SpaceX – das wird nix

… oder eine weitere Variante eines Satzes mit „X“. Ihr werdet wohl nicht sehr überrascht sein von mir zu hören, dass ich nicht wirklich an einen Start der Falcon 9 am Samstag geglaubt habe. Ich habe den Webcast eine Minute vor dem Abheben zugeschaltet um festzustellen ob bos dahin schon der Countdown abgebrochen war und war dann doch erstaunt, dass dies noch nicht der Fall. Aber SpaceX hat mich nicht enttäuscht – Abbruch direkt vor dem Abheben, tja niemand bekommt es so spannend und dilettantisch hin.

Nun warum war ich nicht überrascht? Nach einer kurzen Recherche meiner Aufzeichnungen gab es bei allen Starts bisher nur einen der ohne einen oder mehreren Countdownabbrüchen stattfand, das war der vierte Start einer Falcon 1. Von den Vorher üblich statischen Zündungen des Triebwerks (diese sind nichts außergewöhnliches, auch eine Ariane 5 EPC durchläuft einen solchen Test, dort übrigens ein bisschen länger als bei SpaceX) gab es bei den Falcon 9 Starts auch jedes Mal mehrere Versuche. Von den Falcon 1 Starts habe ich mir leider keine Aufzeichnungen gemacht, doch zumindest an den ersten Start kann ich mich erinnern, und da klappte es auch nicht mit der statischen Zündung.

Also bei sieben vorherigen Startversuchen und drei bekannten Testzündungen hat es einmal auf Anhieb geklappt – blieb eine Chance von 1:10 dass es diesmal klappt. Wie sieht es nun am 22.sten aus? Nun sehr oft hat es im zweiten Anlauf geklappt. Aaaaaber … immer beim gleichen Start. Was ich damit meine? Nun beim letzten Falcon 9 Start klappte sowohl die statische Zündung erst beim zweiten Anlauf wie auch der Start. Also wenn ich ein Problem habe und es dann bei der statischen Zündung (die ja ein Probecountdown bis T-0 ist) fixen kann, dann sollte der Start dann auf Anhieb klappen. Das tut er aber auch erst beim zweiten Anlauf. Wenn dem als Gesetzmäßigkeit so ist, dann bekommt SpaceX nie einen Flug zur ISS hin. Denn dort gibt es Startfenster von einigen Sekunden. Für Russland, Arianespace und JAXA aber auch die NASA kein Problem. Aber für SpaceX?

Es geht noch weiter: Die Fehlerursache (ein abweichender Druck in Triebwerk 5) war schon mindestens zweimal die Ursache für Abbrüche. SpaceX will nun die Computersoftware verändern, damit sie dann nicht abbricht, was mich an meine Reparaturversuche als Kind beim Fahrrad erinnert. Da waren nach dem Zusammenbau immer noch Schrauben, Muttern und Ringe übrig, aber das Fahrrad funktionierte trotzdem – irgendwie … Ich habe draus gelernt und lasse heute mein Fahrrad reparieren. SpaceX hat die Vorgehensweise einfach was anzupassen zum Paradigma erhoben. Ein Riss in der Düse? Ach trennen wir einfach den Teil der Düse ab, anstatt nach der Ursache zu suchen. Ein zu hoher Brennkammerdruck – ach passen wir einfach die Software an, wird schon nix passieren. Äh ja, und warum habt ihr dann vorher mit einem anderen Grenzwert gearbeitet?

