Das Elektroauto – zum Dritten

Er geistert durch die Gazetten und war auch schon im Fernsehen zu sehen: Der Think City, ein norwegisches Elektroauto mit 180 km Reichweite und 100 km/h Spitze. Gerade dieses Top-Modell zeigt aber auch die Nachteile die heute noch ein Elektroauto hat. Hier einige Daten zum Think City

Länge 3.12 m
Höhe 1.55 m
Breite 1.60 m
Karosserie aus ABS Kunststoff
Leistung des Antriebs 30 kWh
Reichweite 182 km – 200 km (Stadtzyklus)
Spitzengeschwindigkeit 100 km/h
Leistung der Batterien  
Natrium-Nickelchlorid 245 kg / 28 kWh
Lithium-Eisenphosphat 260 kg / 19 kWh
Lithium-Mangan 260 kg / 26 kWh
Beschleunigung 0-50 km/h 6.5 sec
Beschleunigung 0-80 km/h 16 sec
Aufladezeit 10 H bei 230 V
Leergewicht: 1397 kg

Zur Erklärung. Die Standardbatterie von 28 KWh Speicherkapazität wird 300 °C heiß, sie soll daher schnell verschließen. Die beiden Alternativen mit geringerer Leistung gelten als langlebiger. So ist der Think in meinen Augen noch weit davon entfernt die Benziner obsolet zu machen. Man sieht bei diesem Wagens sogar recht deutlich die Nachteile des Elektroantriebs:

Die Batterie ist schwer – Sie macht nicht nur alleine 245 kg aus, sondern sie ist auch an dem Gesamtgewicht von 1397 kg – enorm viel für einen so kleinen Wagen schuld. (Ein Lupo wiegt leer 825-1097 kg je nach Modell bei etwa gleichen Abmessungen)Jedes Kilo mehr erzeugt natürlich weiteres Gewicht in der Zelle, da hilft es wenig wenn die Karosserie aus ABS Kunststoff ist. Der Motor ist dann auch bei einem so schweren Wagen etwas untermotorisiert, wie man deutlich bei der langsamen Beschleunigung von 0 auf 80 sieht. Man braucht für die letzten 30 km/h glatte 10 Sekunden. Trotzdem reicht die Reichweite von 180 km nicht für eine nur längere Fahrt, geschweige denn für eine Urlaubsreise und bei 10 Stunden Ladezeit wird sich da auch nichts ändern. Das ganze bleibt ein Luxus-Zweitauto für Leute mit einem schlechten Gewissen oder wenn wie in einigen Metropolen bereits geplant oder verordnet man nur noch mit einem Elektroauto in die Innenstadt kommt. Da der Strom aber erst erzeugt werden muss, ist das sicher kein Ausweg aus der Knappheit der fossilen Brennstoffe, nur verlagert man von Erdöl auf Kohle oder Gas. In der Energiebilanz muss man zwei Dinge unterscheiden: Den Verbrauch es Wagens (28 KWh für 180 km entsprechen etwa 1.63 l Benzin/100 km) und der Primärenergieverbrauch der bei Strom bei einem Wirkungsgrad von etwa 42 % liegt und dann den Primärenergieverbauch auf 3.9 l/100 km anhebt, also so viel wie sparsame Benziner heute erreichen, bei besseren Fahrleistungen.

Finanziell lohnt es sich noch: Bei den heutigen Strompreisen (0.2 Euro/kWh) kosten 28 KWh etwa 5,60 Euro, das sind 3.2 Euro/100 km, also so viel wie etwas mehr als 2 l Benzin kosten.

Bei einem Vergleichstest schnitt auch ein Hybridauto meist einem gleich stark motorisierten Benziner nicht gut ab – je nach Profil (Stadtzyklus / Straße) war mal das eine, mal das andere besser. Die Unterschiede betrugen aber nur etwa 0.3-0.5 l/100 km, was bei einem Gesamtverbrauch von 8.5-9l/100 km ich mehr als normale Schwankungen denn als signifikante Unterschiede verbuchen würde. Der Grund: Der Hybridantrieb wog wegen der zusätzlichen Naben-Elektromotoren und einer 72 kg schweren Batterie insgesamt 147 kg mehr als der Benziner und dieses Gewicht muss erst mal bewegt werden. Da kann der Antrieb noch so sparsam sein, das ist ein echtes Handicap.

