Chis Kraft: Flight

Nachdem wir das 42 ste Weblog (ohne die Zahl besonders zu erwähnen) hinter uns gebracht haben, sind wir zwar nicht schlauer geworden und haben nun die Antwort auf das Leben, das Universum und alles gefunden, aber wir können voranschreiten zum nächsten Weblog.

Derzeit lese ich das Buch "Flight" von Christopher Kraft. Christopher "Chris" Kraft ist denen, die sich mehr mit der bemannten Raumfahrt beschäftigt haben, sicher bekannt. Er war Flugdirektor bei Mercury und Gemini und Missionsleiter bei Apollo. Schon vorher wusste ich, dass er kein sehr umgänglicher Mensch ist. Wer bei den Übungen mehr als einmal einen Fehler machte, oder zu lange brauchte um eine Lösung zu finden, flog aus dem Team. Das Buch vertieft diesen Eindruck noch. Bei Chris Kraft gibt es eigentlich nur Schwarz-Weiß. Wen er mag hinter dem steht er und wen er nicht mag, der kann machen was er will und ist bei ihm immer unten durch. Damnn wartet er eigentlich nur darauf ihn aus dem Programm zu boxen.

So mag er Wernher von Braun nicht, weil er für die Nazis gearbeitet hat und es ihm primär um dir Raumfahrt geht, während Chris Kraft die Raumfahrt an und für sich egal ist, sondern es geht darum einen Amerikaner ins All zu bringen. Er lässt sich lang und breit aus, dass von Braun darauf besteht eine Redstone erneut zu starten, nachdem bei MR-2 das Triebwerk wegen Vibrationen zu früh Brennschluss hatte und den Fluchtturm auslöst. Das dahinter natürlich Sicherheitsbedenken, auch für den Astronaut stecken, der bei einer Fluchtturmauslösung 16 g ausgesetzt ist und 50 km hinter der geplanten Landezone runterkommt, lässt er nicht gelten. Über die Atlas (eine von Amerikanern entwickelte Rakete, die bei MA-1 explodiert und bei MA-3 wegen Kursabweichungen gesprengt werden muss) lässt er sich dagegen nur kurz aus – die wird ja auch nicht von früheren "Nazis" entwickelt. Auf jeden Fall ist für ihn von Braun mit daran schuld das Al Shepard nach Juri Gagarin startet – als ob dies historisch einen Unterschied machen würde, denn es war in jedem Fall nur ein suborbitaler Flug und damit nicht mit Gagarins Flug vergleichbar.

Jeder der nicht seiner Meinung ist bekommt sein Fett ab, seien es Mediziner die sich um die Gesundheit der Astronauten sorgen, oder Van Allen, der für eine unbemannte Erforschung des Weltalls plädiert (mit bei Mercury durchaus stichhaltigen Argumenten, den tun konnten bei Mercury die Astronauten nichts).

Das geht auch bei den Astronauten weiter. Es wird sehr schnell klar, dass er Scott Carpenter nicht leiden kann und Gus Grissom mag. Das zeigte sich dann auch bei den Flügen. Scott Carpenter verbrauchte bei seinem Flug zu viel Treibstoff und bekam nie wieder einen weiteren Flug. Bei Gus Grissom gab es aber genauso Probleme: Er wäre bei der Landung fast versunken, weil er vergaß, ein Ventil im Anzug zu schließen, unerlaubterweise sich den Anzug mit Münzen als Souvenirs vollstopfte und die Bergung mit der Kapsel beschäftigt war, deren Luke vorzeitig abgesprengt wurde und die schließlich im Atlantik versank. Es wurde nie geklärt ob Gus Grissom die Luke versehentlich aufsprengte, am Mechanismus konnte zumindest kein Fehler festgestellt werden. Der eine Astronaut machte aber Karriere und flog die erste Gemini Mission und war auch für die erste Apollo Mission vorgesehen, der andere schied aus.

Ich bin knapp mit der Hälfte des Buches durch und habe mehr über Chris Kraft erfahren als über das Weltraumprogramm. Etwa ein Drittel beschäftigt sich mit seiner Karriere vor Mercury. Ich persönlich fand das Buch von Gene Kranz informativer und besser. Chris Kraft schildert alles aus seiner Perspektive, während Gene Kranz (wie er auch im Nachwort beschreibt) sich Hilfe gesucht hat – alte Unterlagen gewälzt, Interviews mit seinen früheren Controllern und den Astronauten führte und mit einem Lektor das Buch schrieb. Chris Krafts Buch ist nicht empfehlenswert für Personen die sich mit dem bemannten Raumfahrtprogramm nicht auskennen, denn es ist eine sehr einseitige Darstellung von Mercury, Gemini und Apollo. Ich denke Chris Kraft ging es weniger um die Raumforschung oder das Wohlergehen der Männer sondern nur darum Amerikas Führungsposition in einem technologischen Wettlauf zu stärken. Ein Credo, das sich stark von Gene Kranz unterscheidet bei dem die Sicherheit der Besetzung absoluten Vorrang hatte. Wer sich für den Mann interessiert für den ist das Programm. Weiterhin erfährt man auch einiges über das Raumfahrtprogramm, aber weniger als in anderen Werken.

Wer sich trotzdem für das Buch interessiert möge auf einen der beiden Links klicken

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