Nix mit Google Rätsel 3

Also ich hatte mit mehr Beteiligung am letzten Rätsel gerechnet. Keiner hat auch nur einen Ansatz versucht. Nicht einmal die SpaceX Fans haben sich versucht.

Also mal für alle. Die Methode ist bewährt und wurde von mir schon zur Rekonstruktion der Daten sowjetischer Träger herangezogen, als diese noch nicht veröffentlicht wurden. Man braucht nur ein paar Grundlagen der Physik. In diesem Falle eigentlich nur die Raketengrundgleichung. Sie lautet bei der Falcon 9 folgendermaßen

v = v1 * ln (s1 / l1) + v2 * ln (s2 / l2).

v1 und v2 sind die Ausströmgeschwindigkeiten der Gase der einzelnen Triebwerke

S1 und S2 die Startmasse bei der Zündung und L1 und L2 die Leermasse beim Brennschluss. Continue reading „Nix mit Google Rätsel 3“

Wo bleiben die privaten Raketenbauer?

Ja das frage ich mich, wenn ich bestimmte Kommentare und Foren lese. Das Resümee ist dabei, das die Entwicklung einer Trägerrakete viel preiswerter und die Startkosten viel niedriger sein könnten. Die etablierten Konzerne würden durch bürokratische Strukturen die Kosten erhöhen, sich durch Monopole sich dumm und dämlich verdienen und zudem noch ihre Jahrzehnte alten Trägerraketen verkaufen, die technisch veraltet und teuer wären.

Nun ja, die Frage ist – wen dem so ist, warum gibt es nicht viel mehr private Unternehmen? Also rechnen wir das mal mit realen Zahlen durch. Als Beispiel nehme ich die Ariane 1-4 Entwicklung. Sie kostete nach ESA Angaben 2.500 Millionen Euro im Wert von 2008. Ein Start kostete zum Schluss (2003) rund 115 Millionen Dollar. Da das schon ein paar Jahre her ist, nehme ich mal die aktuellen Zahlen der Sojus von Kourou: 70 Millionen Startkosten Euro für 3.000 kg Nutzlast. Ariane 4 transportierte 4.900 kg. Das entspricht hochgerechnet dann 114 Millionen Euro bei 4.900 kg.

Wenn dem so ist, das eine private Firma es nun wirklich besser kann, dann sollte doch angesichts der enormen Gewinne, veralteten Träger, Bürokratie und Monopolstrukturen eine Halbierung der Entwicklungskosten und Startkosten möglich sein. SpaceX spricht bei ihrer Falcon 9, ja sogar von nur einem Fünftel der Kosten von US Trägern. Könnte nicht eine Firma dann gute Gewinne machen? Also hier mal die Randbedingungen: Continue reading „Wo bleiben die privaten Raketenbauer?“

SpaceX und die OTRAG

Ich habe mit dem Gedanken gespielt mal was über die neuerliche Nutzlastzunahme bei Falcon 9 Heavy und das Wundertriebwerk in der zweiten Stufe zu schreiben. (nur durch eine etwas längere Düse 400 m/s höhere Ausströmgeschwindigkeit und damit besser als bei russischen Hochdrucktriebwerken mit geschlossenen (nicht wie beim Merlin offenen) Kreisläufen). Aber dann fiel mir ein, woran mich das erinnert: An die OTRAG. Wer sich nicht mehr richtig erinnert, hier mein Eintrag aus dem Raketenlexikon:

OTRAG

Im Sommer 1971 vergab das BMFT (Bundesministerium für Forschung und Technologie) Studien, um eine kostengünstige Alternative für die Europa I zu finden. Unter den Firmen, die Vorschläge einreichten, befand sich auch die von Lutz Kayser gegründete Technologieforschung GmbH. Ihr Konzept war völlig anders als bei allen etablierten Firmen. Es sah die Verwendung von Salpetersäure und Heizöl als preiswerte Treibstoffe, sechs Tanks mit je 36 einfachen, kleinen, ablativ gekühlten Triebwerken pro Modul und sechs Module für die Erste und ein Modul für die zweite Stufe vor. Die Treibstoffförderung sollte durch Druckgas erfolgen. In den folgenden Jahren erhielt die Technologieforschung GmbH 4,5 Millionen DM an Fördergeldern, mit denen das Konzept verfeinert und Triebwerke auf DLR Testständen erprobt wurden. Danach hatte das Forschungsministerium wegen der Beteiligung an Ariane kein Interesse mehr an einer weiteren Untersuchung.

