Der Brief der Woche an Markus Söder

Lieber Markus Söder, ich schreibe ihnen einen Brief, damit sie sich freuen. Mussten sie doch bei der Kanzlerkandidatur zugunsten eines unschlüssigen Zwergs aus Nordrhein-Westfalen verzichten, den ihnen in den meisten Belangen nicht das Wasser reichen kann. Und dies trotz besserer Umfragewerte und Unterstützung einiger Landesverbände wie dem im Osten die gerne auch Politiker aufstellen, die noch weiter rechts als sie stehen wie Maaßen.

Niemand würdigt ihre Verdienste um die Bundesrepublik wie den erfolgreichsten Verkehrsminister Andreas Scheuer. Niemand hat in so kurzer Zeit so viel Geld in den Sand gesetzt, so viel Inkompetenz bewiesen, und ist immer noch im Amt. Das ist doch ein echter Erfolg. Nicht mal Merkel wagt es die kleine Schwester und ihren Vorsitzenden, und das sind ja Sie, zu verärgern. Eher lässt sie sich abkanzeln wie beim CSU-Parteitag 2018.

Doch anders als Seehofer loben sie ja Merkel über den Busch, sprachen sie von sich selbst als Garant dafür das die „progressive“ Politik Merkels weiter geführt wird. Ja die vielen Umwälzungen durch Merkel wie die Klimawende, das finanzierbare Gesundheitssystem ohne Fallpauschalen, das Rentensystem das dauerhaft sicher ist und das Schließen der sozialen Schere. Gerade erst hat sie ja progressiv angekündigt, dass man den Kohleausstieg nicht vorziehen kann. Klimaversprechen machen kann ja jeder, wie sie erst das Bayern fünf Jahre vor der BRD klimaneutral ist, aber gegen den Strom zu springen und notleidende Industrien zu beschützen, das ist echt progressiv.

Nörgler meinen ja, dass Bayern in Sachen Klimawende hinterher hinke, weil ihr die strengsten Auflagen für Windräder habt und Stromtrassen, die Windstrom aus dem Norden liefern, im Genehmigungsverfahren behindert wo es nur geht. Doch die verstehen sie nicht als Visionär. Sie lassen den anderen nur einen Vorsprung und setzen Technologien erst ein, wenn sie billig sind. Das Ziel ist ja 2045 und nicht 2022. Auch Solarzellen wurden in den letzten Jahrzehnten enorm viel billiger. Sollen doch die anderen Bundesländer jetzt schon viel Geld in die Klimawende investieren. Bayern reicht es, wenn man 2044 anfängt, in einem Kraftakt alles umzusetzen. Denn ranklotzen das können die Bayern.

Aber niemand übertrifft Sie. Es ist ein Bundeswahlkampf mit einem gemeinsamen Kanzlerkandidat von CDU und CSU. Welche Rolle Sie nach dem 26.9.2021 einnehmen, haben sie bewusst offen gelassen, doch in Bayern wird man Sie auf den Wahlplakaten finden. Die Bayern wählen also nicht Laschet, sondern Söder. Und wie sie so nebenbei Friedrich Merz kleinmachen, ist unübertroffen. Mag Laschet stolz sein, dass er die innerparteiliche Fehde nun gelöst hat, indem er Merz mit ins Boot geholt hat, stellen sie klar, das die CSU nicht die Erfahrung eines Abgeordneten braucht, der seit den Neunzigern nicht mehr politisch aktiv war, sondern in der Wirtschaft. Wo kämen wir den hin, wenn ein zukünftiger Wirtschaftsminister etwas Wirtschaft versteht und im Aufsichtsrat eines der größten Unternehmen der Finanzbranche war!

Auf politische Erfahrung kommt es ja an, politische Erfahrung wie sie CSU Schwergewichte wie Seehofer, Scheuer, Ramsauer oder Dobrindt vorweisen können. Die können nicht nur praxisnahe Abschlüsse wie Jurist (Söder), Verwaltungswirt (Seehofer), Politologe (Scheuer), Kaufmann (Ramsauer) oder Soziologe (Dobrindt) vorweisen, sondern haben Jahrzehnte sich nur der Politik gewidmet.