So langsam beschleicht mich das Gefühl, das die so oft beschworene „Engine out capability“ kein Feature, sondern essentiell notwendig ist. Gedacht war das mal als Absicherung für den Fall, das ein gut getestetes Triebwerk unerwarteterweise doch ausfällt. So war es bei der Saturn I und V gedacht und hat dort auch funktioniert (das wurde übrigens nicht postuliert sondern getestet, ich weiß, das ist ein Fremdwort für SpaceX, aber woanders testet man wirklich die Sachen vorher….). Bei SpaceX scheint es eher so zu sein, dass die Kombination von vielen Triebwerken mit offenbar geringer Zuverlässigkeit oder stark schwankenden Betriebswerten einen Ausfall wahrscheinlich macht. So auch hier: Als man die Telemetrie durchschaute, war klar, dass es nicht mit einem Softwareupdate getan war, der Brennkammerdruck stiegvnach der Zündung über ein tolerierbares Maß an. Erinnern wir uns: Beim letzten Testflug fiel eines der Erststufentriebwerke aus. Bekannt wurde das erst bei einer Anhörung eines unabhängigen Sicherheitspanels. Schwankende Brennkammerdrücke haben nun den Start schon mehrmals verhindert. Das alles ist nicht gerade das was man sich von einem zuverlässigen Träger erwartet. Man mag sich nicht vorstellen was passiert wäre, wenn der Computer das Triebwerk bei T+00:00:001 abgeschaltet hätte – dann sinkt der Schub von 3.800 auf 3.377 kN, was bedeutet dass die beim Start rund 333 t schwere Rakete praktisch in der Luft stehen bleibt und das über dem Startisch. Die Engine-out capability gibt es nämlich  erst nach 75 Sekunden.

Interessante war die am Tag vorher stattfindende Pressekonferenz. Es gab zwar keine neuen Daten zu Dragon und Falcon, aber welche über die Finanzen. SpaceX hat bisher 1,2 Milliarden Dollar gekostet. Diese kamen von folgenden Quellen:

  • 120 Millionen Elon Musk
  • 100 Millionen Investoren
  • 381 Millionen COTS
  • 100 Millionen CCDev (für den Fluchtturm, von dem es weder Hardware noch Testergebnisse gab)
  • 300 Millionen von Kunden
  • die fehlenden 200 Millionen stammen wohl vom CRS, da die Starts vorher zumindest teilweise bezahlt werden und im August und November die ersten stattfinden.

Also, die von Eugen Reichl so gern als „privat“ bezeichnete, Firma finanziert sich zu 18,3% aus Eigenmitteln, zu 56,7% durch Regierungsmitteln und zu 25% aus kommerziellen Aufträgen. Ich habe da irgendwie andere Vorstellungen von Privat. Es bestätigt aber meinen Verdacht des Schneeballsystems: wenn Kunden und NASA 500 Millionen für Flüge gezahlt haben, die noch nicht erfolgten (entsprechend sieben Falcon 9 und zwei Dragon Starts), das Geld aber schon weg ist (wir reden ja von den verbrauchten Finanzmitteln) woher kommen dann die Mittel für die dafür noch zu bauenden Trägerraketen und Kapseln? Der Börsengang ist übrigens (wie alles bei SpaceX) auch wieder verschoben worden. 2010 war noch von 2011 die Rede, nun redet man von 2013.

Nun ja SpaceX Kunden sind geduldig. Denn ebenfalls nach Shotwell finden dieses Jahr nur noch zwei CRS Flüge statt (August und November) – wenn man COTS 2+ bis zum 29.5 vom Boden wegkriegt. Die Bezeichnung COTS 2+ zeigt übrigens die letzte Änderung. Trotz mehrfacher Verzögerung traut die NASA SpaceX nicht zu, COTS und 3 durchführen zu können. Daher wird nun erst mal COTS 2 durchgeführt uns so viel von den Zielen von COTS 3. Den Rest soll dann CRS absolvieren, was aus diesem dann einen weiteren Testflug macht.

Jau, unser ATV hatte das nicht nötig und ist auch pünktlich gestartet. Er wäre sogar Jahre früher startbereit gewesen, aber weil sich durch den Verlust der Columbia der Zeitplan verschoben hat, machte ein Start keinen Sinn bevor diese Menge an Fracht auch benötigt wurde (und nach dem Bartervertrag auch erst mit dem Transport von Columbus zu erbringen ist). Dabei ist (das wird gerne übersehen), die Dragon nicht mal billiger: Sie kostet fast gleichviel (76.000 zu 79.800 Dollar pro Kilogramm). Wenn sie immer nur rund 500 kg transportiert, anstatt den vertragsgemäß ausgemachten 1.700 kg ist sie sogar dreimal teurer.