Lutz Kayser gründete daraufhin am 17.10.1974 die OTRAG (Orbital Transport- und Raketen-Aktiengesellschaft). Bis 1978 hatte er rund 95 Millionen DM von rund 1.150 Gesellschaftern akquiriert. Dies fiel deswegen leicht, weil nach dem damals geltenden Steuerrecht Aktionäre Verluste bis zu 275 % ihrer Höhe steuerlich geltend machen konnten. Vorstandsvorsitzender und Galionsfigur, aber ohne Einfluss, war Kurt Debus, ehemaliger Chef des Kennedy Space Centers. Kayser verkaufte der OTRAG die Rechte an seinen „Erfindungen“ für 150 Millionen DM und strich davon gleich 20 Millionen ein. Der Rest sollte bei erfolgreichen Flügen gezahlt werden, zusätzlich zu einer Gewinnbeteiligung von 3 bis 5 %. Continue reading „SpaceX und die OTRAG“

Die Mär von den explosiven Feststoffboostern

Den heutigen Artikel habe ich schon am 24.1. verfasst. Da aber völlig egal ist was ich schreibe, weil die Leute ja sowieso wild kommentieren und das Thema des Blogs ignorieren kann ich ihn genauso gut aus der Schublade holen.

In einem Interview hat sich Musk mal wieder über Ares/Orion und Falcon 9/Dragon geäußert. Seiner Meinung nach sind die letzten viel zuverlässiger, weil sie früher zur Verfügung stehen und die Ares I und Orion noch nicht mal im design fertig seien. Ob das stimmt sei mal dahin gestellt. Zu dem Interview gäbe es eine Menge zu diskutieren, so ob eine Rakete und eine Kapsel die noch nicht erprobt wurden, auf unerprobter Technik basieren und von einer Firma entwickelt werden, die keinerlei Erfahrungen in der Raumfahrt hat aber 4 Jahre vor Orion/Ares zur Verfügung stehen unbedingt besser ist als dieser Entwurf der auf erprobten, aber in dieser Konstellation noch nicht eingesetzter Hardware basiert. Angesichts der Probleme bei der Falcon 1 und Verzögerungen auch bei anderen völlig neu entwickelten Raketen, wenn es Probleme gab, würde ich den Zeitfaktor nicht sehr hoch bewerten.

Aber in einem zeigt Musk, dass man als CEO nix verstehen muss: Er hält die Shuttle-SRB für „dangerous“ weil „7 astronauts lost their life“. Aha. Und wie ist das passiert? Continue reading „Die Mär von den explosiven Feststoffboostern“

Warum mich SpaceX nervt

Der eine oder andere hat es schon gemerkt: Meine Blogs beschäftigen sich vor allem mit dieser Firma. Der Grund ist recht einfach: Diese Firma nervt. Ich will an dieser Stelle mal begründen warum.

Punkt 1: Die Informationspolitik

Wer sich für Raumfahrt interessiert weiß, dass hier heute vieles im Argen ist. Auch bei Trägerraketen wird es schwieriger an technische Informationen zu kommen. Zu sehr dominieren Geschäftsnachrichten die Meldungen. Das Problem bei SpaceX ist dass die Websites zugekleistert ist mit Updates, die technische Angaben verstreut im Fließtext enthält. Vor allem aber sind sie nicht genau. So beziehen sich die Nutzlastangaben der Falcon auf ein zukünftiges „Block II Design“. Die anderen spärlichen Angaben aber auf das „Block I Design“. Daneben stimmen Terminpläne nicht. Launchmanifeste werden dann angepasst wenn jeder merkt dass der geplante Starttermin längst verstrichen ist usw.

Dazu kommt die gebetsmühlenartig wiederholte Leier, wie toll und zuverlässig ihre Rakete oder ihr Raumschiff ist – ganz im Gegensatz zu erreichten 40 % Zuverlässigkeit oder der persönlichen Einschätzung von Musk, dass es eine „70-80 % Chance gibt den Orbit zu erreichen“ für den Jungfernflug der Falcon 9. Wie sollen da erst Kunden auf die Idee kommen diesen Träger zu buchen? Continue reading „Warum mich SpaceX nervt“