Ich würde es lassen

Seit einigen Wochen habe ich ein vermehrtes Mailaufkommen zu einem Thema: der OTRAG. Zuerst von einem Professor in Kalifornien der das im Rahmen eines Projektes untersuchen will, dann von den Krautreportern, dann kontaktiert mich Norbert Brügge bei dem sich Kayser gemeldet hat und der seinen Angaben nicht so traut, es folgt ein intensiver Mailwechsel mit einem OTRAG Mitarbeiter der sich auch nach Jahren erneut meldet und zuletzt eine Mail von Kaysers letzter Ehefrau die mich nach einem Söldner fragt der im Dienste der OTRAG war. Sie hat . so zumindest meine Vermutung – auch diesee Welle ins Rollen gebracht, denn sie kündigte an, die Autobiographie von Kayser zu schreiben.

Ich vermute mit dem Anschreiben anderer wegen Informationen (sie ist erst seit 1980 dabei, hat also den Großteil der OTRAG-Geschichte verpasst) das ganze erst ausgelöst. Was die Ursache ist? der ehemalige OTRAG Mitarbeiter meinte Kayser hätte nach den jüngsten Fotos doch sehr an Vitalität verloren. Eventuell ist auch dies ein Grund. Continue reading „Ich würde es lassen“

Herzlichen Glückwunsch zum 75-sten!

Heute feiert ein Raketenpionier einen „runden“ Geburtstag, denn wohl nicht viele auf ihrem Schirm haben. Es ist Lutz Thilo Kayser, Firmengründer der OTRAG und wohl eine der schillerndsten und umstrittenen Persönlichkeiten in der Raketenentwicklung.

Lutz Kayser wurde am 31.3.1939 in Stuttgart geboren, beschäftigte sich schon in seiner Jugend mit selbstgebauten Raketen die er im Hinterhof seines Vaters der in der Südzuckervilla wohnte startete. Bald musste er wegen der Brandgefahr in einen Steinbruch ausweichen (mit dem Niederbrand der Villa im Jahr 1967 hat er nichts zu tun), studierte dann Luft & Raumfahrttechnik bei Prof. Sänger in Stuttgart. Continue reading „Herzlichen Glückwunsch zum 75-sten!“

SpaceX und die OTRAG

Ich habe mit dem Gedanken gespielt mal was über die neuerliche Nutzlastzunahme bei Falcon 9 Heavy und das Wundertriebwerk in der zweiten Stufe zu schreiben. (nur durch eine etwas längere Düse 400 m/s höhere Ausströmgeschwindigkeit und damit besser als bei russischen Hochdrucktriebwerken mit geschlossenen (nicht wie beim Merlin offenen) Kreisläufen). Aber dann fiel mir ein, woran mich das erinnert: An die OTRAG. Wer sich nicht mehr richtig erinnert, hier mein Eintrag aus dem Raketenlexikon:

OTRAG

Im Sommer 1971 vergab das BMFT (Bundesministerium für Forschung und Technologie) Studien, um eine kostengünstige Alternative für die Europa I zu finden. Unter den Firmen, die Vorschläge einreichten, befand sich auch die von Lutz Kayser gegründete Technologieforschung GmbH. Ihr Konzept war völlig anders als bei allen etablierten Firmen. Es sah die Verwendung von Salpetersäure und Heizöl als preiswerte Treibstoffe, sechs Tanks mit je 36 einfachen, kleinen, ablativ gekühlten Triebwerken pro Modul und sechs Module für die Erste und ein Modul für die zweite Stufe vor. Die Treibstoffförderung sollte durch Druckgas erfolgen. In den folgenden Jahren erhielt die Technologieforschung GmbH 4,5 Millionen DM an Fördergeldern, mit denen das Konzept verfeinert und Triebwerke auf DLR Testständen erprobt wurden. Danach hatte das Forschungsministerium wegen der Beteiligung an Ariane kein Interesse mehr an einer weiteren Untersuchung.

Lutz Kayser gründete daraufhin am 17.10.1974 die OTRAG (Orbital Transport- und Raketen-Aktiengesellschaft). Bis 1978 hatte er rund 95 Millionen DM von rund 1.150 Gesellschaftern akquiriert. Dies fiel deswegen leicht, weil nach dem damals geltenden Steuerrecht Aktionäre Verluste bis zu 275 % ihrer Höhe steuerlich geltend machen konnten. Vorstandsvorsitzender und Galionsfigur, aber ohne Einfluss, war Kurt Debus, ehemaliger Chef des Kennedy Space Centers. Kayser verkaufte der OTRAG die Rechte an seinen „Erfindungen“ für 150 Millionen DM und strich davon gleich 20 Millionen ein. Der Rest sollte bei erfolgreichen Flügen gezahlt werden, zusätzlich zu einer Gewinnbeteiligung von 3 bis 5 %. Continue reading „SpaceX und die OTRAG“