/watch?v=gcj8xN2UDKc
    ab Minute 1:48

    Das ist sinngemäss ebenfalls in einem Memo für Kongressabgeordnete nachzulesen:
    U.S. Role in the World: Background and Issues for Congress, Updated January 19, 2021 unter „Prevention of Emergence of Regional Hegemons in Eurasia“, Seite 7 im PDF-Reader.
    https://crsreports.congress.gov/product/pdf/R/R44891

    Und dann ist da noch ein sehr langes und ausführliches Interview mit dem ehemaligen Schweitzer Oberst Jacques Baud, der viel mit der Nato zusammen gearbeitet hat. (2. Beitrag auf der Seite)
    https://www.zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-4-vom-15-maerz-2022.html

    Als letztes hätte ich noch diese Papers von der RAND-Corporation:

    * Extending Russia
    https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html

    * Overextending and Unbalancing Russia
    https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_briefs/RB10000/RB10014/RAND_RB10014.pdf

    Darin geht es darum, die russische Wirtschaft und letztlich auch die russische Politik zu destabilisieren, also das, was die Sanktionen bewirken sollen, die die EU verhängt hat. Die Papiere sind von 2019.

    Soweit mal dieser Beitrag, der schon wieder viel länger geworden ist, als ursprünglich erwartet…

    1. Hmmm, hat denn nun Russland einen Krieg angefangen oder die USA?

      Also ich habe nichts von einem Einmarsch der USA gehört. Und die Verharmlosung der Verluste Russlands ist schon erstaunlich. Wenn Du das Flüchten und Zurücklassen der ausrüstung als „Krieg mit angezogener Handbremse“ bezeichnest dann ist das natürlich eine tolle Taktik um den Feind in Sicherheit zu wiegen, solange bis der das ganze territorium zurückerobert hat, da sie ja „gegen die russischen Truppen nicht viel ausrichten“, klar wenn diese abhauen….

      Russland hat seit Kriegsbeginn Infrastruktur, darunter auch Schulen und Krankenhäuser angegriffen, Darüber hinaus gab es schon vorher Massaker an der Zivilbevölkerung.

      Was die Politik der USA angeht – die hat mit dem Krieg nichts zu tun. Den hat Russland angezettelt und zwar ohne provoziert worden zu sein. Im gegenteil sie hat schon 2014 die Krim annektiert und die Separatisten unterstützt.

    2. „Es ging aber auch darum, die Zivilbevölkerung soweit wie möglich zu schonen, weshalb man diese taktischen Nachteile in Kauf genommen hat.“
      Die ersten 1-2 Tage war das zu beobachten. Aber als es gegenwehr von Ukrainischer Seite gab war damit schluß.

      „Das funktionierte Anfangs auch ganz gut. Doch dann hat sich die EU und die Nato immer weiter eingemischt und nicht nur Gerät sondern inoffiziell auch immer mehr Personal in die Ukraine geschickt.“
      Es gibt kein NATO Personal in Kampfeinheiten in der Ukraine und auch sonst innerhalb der Ukraine wenn überhaupt dann nur in minimalen Mengen.

      „Und die Operationen der ukrainischen Truppen werden ja auch nicht in Kiew, sondern in Ramstein, London und Washington erarbeitet.“
      Nein. Aber USA, NATO und Co geben Vorschläge/Ideen was die Ukraine machen könnten

      „Zudem hat die Nato die Ukraine von Anfang an mit Geheimdienstinformationen und Aufklärungsdaten versorgt. Trotzdem konnten sie gegen die russischen Truppen nicht viel ausrichten.“
      Doch, sie haben den Einmarsch innerhalb weniger Tage größtenteils gestoppt.

      „Was das Schiff Moskwa angeht, so gehen Gerüchte um, dass da der britische Geheimdient nachgeholfen hat.“
      Was soll er denn nachgeholfen haben?

      „Das selbe gilt für die Explosionen der Treibstoff und Munitionslager und zerstörter Flugzeuge an dem Flughafen auf der Krim. Da soll auch mehr Sabotage im Spiel gewesen sein, als Unachtsamkeit des Personals.“
      Das es Unachtsamkeit des Personal war behauptet nur Russland.

