Der Blog wird 3 Jahre alt – Jurrasic Fight Club
Heute vor genau 3 Jahren habe ich meinen ersten Blog Eintrag verfasst. Damals war ich mir nicht sicher, ob ich das längere Zeit hindurch machen sollte. Ich werde gerade mehr und mehr ans erste Jahr erinnert, weil ich es nun in den WordPress Blog kopiere. Für alle die erst später zu dem Blog gestoßen sind: Der Blog entstand zuerst als Sammlung von HTML Dateien, die ich laufend ergänzt habe, bis sie eine gewisse Größe hatten. Erst Seit August 2007 nutze ich einen klassischen Blog von WordPress. Auch heute noch habe ich das System beibehalten: Die Seite erscheint zuerst in HTML und der Inhalt wird dann in WordPress kopiert. Dies erwies sich beim Erstellen und Editieren als einfacher als dies im Editor zu tun und es ist eine gewisse Rückversicherung, dass der Inhalt auch beim Wechsel der Website noch erhalten bleibt.
Wenn ich mir das erste Jahr so anschaue (Kopiert sind schon Juni 2006-Januar 2007 und Juli/August 2007, so fällt mir auf, dass die Themen damals vielfältiger waren. Ich denke dass hat zwei Gründe. Das eine war, dass mir vor Beginn des Blogs viele Ideen hatte für „kleine“ Aufsatze. Dinge die einfach nicht groß genug für ein eigenes Thema waren. Die habe ich natürlich zuerst aufgenommen. Der zweite Grund ist das ich natürlich merke auf welche Themen ich Rückmeldung bekomme und mich so nach den „Wünschen“ des Publikums richte. Und wenn die Leute nur Kommentare zu Raumfahrtthemen oder der Energieproblematik hinterlassen, dann gibt es eben vorwiegend Blogs zu diesen Themen.
Dabei treiben mich auch andere Dinge um. So sehe ich mir derzeit „Jurrasic Fight Club“ auf ARTE an. Die Serie nimmt sich einen bestimmten Fund vor und erzählt eine Story, wie dieser Fund wohl zustande gekommen sein könnte. Da ist ein Raubsaurier in Paarungsstimmung und tötet das Jungtier um die Mutter wieder brünstig zu machen. Oder ein Nanotyrannus greift jung-Tyrannosaurier an, tötet ein Junges und wird von der Mutter getötet.
Bevor ich mich für Astronomie und später Raumfahrt interessierte galt mein Hauptinteresse der Paläontologie und Antike. Entsprechend schaue ich mir auch immer gerne historische Dokumentationen an. Seit man mittels animierter Tricktechnik auch recht preiswert Dinosaurier in „Natura“ zeigen kann gibt es auch mehr „Dokumentationen“ über die Vorzeit und die sehe ich auch gerne an. Gerade das Format „Jurassic Fight Club“ zeigt aber auch was mich dabei stört. Die Dokumentationen erzählen eine Geschichte, meistens eine spannende und suggerieren das sich so alles ereignet hat. Diese geht sehr weit und macht auch „Aussagen“ über das Verhalten und den Instinkt der Saurier. Doch was weiß man wirklich? Wenn man ehrlich ist, so ist eine Menge davon Spekulation. Was gerne vergessen wird: Schon wie die Saurier aussehen und liefen ist nicht genau bekannt. Was man hat sind Knochen die zu einem Skelett zusammen gesetzt werden. Schon bei uns entwicklungsgeschichtlich nahestehenden Menschen führt die Spekulation wie die Weichteile aussehen zu unterschiedlichen Resultaten. Ich zeige das hier mal an dem Neanderthaler – einem Vorzeitmenschen der noch vor 30.000 Jahren lebte und uns entwicklungsgeschichtlich nahe stand. Die obere Abbildung ist eine neuzeitliche Rekonstruktion, die untere eine Zeichnung von 1960 – Man vergleiche Mimik und Haltung. Die alte Zeichnung zeigt einen mehr „affenähnlichen“ Menschen mit eingezogenem Hals, gebückter Haltung und hängenden Armen. Einige Rekonstruktionen haben einem Neanderthaler moderne Kleidung angezogen und dann sieht er nicht mehr so viel anders aus als heutige Menschen – zumindest nach deren Rekonstruktion.