Besonders möchte ich ihnen aber dafür danken, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, dass man im Rest der Bundesrepublik anders denkt als in Bayern, wo das Querschießen und Knüppel in die Beine werfen bei den Stammtischstrategen wohl gut ankommt. Angesichts dessen, welchen Einfluss die CSU jetzt schon hat, sie Ministerien als Erbpacht ansieht und dort den jeweils größten Trottel den sie finden können als Minister einsetzen (Kompetente Leute brauchen sie ja für Bayern), dessen wichtigste Aufgabe es dann ist, vornehmlich Bayern mit Geldern zu versorgen und dem Düpieren von Merkel, die versprach „Mit mir wird eine Maut nicht kommen“, sie dann aber doch einführen musste, dann machte das Andi Scheuer hoppla-hopp, ohne aufi eine endgültiges Urteil aus Brüssel zu warten und bescherte der Regierung ein Milliardengrab, fangen nun die Wähler an zu denken. Denn 2017 war der Wahlkampf doch anders. Es gab das Streitthema Asylsuchende, aber man hatte nicht das Gefühl, das aus Bayern der Führungsanspruch von Merkel engezweifelt wurde. Nun feuern sie fast täglich gegen Laschet und den Leuten dämmert so langsam was wohl passiert, wenn die CDU/CSU wieder den Kanzler stellt. Ein Kanzler Laschet, der auf Abruf Kanzler ist, immer bedroht von einer CSU, die von Bayern aus quer schießt. Erpressungen kennt man ja schon von Seehofer, der gerne mit Rücktritt droht, leider dann aber nie zurücktritt. Doch Seehofer war nie so dumm während des Wahlkampfs die Schwesterpartei anzugreifen. So haben sie dafür gesorgt das die Wähler wohl eher eine Kanzlerin Bärbock haben wollen, denn inzwischen führen die Grünen in der Sonntagsfrage. Die Grünen sind in der komfortablen Position das, wenn sie stärker als die CDU sind, nicht auf diese als Koalitionspartner angewiesen zu sein, auf jeden Fall sind sie nicht so erpressbar wie die Schwesterpartei in der Zwangsehe „CD/CSU“. Ja wenn CDU und Grüne ohne CSU auf die absolute Mehrheit kommen, was derzeit der Fall ist, brauchten die Grünen keine CSU mehr in der Regierung und für die ist die CSU auch keine Schwesterpartei. Dann kann sich die CSU auf Bayern konzentrieren, da gibt es genug zu tun – denn Sie haben es ja auch fertiggebracht, in Bayern bei den Umfragen in zwei Monaten von 47 auf 36 Prozent abzurutschen. Auch hier haben die Grünen dazu gewonnen. Das Ziel der AfD Wähler wegzunehmen haben sie nicht geschafft. Sie sind ja schon als Jugendlicher als FJS-Fan bekannt geworden. Leider haben sie ein Zitat von ihm falsch verstanden. Er sagte ja das es „keine demokratische Partei rechts der CSU geben sollte“. Die Betonung lag dabei auf „demokratisch“. Und demokratisch ist eine Partei, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird, nicht. Indem sie Positionen der AfD aufgenommen haben, um ihr Wähler abzujagen, haben sie dafür gesorgt, dass die CSU für viele nicht mehr wählbar wurde. Seehofer hat zum Verlust der absoluten Macht der CSU in Bayern mit seinem Rechtskurs schon erreicht. Aber sie haben es auch geschafft, dass die Sonderstellung in den hohen Wahlergebnissen und Umfragewerten in Bayern nun auch auf das Niveau der Bundes-CDU gerutscht ist.