Ich meine das das Auto im heutigen Sinne sowieso ausgedient hat. 1 t Masse werden bewegt um 1-2 Personen mit 150-200 kg Gewicht zu befördern. Das ist doch irrwitzig. Dabei werden Autos immer schwerer, der Golf hat 600 kg vom Golf I zum Golf V zugelegt, vorwiegend wegen Komfortfunktionen. Wenn Leute bereit sind, ein Elektroauto mit 100 km/h Spitze und einer miserablen Beschleunigung zu kaufen, warum baut man dann nicht Benzinautos mit sehr kleinen Motoren, die leicht sind und dann auch entsprechend weniger Sprit verbrauchen? In den 50 er Jahren gab es den Messerschmitt Kabinenroller. Ein 175-191 cm³ Motor mit 9-10 PS Leistung verhalf ihm zu einer Höchstgeschwindigkeit von 80-90 km/h. Die Masse betrug nur 95-220 kg (Einsitzer/Zweisitzer). Nun ja mit einem solchen Auto wäre doch heute das 3 l Auto kein Problem (damals brauchte der Wagen 3.5 l/100 km, doch heute dürfte ein viel weniger Wert kein Problem sein. der VW Lupo, als erstes 3 l Auto der Welt erreichte seinen Benzinverbrauch von 2,99 l/100 km/h mit einem 1200 cm³ Motor mit 45 PS – mit 5 mal weniger Leistung müsste man also leicht auf unter 1 l/100 km kommen. Aber damit kann man weder angeben und wird sich wahrscheinlich noch schlimmere Witze als Smart Besitzer erdulden. So muss das Portemonnaie wohl noch weiter bluten bis ein Umdenken einsetzt, oder man kommt auf andere Ideen: Wie ich heute im Radio hörte geht in einer Badischen Stadt inzwischen der Heizöldieb um und inzwischen montieren sich Autobesitzer gestohlene Kennzeichen an den wagen um ungestraft an einer Tankstelle vollzutanken und dann abzuhauen….

2 thoughts on “Das Elektroauto – zum Dritten

  1. Hallo,
    Da mich dieses Thema zur Zeit auch beschäftigt eine kleine Ergänzung dazu:
    Zu diesem Ansatz, weniger Gewicht zusammen mit sparsamerem und leistungs schwächerem Motor, soll es ab 2009 was zu kaufen geben: http://www.loremo.de
    Gut nicht gerade billig und geräumig, aber doch vom Design und Konzept her ein interessantes Auto.

    Gruß
    Ps informative Webseite, auch deine Blogs find ich super.

  2. Korrektur:
    Der Hauptgrund des Gewichtszuwachses heutiger PKW ist nicht der Komfort, sondern die gesetzlich geforderte Crashsicherheit (siehe NCAP-Sterne). Die Anforderungen an die Fahrgastzelle incl. Seitenaufprallschutz sind heute sehr hoch, wodurch sehr viel Stahlmasse verbaut werden muß.
    An zweiter stelle steht, daß die Fahrleistungen bei zunehmend schwererer Karosse trotzdem nicht abnehmen, sondern (gemäß Kundenwunsch) eher zunehmen sollten. Das erfordert einen überproportionalen Anstieg der Motorleistungen.
    An dritter Stelle kommen Komfortfunktionen wie Klimaanlage, hydr. Servopumpe für die Lenkung, zahlreiche Elektromotoren für Fensterheber u.s.w.
    Mit den Sicherheits- und Komfortstandards sowie Abgasnormen von vor 30 Jahren ließe sich problemslos ein Mittelklasse-PKW mit 2,5L Diesel- und 3,5L Benzinverbrauch realisieren, sehr billig sogar.

    Was von den Medien heute überhaupt nicht begriffen wird, ist, daß mit einem reinen (Akku-)Elektroauto die Gewohnheiten des heutigen PKW-Benutzens einfach nicht machbar sind!
    Oberflächliche Journalisten halten die Illusion aufrecht, daß ein Elektroauto einst ein 1:1 Substutut eines heutigen PKWs sein wird.

    Sinnvolle Elektroautos gibt es schon lange zu kaufen: CityEl (10.000 Euro) und Twike. Das sind Fahreuge mit den Eigenschaften der Kabinenroller von vor 50 Jahren (Messerschmidt und Isetta)

    Nur tauchen die in den Medien nicht auf, stattdessen nur futuristische Designstudien der großen Konzerne.

    Das sinnvollste Elektrofahrzeug für den Privatmann ist IMO das Elektrofahrrad, was ja eigentlich ein Hybrid ist (Muskel-Elektro).

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