      Den ganzen vermutlich klar gegen die USA gerichteten Krams lese ich jetzt nicht durch. Ich bin ja auch kein freund von der Abhängigkeit Europas von der USA. Da muß man was machen. Aber die USA sind in den letzten Jahrzenten klar der besserer Verbündete als Russland.

      1. Laut Putin ist das in der Ukraine ja kein Krieg, dann muss das wohl Frieden sein. Was ist Jemand, der mitten im Frieden Leute in andere Länder schickt, um dort Menschen zu ermorden und alles zu zerteppern? Richtig, ein Terrorist. Also auch nach russischen Gesetzen ein Verbrecher. Außerdem lässt er alle einsperren, die das als Krieg bezeichnen. Nun verwendet er mit der Ausrufung des Kriegsrechts dieses Wort selbst. Muss er sich als Opfer der eigenen Propaganda jetzt selber einsperren?
        Mit einem Wort: Bin Putin lebt gefährlich.

        1. Putin hätte gern gewollt das der Militäreinsatz in der Ukraine kein Krieg wird und muss es widerstrebend revidieren.
          Der Wechsel vom Verbrecher zum Herrscher und umgedreht ist nicht ungewöhnlich in der Geschichte. Die Frage ist kann oder will ihn jemand vor Gericht stellen und verurteilen?
          Ich glaube nicht das ihn kratzt das er gefährlich lebt. Seine ganze Karriere kann nach dem Debakel in der Ukraine als gescheitert betrachtet werden. Ich denke das er alles versuchen wird es noch umzubiegen.

          1. Putins Ziel war, sich die Industrie der Ukraine zu holen um seine eigene Wirtschaft zu stärken. Wenn er die systematisch weiter zerstört bekommt er sie aber auf keinen Fall. Selbst wenn er die Ukraine doch noch erober würde. Verbrannte Erde“ macht man, wenn man den Krieg verloren hat und zu feig ist das auch zuzugeben. So wie der große Teppichbeißer.

  5. Ich krame mal angesichts der letzten Ereignisse diesen alten Blog heraus. So langsam habe ich das Gefühl ich war noch zu optimistisch mit meiner Einschätzung

    Erst konnte die Ukraine Verbindungsbrücken zur Krim und Militärlager weitab von der Front angreifen.

    Dann schafften es Drohnen bis in 1.000 km entfernte Moskau, sogar bis in den Kreml (erinnert sich noch jemand an den Moskauflug von Matthias Rust (https://de.wikipedia.org/wiki/Mathias_Rust)?

    Und zuletzt nun gestern rebellion des Wagner-Söldner Chefs Prigoschin. Bei dem er zuerst eine Militärkommandantur – das Hauptquartier der südlichen Kampfgruppe russlands Rostow am Don besetzt wird und sie sich dann unbehelligt durch russisches Gebiet 600 km weit Richtung Moskau vorrücken ohne das jemand eingreift. Leute, dagegen ist unsere Bundeswehr ja noch Gold!

    Der Aufstand von Prigoschin ist nun beendet, er soll nach Weißrussland gehen angeblich straffrei. Ich wage aber die Prognose das es ihm wie anderen Putin Widersachern geht und er ermordet wird. das geschah so schon bei Leuten die viel weniger taten.

    1. Ein russischstämmiger Historiker hat gestern das Ganze mit dem Kornilow Putsch von 1917 verglichen. (Welcher die damalige provisiorische Regierung stark schwächte und damit die Oktober Revolution möglich machte.)

      Und die Tatsache, dass die Bevölkerung den Wagner Truppen beim Abzug aus Rostov am Don zugejubelt hat, sollte einen schwer zu denken geben. (Das der dortige Stückpunkt so leicht einzunehmen war, war schon ein böses Omen für die Russen. Ohne diesen, laut einigen anderen Analysten, wäre der Ukraine Feldzug nämlich undurchführbar.)

