Mit der Dragon zum Mond

Hallo, ich berichte heute weiter über die Details die von Leon Kums, einem ehemaligen SpaceX Mitarbeiter bekam und schließe an den ersten Aufsatz in dieser Serie an.

Wir mir Leon Kums schrieb, gibt es für SpaceX nicht nur einen Grund für die Entwicklung der Falcon Heavy. Er schrieb:

„Natürlich war der Hauptgrund, das wir nach der Bewerbung um EELV Aufträge die Antwort vom DoD bekamen, dass wir zum einen auch von Vandenberg aus starten müssten und zum anderen eine Trägerrakete mit einer LEO-Nutzlast von 21 t vorweisen mussten. Vorher erfüllte SpaceX nicht die Ausschreibungsbedingungen. Das war die Haupttriebfeder für die Entwicklung der Falcon Heavy. Aber Elon plante ja schon immer Flüge zum Mars und arbeitet da nun ja auch mit Zurbrin von der Mars Society zusammen. Dann kam die Idee auf, die Dragon um den Mond herumzuschicken. Das wäre mit der Falcon 9 Heavy möglich gewesen.

Als die Falcon 9 zu wenig Nutzlast aufwies und gestreckt werden musste, um unsere CRS Aufträge zu erfüllen, war die Version mit drei Erststufen (die Falcon Heavy) natürlich auch um ein Drittel leistungsfähiger. Das reicht aus, um eine Dragon nicht nur um den Mond herumzuschicken, sondern in eine Mondumlaufbahn zu bringen. Daher laufen derzeit Verhandlungen mit Space Adventures. Sie haben ja schon Kunden, die bereit sind, 100 Millionen Dollar für eine Mondumrundung zu bezahlen, aber keine Sojusraumschiffe für die nächsten Jahre.

Dabei wird die zweite Stufe der Falcon nicht nur die Dragon zum Mond bringen, sondern auch die Einbremsung in die Mondumlaufbahn und den Rückstart zur Erde. Die Isolierung, die wir bei der ersten Stufe einsetzen wird dabei auch die zweite Stufe erhalten. Ich bin recht skeptisch ob wir so den flüssigen Sauerstoff über 10-20 Tage am verdampfen halten können. Aber Elon meint: „was gut genug für den Wiedereintritt ist, übersteht auch die Sonnenstrahlung“. Nur kamen bisher beim Wiedereintritt am Boden ja nur Trümmer an. Die Dragon würde dann einen Profiastronauten und bis zu sechs Passagiere zu einem 10-20 Tage Trip, davon 4-13 Tage im Mondorbit transportieren. Elon wird auch hier wenn es nötig ist die Russen unterbieten, die ja maximal zwei Touristen befördern können.“

Leon Kums klärte mich auch auf warum es in Videos Dragons mit Landungen auf dem Mars gibt:

„Na ja Mars musste rein, das ist ja das Endziel von Elon. Derzeit erarbeitet er ja mit Zurbrin einen Marslandungsplan auf Basis der Falcon/Dragon. Aber viel wahrscheinlicher als die Marsmission ist ein Touristentransport mit Landung auf dem Mond. Dazu würden zwei Falcon Heavy starten. Eine mit einer umgebauten Dragon, bei der die Passagierzahl auf drei reduziert ist um Platz für die Treibstofftanks zu haben und eine zweite die nur eine Stufe in den Erdorbit bringt. Dort würde die Dragon an die Stufe ankoppeln und diese würde die Dragon zum Mond schießen. Sie landet dann direkt ohne in eine Umlaufbahn einzutreten.

