Hatte Lamarck doch recht?

Heute kennt jeder Darwins Evolutionstheorie. Etwas älter und lange Zeit genauso populär, war La Jean-Baptiste de Lamarck’s Theorie der Anpassung an veränderte Lebensumstände. Vereinfacht gesagt, besagte die Theorie aus, dass sich Lebewesen an die Umgebung anpassen und diese Anpassungen zu Veränderungen führen. Das klingt heute wir Unsinn, aber wie die Evolutionstheorie geht sie nicht von sprunghaften Änderungen aus. Ein beliebtes Beispiel war die Giraffe – wie kam sie zu ihrem langen Hals? Vielleicht war sie mal eine Antilope mit einem langen Hals. Diejenigen die ihren Hals etwas länger strecken konnten, kamen besser an das Futter in den unteren Ästen und bekamen mehr Nachkommen – mit schon etwas längeren Hälsen. Von diesen überlebten dann auch die mit noch etwas gestreckten Hälsen usw. Bei nur 1 mm pro Generation, die man bei Antilopen vielleicht auf 10 Jahre ansetzen kann, ergibt sich so in schon 2000 Jahren der lange Hals der Giraffe. (Lamarck schrieb viel mehr über Vererbung, aber die Diskussion konzentrierte sich meist auf einen kleinen Teil, den man später als Lamarckismus bezeichnete).

In der Tat kann man damit viele Anpassungen genauso wie bei Darwins Theorie erklären. Sie war sogar zeitweise beliebter, weil sie kein zufälliges Element hatte, sondern eine zielgerichtete Anpassung, die viel eher akzeptabel bei vielen Leuten war. Lange Zeit gab es nur die Biologie der heutigen Lebewesen und die Fossilienfunde. Aufgrund dieser kann man nicht entscheiden ob Darwin oder Lamarck recht hat. Im Gegenteil: Gegen die kontinuierliche Evolution spricht bei Darwin das Problem der „Missing Links“. Viele Arten erscheinen „plötzlich“ ohne große Zwischenglieder aus anderen Arten sich entwickelt zu haben. Lamarck könnte mit der gezielten Anpassung das eher erklären.

Die große Wende kam in der zweiten Hälfte des 19.ten Jahrhunderts als beginnend mit Mendel die biologischen Grundlagen der Vererbung aufgeklärt wurden und Lamarck an Boden verlor. Trotzdem tobte der Kampf noch Jahrzehnte weiter bis Anfang des letzten Jahrhunderts.

Man könnte das als eine Episode in der Wissenschaftsgeschichte sehen. In einem Buch von den Entdeckern, dass die Kreidezeit durch einen Asteroideneinschlag endete, schrieb dieser, dass viele Biologen gegen die Vorstellung das katastrophale Ereignisse die Evolution prägten waren. Grund war die Diskussionen um Lamarck die Theorie war gerade bei Biologen sehr populär. Seitdem hatten sie die Darwinsche Theorie, die ja von einer kontinuierlichen Evolution und nicht sprunghaften Ereignissen ausging so verinnerlicht, dass sie nicht wagten wieder sie in Frage zu stellen.

Doch es zeigt sich heute, dass Lamarck doch ein bisschen Recht hat. Bei einer Untersuchung von Kindern, die im zweiten Weltkrieg geboren wurden, stellte man fest, dass sie auch mit 50, 60 noch stärker unter Krankheiten litten oder eher Krebs bekamen. Nun könnte man das noch als eine Form der Vorschädigung in der Schwangerschaft durch die nicht ausreichende Ernährung ansehen. Doch es geht noch weiter: Das gilt auch für die Kinder dieser Personen! Diese wurden aber geboren als es keinen Mangel gab.

Weitere Untersuchungen in Archiven und Kirchenbüchern zeigten dass dies kein Einzelfall ist. Kinder, die in Mangeljahren mit schlechter Ernte, ungünstigen Klimatischen Bedingungen geboren wurden, waren auch als Erwachsene anfälliger für Krankheiten, starben früher. Und das galt auch noch für ihre Kinder und in abgeschwächter Form für die Enkel. Teilweise sanken auch messbare Parameter wie Körpergröße ab.

Geklärt ist nun zumindest eines: Die Erbanlagen alleine legen nicht alleine fest, wie wir sind, es ist wie sie abgelesen werden. Das unser Erbgut viel größer ist als der Teil der genutzt wird und die Ablesung reguliert wird, durch „Schalter“ die ein Ablesen ermöglichen, oder nicht, ist gesicherte Erkenntnis. Nur sah man diese Schalter als temporär an. Sie sollen verhindern dass die Zelle nicht permanent alles produziert, sondern nur das was gerade benötigt wird. Neu scheint zu sein, dass durch Methylierung Schalter permanent gestellt werden und so verhindert wird das bestimmte Genabschnitte jemals gelesen werden. Dieses Fachgebiet nennt sich Epignetik.

Bei versuchen von Mäusen, die kurz nach der Geburt Stress ausgesetzt wurden, zeigte sich eine permanente Verhaltensveränderung (das verwundert nicht), aber auch eine erhöhte Krankheitsneigung. Nun laufen ebenfalls an Mäusen Versuche um nachzuweisen wie Umweltfaktoren die Vererbung beeinflussen.

Hatte nun Lamarck recht? Nein, nach Ansicht der Fachleute, denn die Merkmale werden ja nicht verändert. Durch noch so tolle Umweltbedingungen kann man nicht den Hals verlängern. Auch nicht wenn man ihn sein Leben lang mit Ringen streckt, wie bei einigen afrikanischen Völkern (der lange Hals ist übrigens nur ein optischer Effekt – die Ringe führen zu einem Rückgang der Schultermuskulatur, damit scheint der Hals länger zu sein, ebenso wie bei Schwimmern mit einer ausgeprägten Schultermuskulatur der Hals kürzer zu sein scheint). Es geht nur darum das aus einer Möglichkeit die das Erbgut inne hat bestimmte Teile umgesetzt werden und andere nicht.

Für Schwangere bedeutet dass: Schaut dafür das euer Kind optimal versorgt wird und denkt nicht an die Pfunde die danach abzutrainieren sind. Ob nun Mozart CD’s Gene umlegen konnte allerdings bisher noch nicht geklärt werden. Vielleicht sollte man wenn das Kind mal später der nächste DSDS werden soll dann Modern Talking spielen…

One thought on “Hatte Lamarck doch recht?

  1. Zu dem langen oder kurzen Hals von Menschen fällt mir ein:

    In Bayern ein Politiker zu sein, Franz-Josef zu heißen und ein Musterschüler zu
    sein kann den Hals kürzen….

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.