    2. Am 25. Juni habe ich prognostiziert: „Ich wage aber die Prognose das es ihm wie anderen Putin Widersachern geht und er ermordet wird. das geschah so schon bei Leuten die viel weniger taten.“

      Heute wurde gemeldet das eine Privatmaschine mit ihm nahe Moskau abgestürzt sein soll, oder eher wahrscheinlich abgeschossen wurde.

      Ich glaube zwar nicht das er davon gekommen wäre, Putins Schergen haben ja auch in England und in Berlin Leute ermordet, aber wenn man so dämlich ist Russland zu überfliegen oder gar dort zu landen, dann muss man sich nicht wundern.

  6. Ein typischer Leitenberg Beitrag…recht oberflächlich…aber das ist meine Meinung.

    Was es den Krieg in der Ukraine angeht, so möchte ich folgende Fakten über russische Verluste, heutiger Stand (25.06.2023), präsentieren, die ein düsteres Bild einer Atommacht zeigt:

    – Flugzeuge… 314
    – Hubschrauber… 308
    – Panzer… 4030
    – Schützenpanzer… 7806
    – Artilleriesysteme…4034
    – Luftabwehr…385
    – Autotechnik, Zisternen…6735
    – Drohnen…3472
    – Schiffe…18

    Wenn es um tote russische Soldaten geht, so folgende Information: Die Anzahl der toten Soldaten veröffentlicht ein einflussreicher russischer General (General SVR) in unregelmäßigen Abständen auf seinen Telegram-Kanal. Die letzte Info wurde Samstag am 25.03.2023 veröffentlicht. Diese Daten werden in Russland nicht veröffentlich, aber bis an die russische Spitze, aber nicht an Putin, weitergeleitet. Wir lesen:

    – 169.452 tote Soldaten der regulären russischen Streitkräfte
    – 55.161 Wagner Söldner
    – 7.218 Sicherheitsbeamte der russischen Garde

    Das heißt, die Gesamtverluste der Russen betrugen bis Ende März 231.831 Soldaten. Bis zum heutigen Tag wahrscheinlich um die 300.000 tote Soldaten, da jeden Tag (ukrainische Angaben) werden mehr 500 Russen getötet.

    Ein weiterer interessanter Fakt. Laut meinen Recherchen, darunter offizielle Aussagen der Ukrainer, hatten wir auf einen Toten ukrainischen Soldaten, etwa 9 bis 10 tote russische Soldaten, also ein Verhältnis von 1 zu 10. Das war bis Juni 2022 der Fall. Bei Bachmuth (2023) hatten wir etwas andere Relation. Auch die abgefangene Telefongespräche der Russen, zeigen schreckliche Bilder ihrer Verluste. Von den eingesetzten Bataillonen überleben mitunter nur sehr wenige Soldaten…das berichten die überlebenden Soldaten an ihre Familien.

    Ein weiterer Fakt aus dem letzten Jahr. Die westlichen Ländern streiten sich um die Panzerlieferung, dabei waren die Russen selbst die größten Panzerlieferenten an die ukrainische Armee. Laut ukrainischen Angaben (Juni 2022), haben ihre Streitkräfte um die 460 russische Panzer erbeutet.

  7. —-Achtung Eilmeldung—-
    Während westliche Geheimdienste und wahrscheinlich die Konfliktparteien selbst im Dunkeln tappen, gelang es einem unbekannten Internetnutzer durch Recherche vor dem heimischen PC-Bildschirm genauste Verlustzahlen der russischen Streitkräfte aufzustellen und zwar bis auf die letzten Sicherheitsbeamten, Autotechnik und Zisternen. Diese Angaben sind auf gar keinen Fall reine Fantasie und auch ohne jegliche Quellenangaben absolut glaubwürdig. Er entschied sich für die fachgerechte Veröffentlichung dieser Fakten in der Kommentarspalte eines Internetblogs, der sich vornehmlich mit Raumfahrt- und Computerthemen befasst. Dort ist der unbekannte Publizist, der aber anscheinend Nachrichtendienstanalytiker einer geheimen Organisation ist, bisher eigentlich eher für seine kreative Auslegung von Tatsachen bekannt. Eine Ansicht, die sich nun zwangsläufig ändern muss.
    —-Achtung Eilmeldung—-

  8. Ukraine und Russland

    Vor einigen Monaten hat mich ein Raumfahrtjournalist mit einer ungewohnter Fragestellung kontaktiert, er wollte wissen, ob da etwas in der Ukraine für die Russen zu integrieren gibt. Meine Antwort war sehr umfangreich, möchte hier einige Fragmente präsentieren, da die meisten Leser als auch B. Leitenberg sind in der Thematik überfordert. Welchem Leser ist bekannt, dass die Apollo-Flüge zum Mond nach der Kondratjuk-Route erfolgten ?

