Guerillagärtnern

Es gibt ja die Kategorie „Unwort des Jahres“, aber man muss nicht so lange warten. Mir fiel vor einiger Zeit das Unwort „Guerillagärtnerei“ auf. Also ich denke da an das Wort „Stadtguerilla“, wie die RAF ihre Terroranschläge bezeichnet. Was muss man sich darunter vorstellen? Maschinenpistolen die Blumen verschießen? Bananenschalen um Polizisten krankrenhausreif ausrutschen lassen? Es klingt auf jeden Fall militärisch und es gibt dort auch tatsächlich Bomben – Samenbomben.

Darunter versteht man wenn Bürger ohne um Erlaubnis einfach so Brachflächen oder hässliche freie öffentliche Flächen bepflanzen. Entweder mit Gemüse oder mit Blumen oder anderen Zierpflanzen. für nicht direkt erreichbare Flächen wie Mittelstreifen haben sich besagte Samenbomben aus Samen Robuster Wildblumen einbürgert.

Obwohl das aus dem angelsächsischen Raum kommt, denke ich ist es auch unseren Stadtverwaltungen ein Dorn im Auge, obwohl sie viel Geld für Pflanzen und vor allem die Arbeitskraft einsparen könnten. Aber das geht ja nicht das der Bürger so einfach initiativ wird. Und sich dann auch noch auf staatlichem Grund einfach so austobt. Wo kommen wir denn da hin? Dabei können Leute enorm viel Initiative und Arbeitskraft entfalten wenn sie ein kleines Stückchen Fläche selbst bewirtschaften dürfen. Die Laubenkolonien legen dafür Zeugnis ab. Meiner Erfahrung nach sind die Leute um so fleißiger je kleiner das Stückchen Land ist und je weiter es von der Wohnung entfernt ist – wer einen großen Garten direkt vor der Haustür hat tendiert eher dazu diesen so anzulegen, dass er möglichst wenig Arbeit macht.

Mein Vorschlag für die Stadtverwaltungen: zeigt mal Mut zu einem unbürokratischen Vorgehen: kündigt rechtzeitig vorher an (z.B. im Winter) welche Flächen ihr nicht bewirtschaften wollt oder en Bürgern zur Verfügung stellt. Und wenn es keine Nachfrage gibt dann könnt ihr immer noch sie normal selbst bepflanzen oder mit Rasen einstreuen. Aber unsere Verwaltungen würden dann ja sofort Fragen stellen – was passiert wenn zwei sich um eine Fläche streiten oder jemand keine Lust mehr hat? Vielleicht probiert man es einfach mal aus und sieht wie es läuft und wenn man unbedingt Bürokratie rein bringen will, dann sollen sich die Leute eben vorher beim Rathaus melden oder wieder abmelden. Ist wahrscheinlich in der Summe immer noch weniger Arbeit als die Pflege.

Und denkt euch einen freundlichen Ausdruck aus wie wäre es denn mit „Blumeninitiative“ oder „urbanes Gärtnern“?

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