Doku45 und Elitepartner.de

Gestern sah ich durch Zufall auf ndr die Dokumentation Doku45 gesehen. Mein Eindruck ist zwiespältig. Es ging dabei um Supermärkte und den Verkauf von Lebensmitteln. Zum einen ist es recht kurzweilig anzusehen. Im Reportagestil aufgemacht, wechselt die Handlung mal von Interviews über die Verfolgung der Eröffnung eines neuen Edeka Marktes über Marktforschungstechniken bis hin zum Eichamt und zur Untersuchung von Lebensmitteln. Das ist die positive Seite. Auf der anderen Seite frage ich mich wobei es eigentlich ging. Ging es um Supermärkte und die Tricks oder Techniken, (je nachdem wie man dazu steht) wie sie Ware verkaufen oder geht es um Lebensmittel und ihre Zusammensetzung, denn es geht auch um Packungsverkleinerung nach dem neuen Verpackungsgesetz, Lebensmittel die mit einer „Extraportion Milch“ werben und Kalorienbomben sind, Mogelpackungen und die Ampelkennzeichnung. Das alles quer Beet gemischt und mit subjektiven Kommentaren.

Ein Beispiel: Da werden mit „versteckter Kamera“ Lebensmittel eingekauft und dann sollen diese untersucht werden. Dreizehn Labors lehnen ab, angeblich weil sie befürchteten Aufträge von der Industrie zu verlieren. Der Eigentümer des vierzehnten bestätigt das ein billiges Pesto kaum Olivenöl und Pistazien enthält und Kalbsleberwurst keine Kalbleber. Dann Schnitt: Ein Päckchen kommt von England, dort soll alles besser sein, dank der Ampelkennzeichnung.

Was ist daran subjektiv oder besser gesagt suggestiv: Muss ich ganz normale Lebensmittel mit versteckter Kamera kaufen, nur weil ich keine Drehgenehmigung bekomme? Ändert dies etwas an den verpachten Fertigprodukten? Das nächste: Warum lehnten die dreizehn Labors ab eine Vollanalyse durchzuführen. Wegen der Lebensmittelindustrie? Oder vielleicht weil die Analysen teuer sind und der NDR nichts zahlen wollte und als Kompensation versprach, der Laborleiter dürfte das Ergebnis verkünden? Das Ergebnis verwundert nicht. Liebe Leute Kalbleberwurst enthält keine Kalbleber, der Name kommt von der Verwendung von Kalbsfleisch und das war schon immer so. Das gleich bei dem Pesto: Wie kann man erwarten das ein fertiges Pesto billiger ist als wenn ich die Zutaten dafür selbst kaufe? Da muss der Hersteller doch irgendwo sparen. In allen Fällen war es so, dass die Angaben auf der Verpackung korrekt waren. Die Analyse hätte man sich sparen können, wenn man das Zutatenverzeichnis gelesen hätte. Das die Angaben auf den Verpackungen immer verwirrender werden und sich hier einiges verschlechtert hat ist nichts neues. Seit die EU mitspielt wird es immer schlimmer. Doch in England ist es nicht besser. Es gibt dort mit der (übrigens freiwilligen) Ampelkennzeichnung nur ein weiteres Element auf der Verpackung. Von der Zusammensetzung sind die Lebensmittel garantiert nicht besser. England hat in Europa mit das laxeste Lebensmittelrecht. In der EU Zusatzstoffliste sind zahlreiche Stoffe aufgeführt die exklusiv nur in England verwendet werden. Insbesondere wird dort gerne gefärbt. Slles eine recht subjektive Meinungsmache.

Schade, so kann ich das neue Format nur eingeschränkt empfehlen. Wer trotzdem interessiert ist jeden Dienstag um 22:30 auf NDR Fernsehen.

Das zweite ist die TV Werbung von Partnerschaftssuche über das Internet. Mir ist da der Spot von „Eliterpartner.de“ aufgefallen. Da haben attraktive Firmeninhaber oder Rechtsanwälte ihren Partner fürs Leben gefunden Beworben werden „Akademiker und Singles mit Niveau“. Ich meine jeder sucht nach einem Idealpartner. So im Stil: Aussehen wie Shakira, mit ihr reden können wie mit Sandra Maischberger, gleiche Interessen und reich sollte sie sein.

Was natürlich auffällt: Haben Akademiker andere Interesen als andere. Und sind sie automatisch „Singles mit Niveau“? Ich glaube, dass es vielleicht kleinere Unterschiede gibt, aber keine größere. Akademiker müssen viel lernen bis sie so 25, 30 sind. Ich würde daher annehmen dass dies sich auf die Interessen auswirkt. Ich würde tendenziell annehmen, dass sie mehr lesen, sich mehr informieren. Aber nur tendenziell. Mein Bruder ist auch Akademiker und besitzt gerade mal ein Buch – und das ist mein erstes eigenes Werk. Was Akademiker und vielleicht auch Selbstständige, die ja auch beworben werden von anderen unterscheidet sind vielleicht zwei Dinge. Das eine für die Partnervermittlung interessante: Das Einkommen dürfte höher als der Durchschnitt sein. Das zweite: Bedingt durch das Studium oder bei Selbstständigen der Beruf, kommt lange Zeit das Privatleben zu kurz. Ich erinnere mich noch an den Anfang meines Studiums wo eröffnete wurde, dass wohl Partnerschaften und Studium oder zeitintensive Hobbys nicht vereinbar sind. Das hat Einflüsse. Ich denke wenn man längere Zeit alleine ist wird man „faul“ oder besser gesagt, man will immer weniger an sich selbst ändern je älter man wird. Umgekehrt steigen die Ansprüche an den Partner. Grundsätzlich ist es aber wichtig sich zusammen zu raufen und jeder muss von seinen Lieblingsangewohnheiten und Eigenheiten ein paar aufgeben damit es klappt. Viele Ehen scheitern weil einer der Partner den anderen „umerziehen“ wöllte.