    Nun ja, selbst die Frau Merkel und viele westliche Politiker konnte ohne Putin nicht leben, die ständig mahnende Worte des ehemaligen polnischen Präsidenten, Lech Kaczynski, wurden aber immer wieder ignoriert. Heute, angesichts der bestialischen Morde an der Zivilbevölkerung, erinnern sich viele seröse Zeitungen, Politiker als auch Herr Schäuble an Lech Kaczynski, besonders an die unvergessenen Worte…“ Wir wissen sehr gut, dass heute Georgien (wurde überfallen), morgen die Ukraine …“ die er 2008 in Tbilissi auf einer Kundgebung sprach, wo die russischen Panzer nur 40km entfernt waren..

    Auch die Behauptungen von Putin zu der Ukraine, sie hätte keine Existenzberechtigung und zu ihrer Nationalität, als auch die Erklärung von Papst Franziskus, der von „den Russen innewohnenden Humanismus“ sprach, kann ich allen sehr deutlich widersprechen. Hier sollte der Papst lieber Dostojewski sehr genau lesen, der über die Rigidität der Russen (die ihnen ganz natürlich innewohnt), in seinen Werken beschreibt. Ja, auch der Papst ist ein unwissender Mensch bezüglich der Ukraine und Russland.

    D. Rogozin Neid auf die Errungenschaften der Ukraine

    Schon zu Beginn des Krieges, sagte Rogozin, noch vor dem Attentat als er dabei seinen Penis verlor, dass die Einnahme von Raumfahrtzentren der Ukraine eine wichtige Aufgabe der russischen Militärs wäre. Mit so einen Schritt könnte die russische Raumfahrt neue technologische Impulse bekommen.

    Die ukrainische Raketen- und Raumfahrtindustrie ist so groß und ihre Wurzeln sind so tief in der Sowjetzeit verwurzelt, dass es fast unmöglich ist, hier vollständig in einem Beitrag zu erzählen. Seit Mitte der 1950er Jahre geben zwei Dnjepr-Giganten den Ton an: das Südliche Maschinenbauwerk und das Juschnoje-Konstruktionsbüro.

    Die Raketen- und Weltraumtechnologie der UdSSR wurde vom ganzen Land geschaffen, aber in vielerlei Hinsicht wurde ihre Entwicklung durch die Teilnahme ukrainischer Wissenschaftler und Ingenieure bestimmt. Viele herausragende Wissenschaftler und Designer der Sowjetunion, darunter solche Titanen wie S. Koroljow, M. Yangel, V. Gluschko, V. Chelomei stammen aus der Ukraine. Die Hauptzentren für die Entwicklung von Raketen und ihren Kontrollsystemen werden zu Recht als Dnepropetrowsk und Charkow angesehen. In Charkow wurde der größte Beitrag zur Entwicklung der Raketen- und Weltraumtechnologie von zwei Organisationen geleistet: das Kommunar-Werk und OKB Nr. 692, jetzt PJSC Hartron, die Steuerungssysteme für die Produkte von M. Yangel schufen.

    Im Dezember 1956 hat der Ministerrat der UdSSR eine Resolution „Über die Schaffung einer Interkontinentalrakete R-16“ verabschiedet. Die Entwicklung wurde dem OKB Nr. 586 (Chefkonstrukteur – M. Yangel) anvertraut. Der Hauptentwickler des Steuerungssystems wurde als Forschungsinstitut Nr. 885, Moskau (Chefdesigner N. Pilyugin) identifiziert. Die Einführung und Pflege der Arbeitsdokumentation in der Massenproduktion sollte von SKB Nr. 897 (Charkow, Kommunar-Werk, Chefkonstrukteur – A. Ginzburg) durchgeführt werden.