Das hat nicht nur etwas mit dem Zeitgeist und Stand der Forschung zu tun (die sich den Neandertaler früher eben als tumben Affenmenschen dachte) sondern auch mit elementaren Problemen der Rekonstruktion von Weichteilen zu tun. Nehmen sie einfach mal ein Skelett eines heute lebenden Tiers, z.B. einer Katze – können sie sich dann die Katze vorstellen? Ohren, Gesichtsausdruck das alles findet sich nicht im Skelett und selbst wenn man die Muskeln und Fettschicht/Haut rekonstruiert hat – wie sah dann die Katze aus? Ohne haare wie eine Sphinx Katze? Kurzhaarig? Langhaarig? Das alles kann nicht aus Knochen geschlossen werden. Und eine haarlose Sphinx Katze sieht schon verdammt viel anders als mein Stubentiger aus.
Noch problematischer ist es aus einem Fossilfund eine Gesichte erzählen zu wollen. Ohne dem Autor nahetreten zu wollen – ich sehe das alles als Spekulation. Wenn aus einem Raubtierkadaver der Spuren von Zähnen der gleichen Art hat ein tödlich verlaufendes Balzritual wird, so ist das eine hübsche Idee von George Blasing – der Protagonist dieser Szenarien. Wenn ich in dem Internet nach ihm suche so finde ich zwar eine eigene Biographie, aber er scheint das Fach niemals studiert zu haben – ja sorry, aber Laien sollten meiner Meinung nach keine Fernsehsendung machen.
Wie sollte eine gute Sendung aussehen? Zum einen finde ich Animationen gut. Sie können einem die Landschaft und die Tiere näher bringen. Aber man sollte dies auch auf dem Boden der Wissenschaft tun. Das heißt soviel zeigen wie man sicher weiß oder als gesichert ansieht. Ich denke auch es ist möglich die Dinge zu kennzeichnen die man für Spekulation hält und Alternative Szenarien zu zeigen. So ist z.B. die wissenschaftliche Gemeine durchaus gespalten ob T-Rex nicht vielleicht doch nur Aasfresser war. Nicht alle halten ihn für einen großen Raubsaurier. Dagegen suggerieren die Sendungen dass man sogar sein Jagdverhalten kennen würde – pure Spekulation. es gibt so viele offene Fragen die spannend sind und die man in einer Dokumentation aufwerfen und diskutieren kann. Waren Dinosaurier Kalt- oder Warmblüter – für beide Thesen gibt es Argumente. Wie sind sie gelaufen? Wie war ihr Sozialverhalten. Ich glaube auch dass dies für den Zuschauer genauso spannend sein kann und er dabei mehr lernen kann. Es muss keine spannende Geschichte sein. Auch Forschung und unterschiedliche Denkansätze zu vergleichen und zu argumentieren ist spannend. Das fordert auch den Zuschauer heraus. Er kann die Argumente selbst abwägen.
Stattdessen wird uns eine Illusion geboten. Eine Illusion wie es gewesen sein kann – Zweifel an ihr werden nicht laut. Schade eigentlich. Wieder einmal hat Edutainment über Bildungsfernsehen gesiegt.
Zurück zum Blog. Wer Lust hat kann mal in dem sich nun langsam füllenden Archiv stöbern. Es gibt inzwischen auch eine bessere Suche, nach Relevanz geordnet und nicht nach Veröffentlichungsdatum. Weiterhin soll der Blog im Dritten Jahr offener werden. Ich suche immer noch Gastautoren für einen oder sogar regelmäßige Blogs. Durchschnittlich 150 Leute lesen den Blog jeden Tag – Tendenz steigend. Wäre das nicht was?
Herzliche Glückwünsche zum Blog-Jubiläum!