Wofür arbeitet man?

Das ist eine gute Frage. Ich denke, es gibt drei Beweggründe dafür:

  • Die Arbeit verschafft einem innere Befriedigung
  • Die Arbeit verschafft einem äußere Anerkennung
  • Die Arbeit verschafft einem Geld

Es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen den ersten beiden und dem dritten Punkt. Die ersten beiden sind psychologische Gründe. Sie machen die Leute zufriedener oder glücklicher. Das ist ein starker Antrieb für eine Arbeit. Der dritte ist nicht physiologisch. Er ermöglicht uns mit dem Geld dann Dinge zu tun, die uns glücklich oder zufrieden machen. Technische Spielzeuge kaufen, ein tolles Haus mieten. In die Südsee fahren….

In einer idealen Gesellschaft würden wir nur Arbeit machen um den ersten beiden Punkten zu folgen und Punkt 3 ist ein Nebeneffekt den wir brauchen, um die Arbeit anderer zu bezahlen.

Das Problem ist das dies nicht so klappt. Weil es immer Arbeiten gibt, die begehrter oder attraktiver sind als andere. so bewarben sich dieses Jahr über 20.000 Mädchen für „Germanys Next Top Modell“, ich habe meine Zweifel, dass es so viele geben wird, die sich für den Job als Müllmann/frau interessieren. Auch bei den Studiengängen gibt es „in“ Studiengänge mit nur geringen Chancen auf Anstellung, weil so viele das Fach wählen.

Das ist ja nicht neu, sondern war schon immer so. Früher war es die Arbeit als Bauer, die dazu diente die Nahrungsmittel der Gesellschaft zu produzieren. Die Arbeit war so beliebt, dass es Gesetze gab wonach der Sohn eines Bauers wieder Bauer werden musste. Später war es die Arbeit in den Fabriken. Machen wir uns nichts vor: auch wenn man gerne es hätte das jeder das macht was ihm gefällt, aber es wird nicht funktionieren.

Das Problem ist in meinen Augen, das sich das mit dem dritten Punkt und der Ersatzbefriedigung „Geld“ verselbstständigt hat. Viele Leute sehen in einem Job nur noch, wie viel sie verdienen können. Reicht das nicht mehr aus, so wird gewechselt oder es gibt einen Nebenjob. Als Normalsterblicher meint man, dass man irgendwann genug hat. Sicher ist das Level unterschiedlich. Für einen mag ein Vermögen von 1 Million Euro reichen, um sein ganzes Leben sorgenlos zu leben. Andere, die gerne aus goldenen Tellern essen oder einen Privatjet für ihr Ego benötigen, für die dürfte das nicht reichen. Aber selbst dann müssten Jahresverdienste, wie sie bei Spitzenmanagern oder Fußballspielern üblich sind im zweistelligen Millionenbereich ausreichen. Trotzdem sind gerade diese noch mehr hinter dem Geld her. Ein Fußballspieler wechselt den Club wenn es dort ein besseres Honorar gibt und ein Manager die Firma. Es geht dann nicht mehr um persönliche Befriedigung die sich vielleicht in dem Erfolg des Clubs oder der Firma äußert, sondern um noch mehr Geld.

Das ist ein Phänomen, dass sich das verselbständigt hat. Natürlich besteht die Gefahr auch bei den ersten beiden Punkten, doch da ist es nicht so das Befriedigung und Anerkennung beliebig vermehrt werden können. Das ist zwar bei Geld auch nicht möglich. Aber es ist in Maßen ziemlich vermehrbar – siehe die Spitzengehälter in bestimmten Branchen, welche das Lebenseinkommen Normalsterblicher um ein vielfaches übersteigen.

Solange das ein Problem einzelner ist – und es gibt solche Leute – ist das kein gesellschaftliches Problem. Zu einem gesellschaftlichen Problem wird es wenn das Geld das einzige ist was zählt, was heute leider der Fall ist und es auch nicht mehr „Beruf“ (kommt von Berufung) sondern Job heißt – nicht mal „Arbeit“. Der eine oder andere mag das gleichsetzen, doch ich verstehe darunter das Wechseln von Arbeit im kürzeren Zeitspannen oder sogar den Zustand dass man mehrere Jobs braucht um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, genauso wie es in den USA gang und gäbe ist. Es ist daher auch kein Wunder, dass die Agentur für Arbeit sich nun „Jobcenter“ nennt, denn es geht ja nur darum die Leute möglichst schnell in was zu vermitteln wo sie dann den Staat kein Geld mehr kosten. egal ob dies ihnen gefällt oder nicht oder sie dafür qualifiziert sind oder nicht.

Warum ist dem so? Vielleicht weil gerade die Sorte von Menschen die nur nach dem Punkt 3 streben in der Hierarchie nach oben rücken. Andere sind eben früher zufrieden und sehen nicht ein, sich abzuhetzen, wenn es ihnen reicht. Und weil die meisten Menschen davon ausgehen, dass alle so denken wie sie selbst, stellen diese Personen dann die Norm, dessen was gesellschaftlich gewünscht oder „normal“ ist. So bestimmen wenige Ausnahmen darüber was für viele als „normal“ oder „erstrebenswert“ gilt. Wenn Leute die sich dem verweigern schon als „Aussteiger“ gebrandmarkt werden, dann zeigt das wie weit es schon gekommen ist….

One thought on “Wofür arbeitet man?

  1. Punkt 1 ist mir am wichtigsten, Punkt 3 ist natuerlich einfach notwendig.

    Ich verdiene Geld hauptsaechlich, damit ich ueberhaupt eine Wohnung bzw. ein Haus habe, in dem es warm ist. „Toll“ muss das gar nicht mal sein…

    Generell empfinde ich Freiheit und ZEIT als die beiden hoechsten Luxusgueter, und deshalb versuche ich, moeglichst sparsam zu leben, unnoetige Anschaffungen zu vermeiden (und fuer mich ist vieles unnoetig) und daher dann auch moeglichst wenig „fest“ arbeiten zu muessen.

    Meine Arbeit (Graphik/Web/Software-Zeug) macht mir durchaus Spass, aber weniger, wenn ich fuer fremde Projekte mit Zeitdruck o.ae. arbeiten muss, sondern eher, wenn ich die Projekte selbst bestimmen kann und den Zeitablauf.

    Deshalb: Selbst, wenn ich auf Dauer ausgesorgt haette (dafuer wuerden bei mir schon 500.000 Euro reichen), wuerde ich viel weiterarbeiten – aber definitiv nicht mehr fuer Kundenprojekte…

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