    Das Staatsunternehmen Staatliches Kiewer Konstruktionsbüro Luch beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von Luftfahrtwaffen, Panzerabwehrraketensystemen sowie verschiedenen Komplexen von Marinewaffen und anderen Arten von Produkten. Nach offiziellen Informationen von 2018, produzierte das Konstruktionsbüro Luch etwa 6.000 Raketen pro Jahr. Diese Raketen wurden sowohl im Interesse der ukrainischen Armee als auch für ausländische Kunden hergestellt.

    Das führende ukrainische Juschnoje Design Bureau, wurde 1951 das im Bau befindliche Automobil- und Traktorenwerk in Dnepropetrowsk auf die Produktion ballistischer Raketen umorientiert. Es erhielt den Namen „Werk Nr. 586“ und wurde mit der Produktion der ersten R-1, R-2, R-5 Raketen betraut. Am 10. April 1954 genehmigte die Regierung das Dekret zur Reform der Abteilung des Chefkonstrukteurs des Werks Nr. 586 (seit 1966- Juschnoje- Konstruktionsbüro) das von S. Koroljow für die Massenproduktion von Militärraketen geschaffen wurde. Nun wurde die Entwicklung einer neuen Rakete keine persönliche Angelegenheit der Konstrukteure, sondern ein staatlicher Auftrag, der in den vorgegebenen Linien erfüllt werden musste.

    Seitdem hat das ukrainische Juschnoje dreizehn strategische Kampf- und sieben Weltraumraketensysteme produziert. Die Arbeiten wurden gemeinsam mit der Hauptproduktionsstätte Juschmasch und in enger Zusammenarbeit mit Instituten und Unternehmen in Moskau, Kiew, Leningrad, Charkow, Woronesch, Bijsk, Tschernigow, Eriwan usw. durchgeführt. In all diesen Jahren war Juschnoje eng mit der Akademie der Wissenschaften der Ukraine verbunden, deren Grundlagen bei einem persönlichen Treffen zwischen dem Chefdesigner des Juznoje Yangel und Boris Paton gelegt wurden. Damals wurde akademischen Institutionen angeboten, mit der Entwicklung neuer einzigartiger Metall- und Verbundwerkstoffe für die Verteidigungsindustrie zu beginnen.

    Über 60 Prozent der Atomsprengköpfe im gesamten sowjetischen Arsenal waren auf in Dnepropetrowsk hergestellten Raketen montiert. Die bekannten Interkontinental-Raketen SS-24 (Skalpell) und SS-18 (Satan), die in Dnepropetrowsk entwickelt und hergestellt wurden, wurden in ihren technischen Parametern noch nicht übertroffen. Die sicherten die Parität der strategischen Streitkräfte der Vereinigten Staaten und der UdSSR, die jegliches Gefühl für einen Atomraketenkrieg beraubte. Übrigens ist die SS-18-Rakete, die die Amerikaner „Satan“ nannten, immer noch im Kampfeinsatz als Teil der Strategic Missile Forces der Russischen Föderation. In der Ukraine wurde quasi das nukleare Raketenschilds der UdSSR, der auf dreizehn verschiedenen Interkontinentalraketen-Systemen basierte, geschaffen.

    Die R-12-Rakete wurde zur weltweit ersten strategischen Rakete mit hochsiedenden Treibstoffkomponenten, einem vollständig autonomen Steuerungssystem sowie anderen technischen Verbesserungen ausgestattet. Am 4. März 1959 wurde die R-12-Rakete in Dienst gestellt und war bis 1988 im Kampfeinsatz.

    Als Reaktion auf das Konzept von „Star Wars“ wurden Schritte unternommen, um strategische Waffen qualitativ zu verbessern und ihre Unverwundbarkeit gegenüber neuen Angriffs- und Abfangmitteln zu erhöhen. Die Krone der Entwicklungen ist das Wojewoda-Raketensystem, das von den Designern von Dnepropetrowsk entwickelt wurde. Das Raketensystem kann etwa 10 Jahre eingemottet stehen und in nur 30 Sekunden startbereit sein. Wojewoda ist eine Rakete, die als eine der mächtigsten unter den Interkontinentalraketen gilt, die nach diesen Indikatoren in das Guinness-Buch der Rekorde gefallen ist.

