Mann muss seine Arbeit lieben…

… zumindest wenn man sie selbstständig ausübt. Ich bin darauf gekommen, weil ich gerade von Robert X.Cringley „Unternehmen Zufall“ lese. Also ich lese ja gerade parallel an so fünf Bücher über die PC-Geschichte, zwei alten und drei neuen und da ist dieses auch dabei. Ich habe mir von dem Buch viel erhofft, weil ich von ihm eine Dokumentation kenne die auch in Deutschland ausgestrahlt wurde mit dem gleichen Titel un die war, vor allem durch die Interviews von Gates, Baller, Jobs, Wozniak, Loewe etc. sehr gut.

Das Buch ist es nicht. Ich weiß nicht was den Autor geritten hat es zu schreiben. Man erwartet PC Geschichte und erhält Cringleys Gedanken zu Personen der PC Geschichte und zwar in einer Form – das sind die Freaks und „wir“ sind die normalen. Keiner kommt gut weg, selbst Leute die er persönlich kennt wie Mitchell Kapor. Meistens wird nur von „Computerfachidioten“ gesprochen. Überhaupt hat Cringley andere Definitionen als andere: So ist jeder der programmiert ein „Hacker“, schließlich hackt er pausenlos auf das Keyboard ein. (Das gilt allerdings auch für Journalisten und Autoren)…

Ich weiß nicht, ob er noch heute dem entgangenen Reichtum als Apple Angestellter No 12 nachtrauert. Das Buch ist auf jeden Fall schlecht, nicht mal die Fakten stimmen. So wurde der Apple I entwickelt weil Woz vor seinen Freunden angeben wollte (genau das Gegenteil ist der Fall – er war relativ scheu und machte den Rechner für sich) oder er sagt Gary Kildall sagte nach dem Buch einmal „Fragen Sie doch mal Bill warum das Terminierungszeichen in BDOS Funktion 6 ein Dollarzeichen ist – in CP/M und MS-DOS. Das weiß er nicht, das weis nur ich“. Das Zitat ist echt nur … BDOS Funktion 6 holt die Speichergröße und gab es nur bis CP/M 1.4. Was gemeint ist (und auch woanders korrekt zitiert wird) ist das es sich um Funktion 9 (Console WriteString) handelt…

Wie schon gesagt, der Autor hätte das Buch besser gelassen. Mich wundert nur, dass er 4 Jahre später dann eine wirklich gute Fernsehserie hinbekommen hat und da so viele Promis mitmachten, obwohl die meisten doch sehr schlecht wegkommen im Buch. Bill Gates nicht nur mit seinem Geschäftsgebaren, sondern auch der Schilderung seines Privatlebens, inklusive Anekdote wie sich der Multimillionär in der Kasse vor dem Supermarkt ein Eis zahlen lässt, weil er kein Geld in der Tasche hat.

Nur die Arbeit zu machen reicht nicht, wenn man jenseits eines abhängigen Arbeitsverhältnisses ist. Da mag es reichen, nur das zu tun was verlangt wird, manche Arbeit ist ja auch so stupide, das weder Phantasie noch Begeisterung verlangt wird. Wenn das Einkommen oder auch nur Arbeitsergebnis davon abhängt, wie sehr man an der Sache interessiert ist, wie begeistert und wie intensiv man sich damit beschäftigt, dann sollte man nur das machen was einem Spaß macht.

Ich vermute Cringley war auch begeistert, aber eben negativ. In dem Buch steckt seine Wut darüber eben nicht reich geworden zu sein, nur fast funktionierende Programme und nicht funktionierende Hardware fertiggebracht zu haben. Das treibt einen auch an, aber es gibt kein gutes Ergebnis.

Also ich habe mir das zu Herzen genommen: Mein Buch „Computergeschichten“ hängt mir am Herzen und ich denke es wird gut werden. 200 Seiten Konzept sind schon fertig und es werden täglich einige mehr. Umgekehrt ist jetzt erst mal die Luft raus aus Raumfahrtthemen, sodass da (außer dem schon in der Pipeline befindlichen Manuskript) dieses Jahr nichts neues kommen wird. Erst wenn ich wieder Lust an einem neuen Thema habe schreibe ich was neues.

Spaß macht mir jedes Semester mehr auch der Unterricht an der DHBW, also entweder werden die Studenten immer besser oder ich besser. Egal, heute waren 6 Unterrichtsstunden nicht so ermüdend wie letzte Jahr nur 4 an einem Tag.

Besteht eigentlich Interesse an den Videofolgen von „Unternehmen Zufall“? Ich habe sowohl die deutschen wie auch die rund 10 Minuten längeren Originale und könnte sie mal auf einen Filehoster hochladen, wenn es Interesse gibt.

One thought on “Mann muss seine Arbeit lieben…

  1. Hm… intererssant.

    > Ich vermute Cringley war auch begeistert, aber eben negativ.
    > In dem Buch steckt seine Wut darüber eben nicht reich geworden
    > zu sein,

    Ohne weitere Fakten zu kennen vermute ich mal weiter, das er mit dem Buch einen Schlussstrich unter seinen Frust gezogen und ihn somit verarbeitet hat.
    Ansonsten stimme ich dem hier:

    > Wenn das Einkommen oder auch nur Arbeitsergebnis davon abhängt,
    > wie sehr man an der Sache interessiert ist, wie begeistert und wie
    > intensiv man sich damit beschäftigt, dann sollte man nur das machen
    > was einem Spaß macht.

    grundsätzlich zu. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, das jeder in erster Linie die Arbeit(en) machen sollte, an der er/sie Spass hat. Natürlich gibt es immer Arbeiten, die wenig bis gar keinen Spass machen, aber entweder Grundlagen für die angenehmen Arbeiten schaffen oder ganz allgemein zum funktionieren der Gesellschaft notwendig sind. Aber da lässt sich durch organisatorische Massnahmen im Umfeld sicherlich das eine oder andere so gestalten, das diejenigen die sie machen, ihr trotzdem nicht völlig negativ gegenüber stehen. – D.h. wenn man sie mit einem positiven Sinn versieht, der auch allen einleuchtet.

    Zu den Raumfahrtthemen:
    Da kann ich auch ganz gut nachvollziehen, dass da jetzt erst mal die Luft raus ist. Es waren ja 10 Titel in 3 oder 4 Jahren mit zwei Neuauflagen wenn ich richtig gezählt habe. Da ist es wirklich an der Zeit, eine Pause einzulegen und was Anderes zu machen.

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