Immerhin, vor rund vier Jahren war ich der einzige SpaceX Kritiker, musste mir deswegen Verleumdungen und ähnliches gefallen lassen. Inzwischen scheint die Stimmung gekippt und die SpaceX Jünger in der Minderheit.

27 thoughts on “SpaceX – das wird nix

  1. Nu, wenn’s das mal war: Nach Angabe des unvergleichbaren Elon Musk war ein defektes Turbopumpenventil die Ursache. Das wird ausgetauscht.
    Neue Startzeit soll der 22.Mai 9:45 MESZ sein.
    Das ganze ist, wenn meine Recherchen richtig sind, ueber Twitter bekannt gegeben worden.
    Schaun mer mal…

  2. Was soll das erst mit der Falcon Heavy werden, wenn dann gleich 27 Triebwerke funktionieren müssen? Elon Musk will ja zum Mars. Nicht auszudenken, wenn dann seine Technik auch so „zuverlässig“ ist. Weltraumbeerdigungen sind ja inzwischen eine Modewelle. Aber nicht mit noch lebenden Kunden.

    Noch eins stört mich an der Firma: Wenn man mit einem Produkt Geld verdienen will, dann muß man sobald es funktioniert die Serienproduktion aufnehmen. Genau das wird aber nicht gemacht. Wenn man nur Produkte entwickelt, um sie dann doch nicht zu bauen, wird das ein Milliardengrab. Und das soll an die Börse gehen? Das wird ein größerer Schwindel als bei der T-Aktie.

  3. Mal sehen, wann der NASA der Geduldsfaden reisst, wenn es nach dem x. Start immer noch nicht klappt. Könnte man die Dragon eigentlich auch auf eine andere Rakete (Bsp. Altas V) drauf tun ? Oder funktioniert sie nur mit der Falcon ?
    Die NASA hat einfach keine Kapsel, aber ja Zugang zu anderen Trägern.

  4. @Börsengang:

    Musk bzw. sein Finanzchef haben ja vor einiger Zeit behauptet „es spiele keine Rolle“ wann SpaceX an die Börse gehe, weil es nicht nötig sei.

    Klar, die Regierung zahlt ja schön. Zumindest vorerst.

    @Schwindel: Tesla Motors, Musks andere Firma macht ja durch Autoverkäufe auch keine richtigen Gewinne, sondern hauptsächlich durch ihren Börsenwert. Alleine ist die Firma nicht langfrstig überlebensfähig, aber Musk hat durch geschickte PR es geschafft, Interesse bei den großen Autofirmen zu schaffen.

    Es ist derzeit nicht klat ob er sich bei SpaceX gewaltig verschätzt hat oder er andere Pläne schmietet um noch einen Gewinn zu erzielen.

  5. Ich denke die NASA wartet ab, wie es mit OSC aussieht. Da stehen die ersten Starts ja auch noch dieses Jahr an.

    Die CRS Flüge sind ja schon gebucht. Allerdings werden die sukzessive bezahlt, aber wie üblich (auch bei kommerziellen Flügen im Voraus, sodass beim Start der Flug bezahlt ist (das geschieht in Stufen).

    Bei den CRS Ankündigungen steht immer dass der Auftrag jeder Firma auf 3,5 Milliarden ansteigen könnte. Da dies exakt die Summe beider Einzelverträge ist, denke ich kann es sein, dass bei dem Scheitern einer der beiden Firmen die andere den gesamten Kuchen bekommt.

    Die COTS Gelder hat SpaceX schon fast komplett bekommen, und sie haben es geschafft, einen Flug weniger durchzuführen als vertraglich vereinbart. Noch seltsamer finde ich die 100 Millionen für den Fluchtturm – ich habe nirgendwo auf der SpaceX Seite auch nur ein Modell gesehen oder was von einem Test gelesen.