Ich halte das Konzept für unnötig schwer. Aber das Landesystem soll ja sowohl als Rettungsturm, wie auch zur weichen Landung an Land auf der Erde wie auch für eine Landung auf dem Mond oder Mars ausgelegt sein. Da muss es in die Kapsel rein. Für eine eigene Stufe konnte sich Elon nicht begeistern, auch weil wir dann von LOX/RP-1 als Treibstoff abkommen müssten. Ob es so sinnvoll ist auf dem Mond zu landen ist mal dahingestellt. Es fehlen ja dann noch die entsprechenden Systeme um auch die Kapsel verlassen zu können. Das ist wie bei den langfristigen Plänen zum Mars. Elon und damit SpaceX konzentriert sich auf ein Element und hofft das der Rest von irgendwo her kommt. Aber intern rechnet eh keiner in der Firma damit, dass das auch umgesetzt wird. Mit zwei Starts einer Falcon Heavy und nur zwei Passagieren wäre ein Ticket kaum bezahlbar und würde in der Gegend von 500 Millionen pro Tourist liegen.

Space Adventures war auch bereit mindestens einen Mondumflug zu buchen. Es scheiterte aber daran, dass niemand in SpaceX bereit war die Kapsel zu steuern. Elon dachte Ken (Bowersox), der ja mal Astronaut war würde das tun. Da lag er ziemlich falsch. Es gab richtigen Krach zwischen den beiden und es flogen die Fetzen. Ken sagte, er würde eher die Firma sofort verlassen als sich in einer Dragon zum Mond schießen lassen. Ich kann ihn verstehen. Da kommt er wenn was schief geht nicht wie im Erdorbit schnell zurück. Die Ingenieure haben beim COTS 1 Flug der Kapsel so wenig zugetraut, dass sie nicht mal Tiere in den Orbit gebracht haben, sondern nur einen Käse.

Dann hat man für den Job Garrett Reisman angeheuert, der auch NASA-Astronaut war. Als er davon hörte das er nicht Werbung für SpaceX im MSC machen sollte, sondern zum Mond liegen sollte, hat er sofort abgelehnt. Verlassen konnte er nun SpaceX nicht mehr, das wäre eine echte Blamage gewesen. Nun hat man extra einen Posten „Senior engineer working on astronaut safety and mission assurance“ geschaffen – keiner hat gemerkt, dass SpaceX keine Astronauten befördert also auch keinen Ingenieur für die Sicherheit braucht. Aber die folgen wenn er SpaceX so schnell wieder verlassen hätte wären irreparabel gewesen. Die Reputation von SpaceX bei dem Manned Space Center ist sowieso nicht sehr hoch.“

 

13 thoughts on “Mit der Dragon zum Mond

  1. Na ich bin gespannt, ob auch noch eine Satire zum Thema Taurus 2 folgt.

    Obwohl, ein amerikanisches Unternehmen das eingelagerte sowjetische Triebwerke aus den frühen 70er Jahren vier Jahrzehnte später von einem ukrainischen Unternehmen zu einer Rakete zusammen klöppeln lässt, ist eigentlich Satire genug.

    Die Folgen die das hat, waren eigentlich vorhersehbar:

    http://www.spacenews.com/civil/110610-aj26-shuts-down-early-testing.html

    http://www.spacenews.com/launch/110624-test-stand-fire-taurus.html

  2. Rückschläge sind immer möglich. Und dasss etwas älter ist heißt es nicht dass es auch schlecht ist (die Triebwerke wurden ja überholt und erhielten neue Steuerungen). Nur mal zur Auffrischung: Die Delta 2 verwandte bis 1989 Triebwerke deren Produktion 1967 auslief: Die H-1 der Saturn I

    Russland, aber auch Japan haben das NK-33 ebenfalls für neue Raketen erwogen.

    Eine Satire muss man nur über die machen die viel versprechen und wenig halten. Und was hätte die Öffentlichkeit von einem Fehlschlag bei einem Triebwerkstest von SpaceX erfahren?

  3. Und was hätte die Öffentlichkeit von einem Fehlschlag bei einem Triebwerkstest von SpaceX erfahren?

    Wohl daß die Klimaanlage im Konstruktionsbüro einwandfrei funktioniert und man deshalb plant, eine noch größere Rakete zu bauen.

  4. Zu Ergänzen wäre noch, dass es sich um Akzeptanztests über die volle Brennzeit handelte. So was gibt es nicht bei SpaceX. Dort wird die ganze erste Stufe einige Tage kurz vor dem Start angelassen und sobald voller Schub erreicht ist (nach ca 3,5 s) wieder abgeschaltet. Das als „statisches Brennen“ bekannte Verfahren ist nicht vergleichbar mit Akzeptanztests wie sie auch beim Vulcain erfolgen.