Je älter man wird, desto schwieriger wird dass Ich denke es ist kein Zufall, dass in Gesellschaften, wo heute noch Zwangsehen geschlossen werden, die „Ehepartner“ sehr jung sind, meistens noch im jugendlichen Alter. Da ist die Anpassungsfähigkeit noch höher und vielleicht auch die eigenen Bedürfnisse noch nicht so ausgeprägt. So gesehen sind Akademiker wohl ein schwierigeres Klientel.

Im Allgemeinen halte ich nichts von Partnersuche über Internet auch wenn immer wieder Erfolgsstorys hervorgehoben werden. Die umgekehrte Frage ist: Wie oft hat es nicht geklappt? Die große Gefahr von Kontakt über Telefon und Chat ist, dass man sich im Geiste einen Partner backt denn es so in Wirklichkeit nicht gibt. Es ist ja nicht nur das Aussehen. Es sind Verhaltensweisen, die man erst im persönlichen Kontakt bemerkt. Die Sprache, Gestik, die Lebensweise, Hobbys, Interessen. Das alles ist der Partner und nicht nur was er schreibt oder gerade sagt. So ist die Gefahr von Enttäuschungen vorprogrammiert.

One thought on “Doku45 und Elitepartner.de

  1. Hallo Bernd! Zum Teil 1: Journalismus wird immer oberflächlicher. Gerade im naturwissenschaftlich-technischem Bereich erkennt man schon als mittelmäßig fachlich Versierter laienhaften Dilletantismus. Da fallen in der Elektrotechnik plötzlich die Begriffe „Stromspannung“ und „kW/h“. Das Pendant in der Ernährungslehre ist wohl „Kalorien“ statt (der gemeinten) kcal oder der vorgeschriebenen SI-Einheit kJ.
    Das Problem ist: Da versuchen Leute etwas zu erklären, die glauben, von dem Thema etwas zu verstehen.
    So aus dem Bauchgefühl heraus war der Journalismus bei Fachthemen vor über 20 Jahren noch seriöser und von mehr fachlicher Substanz.
    Was tun? Vielleicht, daß beim Deutschen Presserat Mahnkategorien des fachlichen Dilletantismus eingeführt werden. Wenn also Laien-Journalisten ohne fachliche Unterstützung Dinge fehler- und laienhaft publizieren und bei den Laien-Zuschauern den Eindruck der Seriosität erwecken.
    Zu „Kalorien“ alias kcal vs. kJ: Du sprichst mir aus dem Herzen. Auch wenn ich gegen planwirtschaftliche und absolutistische Methoden bin, in diesem Fall bin ich für ein EU-weites Verbot der Benutzung von „kcal“ auf Lebensmitteln und „Kalorien“ in populärwissenschaftlichen Presse- und TV-Publikationen, unter Androhung saftiger Strafzahlungen.
    Die Nährwerttabelle als solche ist völlig OK. In der ersten zeile steht Brennwert pro 100g und pro Packungsinhalt. Das sollte auch der Dümmste verstehen. Nur eben mit einer einheitlichen Einheit, also kJ. Da braucht man keine Ampel.
    Um den ganz Bekloppten Rechnung zu tragen, bin ich für eine Fleischsteuer. Da man für eine Ernährungseinheit Fleisch die 10-fache Fläche benötigt im Vergleich zu einer pflanzlichen Ernährungseinheit, sollte der höhere Ressourcenverbrauch entsprechend sanktioniert werden, was den Nebeneffekt der tendenziellen Bestrafung von Fettleibigkeit aus Bequemlichkeits-Dummheit hätte. Aber nur tendenziell, denn plflanzliche Fette und Zucker gibt es ja auch noch.

    Teil 2: Internet-Partneranbahnung ist nicht per se schlecht, nur sollte man seine Erwartungen weit, weit herunterschrauben. Virtuelle Liebe ist Quatsch. Das Internet kann lediglich als Beschleuniger der realen Date-Frequenz dienen. Am Ende ist immer (wie seit Tausenden von Jahren) der reale zwischenmenschliche Kontakt entscheidend. Und da hat das Internet eben bei der holden Weiblichkeit auch zum gegenteiligen Effekt geführt: Zum Katalog-Effekt. Aufgrund der enormen Beschleunigung des Partnermarktes steigt die Anzahl der Offerten pro Frau natürlich auch enorm an, was zu einer immer flüchtigeren Beschäftigung mit dem einzelnem Individuum führt und zu einem immer unverbindlicherem, zielloserem „Blättern“ im unendlichem Single-Katalog. Am Ende zählt der, der bei einem realem Date dem Mädel in einer göttlichen Situation einen Kuß auf dem Mund drückt der von ihr (die die langen Katalog-Blätterzeiten leid ist) heftig erwiedert wird.

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