    Die Rakete kann über 8,7 t schwere Atombomben über 11.000 km weit befördern. Keine einzige Interkontinentalrakete der Welt ist in der Lage, fast neun Tonnen militärische Ausrüstung auf so eine Reichweite zu werfen. Minuteman III fliegen auf eine Reichweite von bis zu 13000 km, aber mit einem Gefechtskopf von 1150 kg. Selbst die leistungsstärkste US-Interkontinentalrakete – die Marine Trident der neuesten Modifikationen wirft einen Gefechtskopf mit einem Gewicht von 2,8 Tonnen bei 11500 km. Die nach der Analyse der Eigenschaften des Komplexes gaben die Amerikaner ihm den Namen „Satan“.

    In den 70er Jahren wurde die Entwicklung strategischer Raketensysteme mit dreistufigen Festbrennstoff-Interkontinentalraketen in stationärer Silos und mobiler Eisenbahnbasen durchgeführt. Der Eisenbahnkomplex mit der RT-23-Rakete war das erste und einzige Exemplar dieser Art von Waffen in der Welt.

    Sieben Arten von Weltraumraketensystemen, darunter Kosmos, Kosmos-2, Zenit-2, Zenit-3SL, Dnepr, und die Stufe des Energia-Buran-Weltraumsystem wurden in der Ukraine entwickelt und eingesetzt, als auch über 70 Arten von Raumfahrzeugen für wissenschaftliche, militärische und nationale wirtschaftliche Zwecke wurden dort entwickelt. Selbst der Raketenblock des Mondraumfahrzeugs (Block E) hat Flugtests bestanden. Mehr als 1.100 Raumfahrzeuge wurden mit Hilfe von Trägerraketen des Juschnoje Design Bureau in die Umlaufbahn gebracht, darunter 400 eigene Konstruktionen.

    Juschnoje heute

    Heute ist das Juschnoje (vor dem Krieg) das wichtigste wissenschaftliche Zentrum der Ukraine, das fortschrittliche Weltraumtechnologien besitzt. Das Unternehmen exportiert mehr als 80% der Produkte und Dienstleistungen, zu den Hauptpartnern gehören die USA und die EU-Länder. Die Ukraine, die ein Drittel der Raumfahrtindustrie der UdSSR erbte, verfügte über wichtige Ressourcen. Die Ukraine hat auch die R-36M2 Interkontinentalraketen (Satan) in Trägerraketen umgewandelt, um Telekommunikationssatelliten in die Erdumlaufbahn zu bringen. Die modifizierte Trägerrakete erhielt den Namen Dnepr. Bis heute hat das Unternehmen mehr als 30 Arten von Flüssigkeitsraketentriebwerken entwickelt, von denen 17 in die Massenproduktion gebracht wurden.

    Während des Krieges 2014, so haben die ukrainischen Medien berichtet, wollte die damalige Regierung streng geheime Informationen zu den russischen strategischen Raketen an die USA weitergeben.

    Apollo Flüge erfolgten nach Kondratjuk-Route

    Im Februar 1942 wurde in der Schlacht von Orel der stellvertretende Zugführer Juri Kondratjuk (1897-1942) getötet. Heute gilt das autodidaktische Genie auf der ganzen Welt als einer derjenigen, die der Menschheit den Weg ins All ebnete. Sein Name ist in der International Space Hall of Fame des American Museum of Space History verewigt. Die Kondratjuk-Route ist die Flugbahn, auf der die Amerikaner zum ersten Mal die Oberfläche des Erdtrabanten erreichten. Doch das Stigma des Volksfeindes wurde ihm erst genommen, nachdem Apollo 11 den Mond erreicht hatte. Nur wenige wissen, dass Kondratjuk mit bürgerlichem Namen Alexander Shargej heißt. Er wurde in eine halbjüdische Familie in der Ukraine hineingeboren und landete dann, gezwungen, seinen Namen zu ändern, in Sibirien. Dort wurde er später als Volksfeind erkannt.