  5. „Space Adventures war auch bereit mindestens einen Mondumflug zu buchen. Es scheiterte aber daran, dass niemand in SpaceX bereit war die Kapsel zu steuern. Elon dachte Ken (Bowersox), der ja mal Astronaut war würde das tun. Da lag er ziemlich falsch. Es gab richtigen Krach zwischen den beiden und es flogen die Fetzen. Ken sagte, er würde eher die Firma sofort verlassen als sich in einer Dragon zum Mond schießen lassen. Ich kann ihn verstehen. Da kommt er wenn was schief geht nicht wie im Erdorbit schnell zurück. Die Ingenieure haben beim COTS 1 Flug der Kapsel so wenig zugetraut, dass sie nicht mal Tiere in den Orbit gebracht haben, sondern nur einen Käse.“ Hoffen wir, dass wenigstens dieses Problem gelöst werden konnte, aber wenn man bedenkt, was seine Firmen und deren Kunden automatischen Steuerungen sonst so zutrauen…. http://www.autobild.de/artikel/autonomes-fahren-tesla-autopilot-10516973.html https://www.raumfahrer.net/news/raumfahrt/27022017232721.shtml

  6. Den Zeitplan sehe ich nicht unrealistisch. Wenn es tatsächlich der 2. FH Flug sein soll und die FH dieses Jahr fliegt sollte es zeitlich möglich sein. Wenn sie jetzt behaupten würden „wir wollen vorher noch 5 unbemannte Testflüge machen“, dann wär der Zeitplan unrealistisch.

    Was die Tesla-Meldung angeht. Es gibt aktuell überhaupt gar keine konkreten Hinweise das es eine Verzögerung beim Model 3 gibt. Gleichzeitig ist Tesla eine der am meisten „geshorteten“ Aktien überhaupt. Es gibt sehr viele reiche Spekulanten und Investmentbanken die viel Geld verlieren wenn Tesla erfolgreich sein sollte. Solche Meldungen sollte man also mit Vorsicht betrachten

  7. @Scotsh:
    „Solche Meldungen sollte man also mit Vorsicht betrachten“

    Sind – gemäß Dopey Don – sicherlich Fake News. Reuters gehört ja auch nicht zu der kleinen Menge „serious press“. Solange sowas nicht auf Fox oder Breitbart zu finden ist….

    Ich gebe Dir allerdings in einem Punkt recht: Man sollte in keine Hysterie verfallen; in keine Richtung.

  8. Reuters berichtet nur, das tun sie in diesem Kontext auch korrekt. Die Behauptung über eine Verspätung des Model3 bzw. die Abwertung des Kurswertes stammt von Goldman Sachs.

    Ich mache Reuters hier keinen Vorwurf, die GS Analyse sehe ich aber skeptisch.

  9. Wenn Wallace und Gromit es schaffen in einer Nacht eine Mondrakete zu bauen und damit sogleich zum Mond zu fliegen, dann sollte sollte es den tollkühnen Männern in ihren knatternden Raketen doch mit der Käse-erprobten Dragon nächstes Jahr gelingen. Da sich der oberste Käseredner selbst wohl nicht auf sein Machwerk verlassen wird, tippe ich bei der Besatzung auf zwei ausgewiesene Käsekenner aus Holland und der Schweiz…. HELAU!

  10. @Anja: Man sollte nicht gleich polemisch und persönlich werden, wenn man anderer Meinung zu SpaceX ist. Ich schätze die Dikussionen zum Thema Raumfahrt auch deswegen, weil sie seltener eskalieren.

  11. Aaron, es war nicht direkt gegen Scotsh gemünzt, aber es paßt irgendwie in die derzeitige politische Landschaft, Nachrichten als nicht ernst zu nehmen zu bezeichnen, wenn sie nicht ins eigene Weltbild passen.
    Und wie gesagt, man sollte in keine Richtung in Hysterie verfallen.

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