    Welchen Sinn soll es machen eine Kapsel auf einer anderen Trägerrakete zu starten. Nur zu Erinnerung: Eine Rakete ist technisch einfacher als eine Raumkapsel. Es gibt über 100 verschiedene Raketentypen, aber ich komme nur auf weniger als ein Dutzend Kapselsysteme die jemals entwickelt wurden. Was bisher getestet wurde war ein eingeschränkter Prototyp. Der ist vergleichbar mit dem ARD, denn die ESA vor 14 Jahren testete, dass das Ding Fracht transportieren kann und dabei nicht die ISS rammt muss erst noch beweisen werden.

  6. Ich bin auch am Sa ziemlich frustriet vor dem livecast gesessen, das ist ein Theater mit der blöden Rakete!

    Bin nur gespannt, wie lange die Satelliten-Kunden noch warten, bis die Firma endlich die Dinger hochschiesst. Irgendwann werden die wohl Mr. Musk klagen, und das wars dann mit SpaceX! Wenn der gar kein Geld mehr hat, kann er zusperren!

  7. Ich hab den Verdacht, dass es der der NASA vielleicht auch ganz recht so ist wie es läuft. Besser kann man den US Congress Abgeordneten doch gar nicht vorführen, daß es besser ist die Nasa direkt selbst zu beauftragen und die Mittel entsprechend aufzustocken.

  8. Bei den Verträgen gibt es Ausstiegsklauseln. Ich denke die laufen beio kommerziellen Kunden so ab „x gelungene Flüge und Start vor dem x.x.x“.

    Der erste Kunde (Hylas) ist schon abgesprungen. Sein Satellit sollte schon 2009 oben sein. Es gab dann einen Prozess über die Rückzahlung der schon gezahlten Mittel, die dann auch zurückgezahlt werden mussten
    http://www.spacenews.com/launch/110420-avanti-wins-arbitration-spacex.html

    Einige andere Kunden scheinen so klamm zu sein, dass sie ewig warten können. Coronas und MDa sind seit 5 bzw-. 6 Jahren im Launchmanifest und Iridium rutscht immer weiter nach hinten.

  9. Und heute wurde es schon wieder nix mit dem Feuerwerk. Stattdessen nur dieses grottenlangweilige Video mit dem normalen Aufstieg und dem glühenden Oberstufentriebwerk.

    Wieder im Ernst: Ja, auch ich finde es doof, dass auf deren Webpage auch zwei Stunden nach dem Start keine PM mit den Orbit-Parametern steht. Ein Service, den wir von Arianespace & Co gewohnt sind. Dank fehlender Werte müssen wir wieder anhand von Sekundärquellen beurteilen, wie genau der Einschuss war und wie viele kleinere und auf künftigen Flügen möglicherweise gefährliche Probleme es beim Start gab.

    Dafür konnte man im live-Stream das Ausfahren der Solarpaneele sehen. Diesen Service gibt’s bei NASA, ESA & Co. in der Regel nicht. Und jetzt die Gretchenfrage: Wie viele Leute der allgemeinen Bevölkerung finden die Orbit-Parameter interessanter und wie viele die Solarkollektoren? Mein Tipp ist, dass 95% der Leute das Ausklappen der Solarkollektoren schon deswegen spannender finden, weil sie mit den Orbit-Parametern eh nichts anfangen können.

    Klar ist das cleveres Marketing, nicht die Techies, sondern die Allgemeinheit mit Informationen zu versorgen. Das beginnt schon mit der Pressesprecherin, die auch Wetterfee oder Talkmasterin sein könnte, und geht mit dem Pressekit weiter, das viele einfache Ziele („flyby 1.5 kilometers below the space station“) aufführt, aber keine harten Fakten („total Delta-V required …“). Dass Bernd ob des „Bild“-Niveaus der SpaceX-PMs frustriert ist, verstehe ich. Er kann aus diesen unmöglich seine Raketen-Informationsseiten mit belastbaren Informationen befüllen.

    Andererseits ist diese Form der Kommunikation, die ALLE einbezieht, in vieler Hinsicht „demokratischer“, als das Verfallen in Fachsimpelei, die den geistigen Horizont der meisten Menschen übersteigt.

