Neues von SpaceX, der USAF, ULA, Orbital und dem RD-180

Wie ich schon mal im Blog aufgegriffen habe läuft derzeit eine Auseinandersetzung ULA, Air Force und SpaceX. Die Firma hat schon in der Vergangenheit mehrfach kritisiert, das ULA zu teuer wäre „insane expensive“ und warf Fantasiezahlen für die Startpreise von ULA in den Raum. Nachdem sich die Indienststellung der Falcon 9 v1.1 verzögerte und man die Falcon 9 v1.0 einstellte hatte man als die USAF einen Auftrag für die Bestellung von 36 Kernstufen „Cores“ ausschrieb keine Möglichkeit mitzubieten und dieser ging 2012 an ULA. Nun, wenige Tage nachdem man die Daten des dritten Fluges der Falcon 9 v1.1 an die USAF übergab, die Daten die man zur Zertifizierung braucht prozessierte man gegen die Air Force, wegen eben dieses Auftrages.

In der letzten Woche gab es hier einige Neuigkeiten. Zum einen reagierte ULA auf die Kritik und veröffentlichte erstmals was die Starts kosten. Demnach kostet eine Atlas 401 164 Millionen Dollar, eine Delta iV Heavy 350 Millionen Dollar Im Durchschnitt kosten die gebuchten Cores 212 Millionen Dollar. Einige haben ja die aus der Luft gegriffenen Zahlen von SpaceX geglaubt. Dabei ist zumindest bei der Atlkas es leicht die Zahlen nachzuprüfen, denn die NASA veröffentlicht die Startkosten. So kostete der Start von Maven 187 Millionen Dollar. Durch den Block-Buy sollen die Kosten auf 100 Millionen für die kleinste Atlas 401 sinken. Die ist mit 4.750 kg GTO mit der Falcon 9 vergleichbar und auch diese wird nach Shotwells Aussagen 100 Millionen Dollar für USAF Missionen kosten. Zudem will ULA auf die bisher erfolgten Subventionen verzichten. Das hat zumindest SpaceX bewegt, wenn es nicht schon vorher Bestandteil der Block-Buys war. Der war ja ausgelegt Kosten zu sparen. Und soll auch 4,4 Milliarden einsparen.

ULA rät SpaceX erst mal ihr Launch Manifest abzuarbeiten. Und sieht man sich dieses an und vor allem wie viele Starts schon in der Vergangenheit angesetzt waren und nicht stattfanden so ist dies nicht von der Hand zu weisen. Der Block Buy, für den sich SpaceX ja schon 2012 bewerben müsste (Elon Musk verwechselt ja Vertragsabschlussdatum mit Ausschreibungsfrist) läuft bis 2017. Bis dahin hat die Firma viel zu tun 2014 stehen 14 Starts auf dem Launch Manifest, 2016 sind es schon 16, erst 2016 wird es mit 6 Starts ruhiger. Wenn selbst Musk nur 10 Starts pro Jahr für 2014 möglich hält, dann würde die Firma bis 2017 noch nicht mal die jetzt schon gebuchten Starts bis 2016 abgearbeitet haben. Neue Aufträge mal ganz ignoriert. Da die USAF auch so viel zahlt, damit sie starten kann wann sie es will und nicht auf andere Starts Rücksicht nehmen muss scheint es zumindest mir schwer möglich vorzustellen, wie SpaceX daneben noch so viele Starts abwickeln will. Dieses Jahr hat die Firma in einem halben Jahr drei Starts angesetzt. Rechnet man das hoch so hat sie schon mit den jetzt gebuchten Starts Probleme. Sie scheint einen Monat Turnaround zu schaffen, doch da jetzt schon NASA Starts den Startplan verzögert haben wird man so wohl kaum mehr als zehn Starts pro Jahr schaffen. Damit könnte SpaceX gar keine Nutzlasten der USAF befördern, selbst wenn sie Aufträge erhalten hätten.

Elon Musk sorgt inzwischen für Schlagezeilen. Er schafft es immer noch eine Ebene tiefer zu kommen. Nun wird es schon persönlich. Nun unterstellt er ULA, dass sie den Verantwortlichen gekauft haben. Pikantes Detail am Rande. Alle die SpaceX verleumdet, wollten bisher bei dieser Firma (angeblich) arbeiten und wurden abgelehnt. So auch jemand der herausfand, das beim zweiten Flug einer Falcon 9 ein Triebwerk ausfiel. Auch der wurde verklagt, bis SpaceX die Klage zurückzog – einige Tage später wurde bekannt das die Firma bei den ASAP Anhörungen einen Triebwerksausfall einräumen musste den sie vorher nicht zugegeben haben und als Verleumdung bezeichneten. (Da nun nichts mehr über die Starts an Stellen weitergegeben werden muss, die zumindest Zusammenfassungen veröffentlichen) kann man nur raten wie viele nicht eingeräumte Triebwerksausfälle es bisher gab.

Die USAF hat sich inzwischen dagegen gewehrt, dass man SpaceX benachteiligt hätte „Wenn man 60 Millionen Dollar und 100 Leute auf die Zertifizierung ansetzt ist es schwer zu sagen, dass man sie ausschließt“. Auch (das ist nicht neu) gäbe es einen Unterschied zwischen dem Versorgungsvertrag und einer einmaligen Mission, in USAF Sicht sogar kritisch für die nationale Sicherheit. Dem stimmt auch die NASA zu, die derzeit die Falcon 9 für „Medium Risk“ Missionen zertifiziert. Auch sie würde also ihr derzeit noch keine Nutzlast vertrauen und auch hier ist man erst am Anfang. (Quelle für beide Ausagen).b Dabei sind die Medium risk Missionen deerr NASA noch um einiges billiger als die ganz normalen Pentagonmissionen, was man schon alleine an den Budgets beider Organisationen sieht.