So kann ich ihnen nur danken und bitten so weiter zu machen. Dann gibt es nach 16 Jahren vielleicht endlich einen Politikwechsel im Bund, keine Selbstbedienung eines Bundeslandes auf Kosten der anderen und Bayern kann dann weiter vor sich hinwursteln, wie es will und Bayernpläne für die nächste Europawahl aufstellen …

3 thoughts on “Der Brief der Woche an Markus Söder

  1. Da spricht mir endlich jemand aus der Seele.
    „Der Markus“ ist ein Populist von der übelsten Sorte. Seine Prioritäten sind:
    1. Markus Söder
    2. Markus Söder
    3. Markus Söder

    „Der Markus“ war 2012 als Bayerns Finanzminister maßgeblich am Verkauf der 32.000 GBG Sozialwohnungen an die „Patrizia“ beteiligt.

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/investor-patrizia-ag-erhoeht-mieten-und-verkauft-ex-bayernlb-wohnungen-a-930775.html

    Diese mussten verkloppt werden weil die Bayerische Landesbank meinte, mit der Hypo Alpe Adria ein Riesengeschäft zu machen. Ging schief und es wurden 10 Mrd EUR in den Sand gesetzt.

    http://www.gavagai.de/skandal/HHD42.htm

    Die Verantwortlichen CSU-ler im Aufsichtsrat wurden nie zur Verantwortung gezogen.
    Wer genau hinter der „Patrizia AG“ steckt ist bis heute unklar. Vermutlich ukrainische Geldwäscher (die SZ berichtete, hab den Artikel leider nicht aufgehoben).

    Die Wohnungen, ca. 1/3 in München(! derzeit kein Neubau unter 10.000 EUR/m² zu haben) gingen für 2,45 Mrd. über den Tisch. Das sind rund 77.000 EUR pro Wohnung ( geschätzt bei 77m² Durchschnittsgröße 1000EUR/m²) da hätte ich auch gerne 2 oder 3 genommen, die lassen sich selbst mit der Sozialmiete von 8 EUR/m² locker zu 100% finanzieren)
    Die Staatsregierung hätte ja auch nicht en bloc verkaufen müssen, sie hätte den Mietern ein Vorkaufsrecht einräumen können oder an Genossenschaften verkaufen (alles nach EU-Recht möglich).

    In Deutschland darf man (kaum zu glauben) immer noch Immobilien in Bargeld bezahlen!
    Ist nach EU-Recht nicht erlaubt und hätte schon längst verboten werden sollen.
    3-mal dürft Ihr raten, warum noch nicht geschehen: Bayern hat im Bundesrat den entsprechenden Gesetzentwurf blockiert.

    Bayern ist nach 70 Jahren ununterbrochener CSU Regierung (3 Generationen!) durch und durch korrupt. Mir hat mal ein CSUler gesagt, wenn Du reich werden willst, geh zur CSU, da kannst Du dir die guten Beziehungen aussuchen….

    Diskutiert man mit den Leuten gibt es immer die Argumente: „Hundt san´s scho“ und „de andern san a ned besser“

    Ein CSUler als Kanzler wäre die finale Katastrophe

  2. Wir werden von beschränkten Menschen regiert, denen beschränkte Menschen zu Mehrheiten verhelfen, mit denen sie Politik für beschränkte Menschen machen. Dies ist die Logik, die Demokratien innewohnt, weil sich durch die Grundanlage der Parteien-Staatsform am Ende immer die Dümmsten und Skrupellosesten durchsetzen. Gruss

    1. Ich fasse ihren Kommentar einmal zusammen:
      Die Mehrheit der Deutschen gehört also zur Gruppe der „Beschränkten“. Sie wählten eine Regierung deren Mitglieder ebenfalls aus dieser Gruppe stammen und die auch noch Politik für diese macht.
      Also für mich hört sich das so an als würde das System gut funktionieren.
      Und da ich auf Grund ihres plattitüdenhaften Kommentars davon ausgehe, dass auch sie zu dieser Gruppe gehören, müssten sie sich doch eigentlich freuen.

      Natürlich gibt es in der Politik tatsächlich die Gefahr, dass sich die Dümmsten und Skrupellosesten durchsetzen. Siehe beispielsweise Johnson oder Trump.
      Aber der letztere wurde bereits wieder abgewählt und wir werden nicht von der AfD regiert. Also Kopf hoch!

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