    Und ja, ich bin mir sicher, dass der SpaceX-Kunde NASA sehr wohl akribisch darüber wacht, dass SpaceX seine Zusagen auch hält, also beispielsweise die vereinbarte Performance auch einhält, oder eben häufiger fliegt, und beides ohne Mehrberechnung. Schon ein erheblicher Teil der Verzögerungen bei COTS 2 geht ja auf die NASA zurück, die lieber Prozeduren und Programme noch einmal ausführlich testet, statt sich darauf zu verlassen, dass es schon funktioniert.

    Die folgenden Tage werden zeigen, ob die NASA genügend Tests veranlasst hat.

  10. Es geht ja nicht nur um harte Daten (nach den Sekundärquellen, haben sie übrigens schon wieder nicht die Vorgaben für Abweichungen aus ihrem eigenen Usermanual einhalten könne, dabei sind die recht großzügig für eine Rakete mit flüssigem Triebstoff die man jederzeit abschalten kann).

    Schlimmer ist und deswegen halte ich das jubel verfrüht, dass alle Fakten die nicht positiv sind überhaupt nicht nach außen dringen oder wenn etwas sofort zu sehen ist (wie das Trudeln um die eigene Achse beim ersten Flug) heruntergespielt wird (auch erst Tage nachdem es erfolgte).

    Erinnern wir uns: das beim letzten Flug ein Triebwerk ausfiel wurde erst im August 2011, 9 Monate nach dem Flug bekannt als es eine Anhörung bei einem unabhängigen Sicherheitspanel gab.

    Das ist nicht Informationspolitik auf Bild Niveau, das ist Propaganda.

  11. Dieses Gejammer über die böse SpaceX ist wieder Mal massloss überzogen. Klar, es ist nicht alles Gold, was glänzt, es gab Verzögerungen und Kostensteigerungen – wie zu erwarten war. Auch stimme ich dir zu, dass SpaceX erst einmal zusehen sollte, dass das Geschäftsmodell Nr 1 aufgeht, bevor man schon am Geschäftsmodell Nr 5 herumwerkelt (oder dieses ankündigt mit Daten, die man dann eh nicht einhalten kann). Aber im Gegensatz zur NASA ist SpaceX eine Firma, die in den Augen potentieller Kunden stets gut dastehen muss, die in den Medien bleiben muss, die als Innovator und Pionier gesehen werden muss, um die Leute anzuziehen, die diese Vision (vielleicht) verwirklichen können.

    Dass die Entwicklung von Falcon und Dragon aus verschiedensten Einnahmequellen querfinanziert wird, ist nun wirklich keine Überraschung (in welcher Technologie-Firma geschieht das nicht?). Die Firma wird auch nicht plötzlich „staatlich“ (als Gegensatz von „privat“), nur weil ihr grösster Kunde bzw. Geldgeber der Staat ist. Dass die Dragon auf einem Testflug weniger Güter transportiert als sonst scheint mir absolut nachvollziehbar (nur schon, um die Manövrierfähigkeit zu erhöhen). Punktgenaue Starts kommen sicher vor, sind aber nicht die Regel (man bedenke z.B. die vielen Verzögerungen, die jeweils beim Shuttle anfielen): man will bei diesem Start alles richtig machen – gerade weil man weiss, welche symbolische Bedeutung dieser Start mittlerweile erhalten hat.

    Viele Berichte über SpaceX „da draussen im Netz“ mögen einem gewissen positiven Bias gegenüber SpaceX unterworfen sein, einer Art Sympathie für den „David“ der Weltraumindustrie: hier auf dieser Seite aber kann ich definitiv einen negativen Bias erkennen – schade.

    Alles in allem bin ich froh zu sehen, dass es SpaceX gelungen ist, die Dragon-Kapsel ohne Probleme in den Orbit zu befördern. Wenn jetzt auch noch das Docken mit der ISS klappt, kann man wohl sagen, dass eine neue Epoche in der amerikanischen Raumfahrt beginnt. Ganz egal, ob auf der SpaceX-Webseite jetzt die die exakten Leermasse-Daten der Falcon-Oberstufe nachzulesen sind oder nicht…

  12. Die ISS haben sie jetzt auch erreicht – egal, wie (un)genau das Ausgangsorbit der Falcon 9 war.

    Diesbezüglich herzlichen Glückwünsch an SpaceX!