    Kondratjuk gab ein Flugschema, nach dem sich das Raumschiff um den Mond drehen wird, und dort wird das Gerät, das auf die Mondoberfläche absinkt, von ihm getrennt, und nach Abschluss des Programms wird das Gerät an das Raumschiff in der Mondumlaufbahn andocken.

    In unserer Zeit kann man sich nur über die technische Weitsicht von J. W. Kondratjuk wundern. Nach sorgfältiger Prüfung aller möglichen Optionen übernahmen amerikanische Experten in den 60er Jahren dieses spezielle Schema für die Durchführung ihres ersten Apollo-Mondprogramms. Ein amerikanischer Wissenschaftler, Dr. Lowe, sagte nach einer sicheren Reise des Apollo-Raumschiffs zum Mond:

    „Wir fanden ein kleines, unscheinbares Buch, das unmittelbar nach der Revolution in Russland veröffentlicht wurde. Sein Autor, Juri Kondratjuk, begründete und berechnete die energetischen Vorteile der Landung auf dem Mond nach dem Schema: Flug in die Umlaufbahn des Mondes – Start zum Mond aus dem Orbit – Rückkehr in den Orbit und Andocken an das Hauptschiff – Flug zur Erde.“

    Der erste Mensch, der seinen Fuß auf den Mond setzte, der amerikanische Astronaut Neil Armstrong, besuchte Nowosibirsk, um eine Handvoll Erde von den Wänden des unansehnlichen Hauses mitzunehmen, in dem Juri Kondratjuk lebte und arbeitete. Dann wird Armstrong sagen: „Dieses Land ist für mich nicht weniger wertvoll als der Mondboden.“

    Weltraumsterne der Ukraine

    Mit dem Flug von Gagarin, wussten nur sehr wenige und auch heute nicht jeder weiß, dass der Flug, dank der titanischen Bemühungen von Raketenwissenschaftlern die hauptsächlich aus dem ukrainischen Umfeld kamen. Historische Fakten zeigen, dass es die Ukrainer waren, die an den Ursprüngen der Geburt der Raketen- und Weltraumtechnologie standen.

    Die ersten Raketen der Welt, die von der russischen Armee in den späten 20er Jahren des 19. Jahrhunderts verwendet wurden, wurden vom Sohn eines ukrainischen Kosaken aus dem Dorf Ljutenka in der Region Poltawa, Generalleutnant Alexander Zasyadko (1779-1837), geschaffen. Er hat die Schaffung eines neuen Typs von Streitkräften initiiert und 1827 als Teil der russischen Armee die „Raketenkompanie Nr. 1“ gründete. Nach dem Tod von Zasyadko, hat ein anderer ukrainischer Landsmann, Konstantin Konstantinow (1818-1871), den Staffelstab der Entwicklung der Raketentechnologie in Russland übernommen.

    Unter Führung von Wladimir Chelomei (1914-1984), der im ukrainischen Podlachien geboren wurde, entstand die Proton-Trägerrakete und künstlichen Satelliten der Erde, die künstlichen Satelliten Polet, Kosmos-1267, die Orbitalstationen Saljut-3 und Saljut-5. Es war Wladimir Chelomei, der als erster die Idee vorbrachte und die Schaffung eines wiederverwendbaren Transportorbiters umsetzte.

    Die Raumfahrtindustrie Russlands könnte in der Tat nicht ohne die Entwicklungen der Charkiwer Forschungs- und Produktionsvereinigung Hartron existieren, wo moderne Raketenkontrollsysteme auf Weltebene geschaffen werden. Hier wurde das Steuerungssystem der ersten Saljut-Orbitalstation und des für Energia-Buran-Komplexes, hergestellt.

    Der Ukrainer aus Podlachien, Michail Yarimowich (1933), war in den frühen 60er Jahren in den Vereinigten Staaten in der Raumfahrt tätig. Er wurde 1964 von der US National Aeronautics and Space Agency für den Betrieb aller Apollo-Raumfahrzeugsysteme verantwortlich. Ein Jahr später wurde er zum technischen Direktor des Projekts zur Schaffung einer bemannten Orbitalstation ernannt.

