Das Express Prinzip

Noch immer umkreisen Venus Express und Mars Express ihre beiden Ziele, seit nunmehr 5 und etwas mehr als 7 Jahren. Beide Sonden sind ein Beispiel wie es auch preiswerter geht: Sie verwendeten Instrumente die man schon für Mars Express und Rosetta entwickelt hatte und setzten auch Hardware aus diesen Projekten ein, so vor allem von Rosetta Teile der Sonde selbst. Dafür waren sie für Raumsonden relativ preiswert: Mars Express kostete 300 Millionen Euro, Venus Express, weil nun Mars Express weitgehend unverändert nachgebaut wurde, sogar nur noch 220 Millionen Euro.

Die Sonden arbeiten weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, was auch an der Informationspolitik liegt. Bei Mars Express gibt es eigentlich nur von der HRSC irgendwelche Neuigkeiten. Mal mehr, mal weniger. Bei Venus Express sieht es noch übler aus. Von der deutschen VMC kann man die veröffentlichten Bilder in 5 Jahren an den Händen abzählen, das ist echt traurig, aber das Thema Veröffentlichung von Ergebnissen, ist ja in diesem Blog schon mehrmals behandelt worden.

Schade ist nur, dass die ESA dieses Prinzip nicht weiter verfolgt hat. Die Nachfolgeprojekte sind teuer geworden. Bepi Colombo wurde der Starttermin schon mehrfach verschoben wegen der Kostenüberschreitungen von 2011 auf 2014 und sie musste weil sie zu schwer wurde von einer Sojus auf eine Ariane 5 umgebucht werden. Exomars wurde so teuer, dass das Projekt eingestellt wurde. Übrig blieb eines von mehreren Instrumenten, dass nun bei einem US-Orbiter mitfliegt.

Ich frage mich warum das Express-Prinzip nicht weiter gedehnt wurde. Die Instrumente die auf beiden Raumsonden eingesetzt werden, sind nützlich bei der Erkundung praktisch jedes Himmelskörpers. Es sind verschiedene Typen von Infrarotspektrometern (abbildende und spektral hochauflösende Spektrometer), Kameras, Instrumente zur Bestimmung von geladenen Teilchen wie sie durch die Wechselwirkung mit dem Sonnenwind entstehen, UV-Spektrometer, Magnetfeldsensoren, RADAR. Aufgrund der technischen Auslegung können die Raumsonden im erdnahen Bereich arbeiten und ihre Tanks fassen genug Treibstoff um die Geschwindigkeit um ungefähr 1.300 m/s zu verändern.

Mir fallen hier zwei mögliche Missionen ein. Das eine ist ein Mondorbiter. Inzwischen fliegt ja jeder zum Mond. China, Indien, Japan und auch wieder die USA. Europa sandte bisher nur die kleine Smart-1 Sonde zum Mond. Ich denke ein Moon Express mit Nachbauten der Instrumenten aus beiden Missionen wäre durchaus eine sinnvolle Ergänzung zu diesen Missionen gewesen. Eine Sojus wäre ausreichend stark genug ihn zu starten und auch der Treibstoffvorrat würde ausreichen. Selbst bei dem hohen Energiebedarf den eine Mondsonde hat um ihren Orbit um den Mond aufrecht zu erhalten, müssten 1.300 m/s für rund 3 Jahre ausreichen.

Das zweite wäre eine Mission zu einem Asteroiden. Vorzugsweise einem erdnahen. Dies ist deutlich aufwendiger. Mit einer Sojus wird man nicht den Hauptgürtel erreichen und so werden wohl einige Swing-Bys an der Erde nötig sein. NEAR hatte aber auch nur Treibstoff für ein Geschwindigkeitskorrekturvermögen von 1.450 m/s und die Erfahrungen mit Swing-By liegen ja bei der ESA vor und die Möglichkeit Software zu entwickeln welche den Aufwand zur Betreuung der Raumsonde weitgehend reduzieren.

Ziele gäbe es genügend, wobei ich persönlich den Sinn vieler Missionen zu Asteroiden eher bezweifele. Am sonnvollsten sind wohl am ehesten Raumsonden wie Dawn, welche durch Ionentriebwerke mehrere Ziele nacheinander besuchen können, doch das wäre eine andere Raumsonde als Mars oder Venus Express. Aber sinnvoll wären vielleicht drei identisch instrumentierte Sonden zu den drei Hauptkateogrien von Planetoiden (nach der chemischen Zusammensetzung: kohlige Chondrite, Steinmeteore, Eisenmeteorite) denkbar, wobei allerdings eine Gruppe sehr häufig und die anderen beiden sehr selten sind.

Natürlich hat das Grenzen. Instrumente altern. Es gibt Fortentwicklungen und ein Nachbau wird irgendwann mal nicht sinnvoll, doch das muss auch abgewogen werden mit den Kosten. Wenn Europa zwei weitere kleine Express Missionen für je 250 bis 300 Millionen Euro durchführt, dann denke ich, ist der wissenschaftliche Gewinn pro Euro deutlich höher als die Mehrkosten einer neuen Sonde mit neuen Instrumenten – wobei ich mir sicher bin, dass dafür wahrscheinlich dann das Geld fehlt.

One thought on “Das Express Prinzip

Schreibe einen Kommentar zu Hermann Hartwig Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.