    Den Rückflug werden sie auch schaffen, zumal die Komponenten, die sie dafür brauchen, schon zum größten Teil erprobt sind, etwa Navigation, die Kurskorrektur-Triebwerke und der Hitzeschild. In Details sind natürlich auch unerprobte Dinge bei, z.B. das Abwerfen der Sonnenkollektoren vor dem Wiedereintritt.

    Ansonsten bleibt für SpaceX nun das Problem, das ich schon vor Jahren in einem Beitrag geschrieben hatte, nämlich der Übergang zu regelmäßigen Starts.

    Kai

  13. Bisher haben sie ja nur einen Haufen Geld für die Entwicklung ausgegeben. Jetzt müssen sie zeigen, daß sie mit einer Serienproduktion auch wieder Geld hereinbringen können. Sonst wird es nichts mit dem Börsengang.

  14. Wer sucht wird fündig:

    http://www.spaceflightnow.com/falcon9/003/status2.html

    „T plus 8 minutes. One minute until the second stage Merlin engine is supposed to shut down as the vehicle reaches orbit. The rocket is aiming for an orbit with a low point of 192 miles, a high point of 211 miles, and an inclination of 51.6 degrees. “

    „T plus 15 minutes. The Falcon 9 rocket and Dragon spacecraft reached an orbit with a high point of 346 kilometers, or 215 miles, a low point of 297 kilometers, or 184 miles, and an inclination of 51.66 degrees to the equator. All the values are close to prelaunch predictions.“

    Also statt 211×192 (Meilen) erreichte man den 215×184 Orbit, mit 0,06 Grad Abweichung in der Inklination. Etwas zu niedrig, aber dafür gibt es Reserven und mit mehr Erfahrung auch das noch besser.

    SpaceX hat gezeigt, dass sie Fracht sicher zur ISS bringen können. Nach dem fünften Flug der Falcon 9 wird diese auch nur noch mit Merlin-1D Triebwerken fliegen und somit auch für alle Kunden exakt das leisten, was SpaceX angekündigt hat.

    Entgegen aller Unkenrufe halten sie eben doch ihre Versprechen besser als die ESA (siehe die seit 12 Jahre angekündigte und um 3-4 Jahre verspätete VEGA) und die NASA (siehe ARES-1/5, SLS und was nicht noch alles).

    Zwei Raketen, ein Raumschiff und vier Raketentriebwerke entwickelt, fünf Flüge der Falcon1, drei Flüge der Falcon 9 und zwei Flüge des Dragon für weniger als eine Milliarde Euro.

    Die Entwicklung der Vega hat 700 Millionen Euro gekostet und die Esa legt für die ersten 5 Flüge jeweils nochmal 80 Millionen drauf (insgesamt 1,1 Milliarden Euro), verkauft die Vega aber für gerade einmal 32 Millionen pro Flug.

    SpaceX oder ESA?

    Gut, dass wir verglichen haben.

  15. So und machst Du bitte auch den Vergleich mit der H-2B/HTV, die wurden anders als die Vega für ISS Transporte entwickelt ….

    Ist immer das gleiche Kindergarten-Theater ich suche mir ein x-beliebiges Projekt das in gesuchten Parametern schlechter als das Projekt abschneidet und vergleich das. So was findet man in diversen Diskussionsforen zu hauf.

    Ich kann ohne Probleme beweisen, dass das Space Shuttle das teuerste Transportssystem ist oder das absolut preiswerteste, ich muss nur die Kriterien richtig wählen. Hast Du aber in meinem Blog irgendeine Art von vergleich gefunden?

  16. Die Falcon9 war Teil der Entwicklungen die ich nannte und absolut mit der Vega vergleichbar – auch wenn die Leistung der Falcon9 der Vega in jeder Hinsicht überlegen ist, bei gleichen Startkosten. 80mio Euro pro Start für die Vega entsprechen den $110mio für die Falcon9, die ich deinen eigenen Angaben entnehme.