Eine weitere Folge des SpaceX Protestes, aber auch der Ukraine Krise ist dass die USA nun ernsthaft eine Abkehr von dem RD-180 überlegen. Nachdem es schon im nächsten Jahr 220 Millionen Dollar für die Entwicklung eines US-TRiebwerks gab, so gab es nun auch eine Finanzspritze über 100 Millionen dieses Jahr. Noch gibt es keine Anzeichen, dass Energomasch keine Triebwerke liefert, doch die Aussagen einiger Politiker haben Angst geweckt. Es gibt noch 15 RD-180, fünf weitere sollen dieses Jahr hinzukommen. 38 Missionen sind aber auf der Atlas V gebucht. So wird schon das Schreckensgespenst von durchschnittlich 3,5 Jahren Verzögerung und 5 Milliarden Dollar Kosten an die Wand geworfen – genügend Gründe für ein eigenes Triebwerk. Es wird aber mindestens 5 Jahre und 1 Milliarde kosten eines zu konstruieren.

Das wird wahrscheinlich eine Neuentwicklung sein. UTC war am RD-180 beteiligt, hatte aber nicht Einsicht in die Konstruktionsunterlagen sondern nur Tests. Man hat zwar die Triebwerke und könnte diese nachbauen, doch ich würde dann auch was neues entwickeln. Das wäre auch von Nutzen für Orbital die auch ein Triebwerk als Ersatz für die zwei NK-33 brauchen das in dieser Schubklasse ist. Orbital hat aber erst mal 20 weitere NK-33 erworben. Das riecht dann für die nächsten 22 Flüge, also mindestens sechs Jahre, eher sieben bei 3-4 Start pro Jahr. Deren AJ-26 (so heißen die Triebwerke in den USA) hatte gerade mal wieder einen Ausfall in einem Test vor dem Start. Das kam schon mal vor. Alle scheinen nach 40 Jahren wohl nicht merh ganz in Ordnung zu sein. Immerhin testet Orbital sie über 53 s vor jedem Flug um solche Probleme zu finden.

Boeing will die Delta IV Produktion beschleunigen. Sie ist derzeit teurer als die Atlas was an zwei Faktoren liegt – zum einen ist das RD-180 billiger als ein US-Triebwerk und zum anderen ist die Stückzahl geringer. Problematisch ist dass derzeit die Nutzlast der Delta 4M der Atlas V 421 entspricht. Die Atlas-Modelle mit mehr Boostern haben eine höhere Nutzlast, sodass man Missionen auf die 350 Millionen Doillar teure Delta 4H transferierenm müsste. Doch gibt es die Möglichkeit auch sechs oder acht Booster anzubauen, dann übertrifft man in der Nutzlast die Atlas 551. Das RD-68B das derzeit die Zertifizierung durchläuft wird ebenfalls einige Hundert Kilogramm Nutzlast bringen und die Kosten sinken, weil man durch den höheren Schub nun keine Anpassungen mehr für unterschiedliche Boosterzahlen an der Zentralstufe braucht sondern eine gemeinsame Stufe nehmen kann (sie hieß bisher zwar Common Booster Core, aber weil der Schub bei der kleinsten variante gerade so ausreichte sparte man dort das Zusatzgewicht für die Booster Anbringung ein).

Die Dragon die Menschen transportieren soll, hat eine zweite „Anomalie“ zu verzeichnen. Nachdem schon bei einem früheren Flug die Kühlung ausfiel und Humanproben auftauten drang nun Wasser ein. Das erfuhr man von der NASA, nicht von SpaceX, welche die Kapsel bergen. Neben den Problemen die nicht tragisch sind (beides mal wurde die Fracht nicht beschädigt) zeigt das leider wieder mal die Diskrepanz darin andere anzugreifen und eigene Pannen einzuräumen. Das gilt auch für das Heliumleck. Man erfährt nur das es ein Heliumleck ist. Das es etwas schwerwiegendenes sein muss kann man daran erkennen, dass sich der Start um mehr als einen Monat auf den 11.6. verzögert. Selbst bei defekten Ventilen in Turbopumpen die Startabbrüche verursachten, war ja ein Austausch innerhalb weniger Tage möglich.

Ich warte ja immer noch auf die Pro-SpaceX Gastbeiträge (zu dem Thema gebe es sicher viel zu sagen). Daher erneut ein Aufruf an dieser Stelle. Wie immer (wie bei allen Gastbeiträgen) kommentiere ich selbst dann nicht, aber wir haben hier einige die haben sich die letzten Blogs durchgelesen, manche verfolgen sogar die verlinkten Originalquellen. Von dieser Seite aus könnte es durchaus Contra geben.

One thought on “Neues von SpaceX, der USAF, ULA, Orbital und dem RD-180

  1. Aktuell haben übrigens bei den SpaceX Fans Äußerungen der franz. Minsterin Fioraso bezüglich „Dumpingpreissubventionierung“ der NASA für SpaceX für massiven Unmut gesorgt und zum Rechenstift greifen lassen.

    Teilweise ist der Unmut der Fans hier aber wohl nicht ungerechtfertigt, dein EADS Artikel vor 4 Jahren ging afaik. hier auch ziemlich hart ins Gericht.

    (Im Übrigen sind die Franzosen seit der Fewstlegung der Ariane 6 auf Feststoff und einer fehlenden bemannten Version sowieso bei vielen Weltraumenthusiasten Non Grata. Und seit gestern wird die Häme wohl noch größer geworden sein…)

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