    Das erfolgreiche Ergebnis des Fluges amerikanischer Astronauten zum Mond ist das Verdienst eines anderen Ukrainers, eines gebürtigen Sokal in der Region Lviv, Igor Bogachewski (1928), der eine Formel ableitete, die Berechnungen für die Rückkehr eines Raumfahrzeugs zur Orbitalstation von der Oberfläche eines anderen Planeten liefert.

    Der aus Zalishchyky in der Region Ternopil stammende Bohdan Hnatyuk (1915) tat viel, um Interkontinentalraketen zu schaffen, die von den amerikanischen Trident-U-Booten gestartet wurden.

    Joseph Kharik (1920) ist mit dem Start des ersten Satelliten der Weltraumkommunikation in den USA verbunden. Als dies am 7. April 1965 geschah, schrieb die Presse, dass „der Ukrainer das Gesicht der Welt verändert“.

    Am 6. Februar 2018 schrieb Elon Musk SpaceX Geschichte und testete erfolgreich die superschwere Trägerrakete Falcon Heavy. Ohne Übertreibung ist dies ein historisches Ereignis, alle daran beteiligten Menschen sind zu Helden geworden. Einer von ihnen ist der Ukrainer Alexei Pachunow, der eine wichtige Rolle bei den Weltraumabenteuern von SpaceX spielt. Er war für die erfolgreiche Landung der Falcon 9 im Jahr 2015 verantwortlich.

    Ukrainische Kosmonauten

    Tatsächlich gab es 20 Menschen im Orbit, die in der Ukraine geboren wurden oder ukrainische Wurzeln haben. Fünfzehn von ihnen waren sowjetische Kosmonauten, vier waren amerikanische Astronauten und einer war ein Kosmonaut der unabhängigen Ukraine. Drei Ukrainerin und siebzehn Ukrainer besuchten den Weltraum. Nicht ohne Verluste. Die US-Astronautin Judith Reznik starb beim Start des Challenger-Shuttles und der Kosmonaut Georgi Dobrowolski bei der Landung des Sojus-11-Raumschiffs.

    S. Koroljow ein Ukrainer und sowjetischer Wissenschaftler

    Der Jahrestag der Geburt des Konstrukteurs von Raketen- und Raumfahrtsystemen Sergej Koroljow führt immer zu einem Streit zwischen der Ukraine und Russland. Fakt ist: Koroljow wurde in der Ukraine geboren und war Ukrainer. Tausende und Abertausende prominenter sowjetischer Persönlichkeiten waren Ukrainer und pflügten die Sowjetunion an allen Fronten – von der Wissenschaft bis zum Sport und vom Baltikum bis zum Fernen Osten…

    Die Tochter von S. Koroljow, Natalia, hat 2007 ein Buch „Vater“ herausgebracht, darin lesen wir auf der Seite 177:

    “ Er liebte die Ukraine immer, er mochte die melodische ukrainische Sprache, herzliche ukrainische Lieder. Er hatte immer die wärmsten Erinnerungen an den Teil seines Lebens, den er in dieser Gegend verbrachte. Hier machte er seine ersten Schritte auf der Erde und im Himmel, hier wurde seine ersten liebe geboren, hier bestimmte er den Weg, den er für den Rest seines Lebens weiterging. Ich liebe die Ukraine auch sehr. Einerseits ist das Leben unserer Familie damit verbunden, und vielleicht spricht die Stimme des Blutes in mir. Andererseits verdient diese Region an sich, unabhängig von familiären Wurzeln, die Liebe aller, die jemals dort waren. Deshalb ist jeder Besuch in der Ukraine für mich ein Feiertag.“

    Die Propagandisten aus der Russischen Föderation können in dieser Angelegenheit sowie übrigens in allen anderen nicht mit den Tatsachen abfinden und versuchen, die Geschichte ständig neu zu schreiben und sich Helden, verschiedene Errungenschaften, anzueignen, mit anderen Worten zu stehlen

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