    Die Entwicklung der Falcon1 und der Dragon gibt es nur noch gratis oben drauf, du kannst sie also gerne aus dem Vergleich heraus lassen, wenn dir das nicht passt.

    Ja, es ist der reinste Kindergarten.

  17. So viel Kritik zu SpaceX und dann keine Größe für einen „Glückwunsch“ Artikel. Das ist alles, wass ich dazu sagen kann.

  18. Einen Glückwunschartikel? Wo hast Du das in diesem Blog jemals für irgendeine bemannte Raumfahrtmission gesehen? Selbst bei den unbemannten wirst Du lange suchen müssen. Worüber soll man bei Glückwünschen Diskutieren können? Glückwünsche gibt es doch schon von den politischen Freunden die SpaceX so viele Aufträge zugeschanzt haben.

  19. Was hat denn SpaceX so gewaltiges geleistet, das sie so gefeiert werden? Sie haben eine Trägerrakete entwickelt, die die gleiche Nutzlast wie eine Delta 2 hat und auch genau so viel kostet. Dazu kommt eine Kapsel, ähnlich wie das HTV. Keine schlechte Leistung für eine Firma wie SpaceX, die bisher vor allem mit großen Sprüchen von sich reden machte. Aber wenn man ehrlich ist: Hätte man diesen Auftrag nicht aus politischen Gründen SpaceX zugeschanzt, sondern an Boeing oder Lockheed vergeben (die beide vernünftige Konzepte vorgelegt haben), dann würde eine solche Kapsel schon seit Jahren fliegen. Immerhin setzten beide Konzepte auf bewährte System, sowohl die EELV Träger als auch ATV und HTV sind seit Jahren im Einsatz.

    So aber überlässt man die Versorgung der ISS lieber einem komplett neuen Träger wie der Falcon 9. Nach gerade mal 3 Starts weiß aber noch keiner, wie es mit der Zuverlässigkeit bestellt ist. Die grundlegende Auslegung der Falcon 9 mit 9 Triebwerken in der ersten Stufe lässt jedenfalls nichts Gutes ahnen. Im Vergleich dazu war die Dragon recht einfach. Schön dass die Kapsel richtig funktioniert, aber nachdem sie einmal im Orbit war, war das ja auch kein so großes Problem mehr.

    Die große Frage ist, wie geht es mit SpaceX weiter? Der aktuelle Erfolg ändert nichts an den grundlegenden Problemen. Die angekündigten Preise der Falcon 9 können nicht gehalten werden. Die reinen Herstellungskosten der beiden ersten Falcon 9 lagen bei 74 Mio. pro Stück. Dazu kommen noch Gewinn und die Startdurchführung, so dass man da ganz schnell bei 90 Mio Dollar pro Start ist. Selbst wenn SpaceX die Produktion noch rationalisiert, aufgrund der niedrigen Startrate (genau wie die EELV dürfte auch die Falcon 9 nicht mehr als 3 – 4 mal im Jahr fliegen) und der durch die 9 Triebwerke in der ersten Stufe höheren Produktionskosten dürfte eine Falcon 9 auch langfristig nicht unter 70 – 75 Mio pro Start kosten. Ursprünglich sollte die geplante Wiederverwendung die Starts der Falcon 9 billiger machen, aber nachdem die erste Stufe schon hoch oben in der Lust zerbrach, war klar, dass eine Wiederverwendung nicht machbar ist, da der Träger strukturell nicht stabil genug gebaut war. Ist die Frage, ob man sich mit diesen Preisen gegen die russische Konkurrenz behaupten kann. Die Falcon 9 ist ein neuer Träger, der gerade mal 3 Starts hatte (laut Statistik muss man bei einem neuen Träger mit bis zu 2 Fehlstarts bei den ersten 10 Flügen rechnen), aber auch die russischen Träger hatten 2011 massive Probleme mit der Zuverlässigkeit.

    Bisher konnte SpaceX einige Aufträge verbuchen, weil sie konkurrenzlos günstige Starts angeboten haben. Wie reagieren diese Kunden und die NASA, wenn SpaceX die Preise nicht halten kann? Falcon 9 muss 12 Flüge zur ISS absolvieren, jeder Flug darf nicht mehr als 130 Mio Dollar kosten. Kann das SpaceX trotz der stark gestiegenen Kosten für die Falcon 9 noch erreichen? Verdient man bei jedem Flug genug, damit die Firma überleben kann? Und was passiert bei einem Fehlstart? Ein einziger Fehlstart dürfte ausreichen, um die eh schon kritische finanzielle Kalkulation komplett zu zerstören und SpaceX massive finanzielle Probleme zu bereiten. Schon jetzt habe ich Bedenken, ob SpaceX die ISS Flüge wirklich ohne weitere Zuzahlung der NASA absolvieren kann. Bei einem Fehlstart dürfte es definitiv nicht ohne weitere Finanzspritze der NASA gehen.

    Ich sehe die Zukunft von SpaceX eher düster. Die niedrigen Startpreise können nicht gehalten werden und bei den niedrigen Startraten ist auch keine große Preissenkung drin. Viele kommerzielle Aufträge kann man damit nicht mehr holen. Zudem hab ich immer noch große Zweifel an der Zuverlässigkeit der Falcon 9. Erst wenn der Träger 10 erfolgreiche Flüge ohne Fehlstart absolviert hat, kann man einigermaßen von seiner Zuverlässigkeit überzeugt sein.

    Was den ganzen Rest betrifft, mit dem SpaceX so auf sich aufmerksam macht: Weder Wiederverwendung noch Landung von Stufen noch Red Dragon noch bemannte Dragon – Flüge sind realistisch. SpaceX ist kein Messias, sondern auch nur eine ganze normale Raumfahrt – Firma, die allerdings einen Chef mit einer großen Klappe hat, der immer wieder viel mehr verspricht, als er halten kann. Bemannte Flüge überlässt man lieber Firmen wie Lockheed oder Boeing, die sich damit auskennen. Ansonsten hat man ganz schnell wieder tote Astronauten…

  20. Mario:

    Zeige mir doch mal ein HTV nach der Landung.

    Die Entiwcklungskosten für das HTV beliefen sich bis vor 3 Jahren auf knapp $700mio. In der Entwicklung befand sich das HTV aber bereits 5 Jahre bevor SpaceX überhaupt existierte – nämlich 1997.

    SpaceX ist schneller und billiger gewesen – die Dragon stellt ja nur einen Teil der Entwicklungsausgaben von SpaceX dar. Sie haben dabei eine rückkehrfähige Kapsel gebaut, etwas das sowohl JAXA als auch ESA wegen der Entwicklungskosten gescheut haben und nun keinerlei Fracht von der ISS auf die Erde bringen können.

    Selbstverständlich hat SpaceX für gar nichts davon irgendein Lob verdient. Wie nur. Es weiß ja jeder, dass die NASA, JAXA oder die ESA mit links soetwas zu dem Preis in der Zeit entwickeln und bauen kann. SpaceX hat ja selber nur Baupläne von der NASA genommen.

    Nein, die anderen wollen nur nicht und den nicht vorhandenen Willen bei der NASA, der JAXA und der ESA kann ja wohl für niemanden als Grund reichen, SpaceX dafür zu applaudieren, dass sie es einfach tun. Denn die anderen könnten es ja auch jederzeit selber!

  21. Beim Erstflug wurden die realen Entwicklungkosten publiziert und nicht nur „estimated“. Es wäre auch recht nett wenn Du erwähnen würdest, das die JAXA, wie die ESA nach dem Bartervertrag erst Frachter schicken muss, wenn ihr Labor im Orbit ist. Das ATV blieb so 4 Jahre am Boden und beim HTV wird es nicht anders gewesen sein. Hintergrundinformationen findet man eben nicht in Schlagzeilen.

    Die Fehler bei der Vega erfährst Du in knapp 3 Stunden….

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