Schulstoff in der Gegenwart und Zukunft
Die Anregung zum heutigen Blog habe ich von einer Nachricht, da gibt es gerade einen Mathematik und Naturwissenschaftenkongress und da wurde beklagt das Mathematik ein so unbeliebtes Schulfach ist. Ein Teilnehmer war aber ehrlich: im Alltag braucht man nur wenig von der Schulmathematik. Nun hat sich durch das Internet eine Menge verändert. Sicher sind die Zeiten vorbei wo man mit dem Schulwissen das ganze Leben auskam. Bei mir war noch das Credo, dass man einen Teil wissen musste und den Rest dann nachschlagen konnte wobei das Nachschlagen sich auf Fachbücher bezog, die man ohne das gelernte nicht lesen konnte, aber heute kann man fast alles im Internet nachlesen. Wenns dort nicht direkt steht kann man in Foren oder Newsgroups nachfragen.
Braucht man überhaupt noch etwas zu lernen, und was ist heute wichtig? Ich tue mich schwer mit dem klassischen Modell. Es besteht darin Fakten zu lernen oder bestimmte Methoden. In der Mathematik Gleichungen zu lösen, dann zu differenzieren und zu integrieren. Das war schon früher selten etwas was man im Studium gebraucht hat, denn fast alles was wichtig war wurde schon in der Vergangenheit von irgend jemand gelöst und ist eine mathematische Lösung einmal gefunden, dann ist das Problem erledigt. Zumal die einzige Disziplin, die Mathematik im Oberstufenniveau brauchte, nur Physik war. Technische oder andere naturwissenschaftliche Fächer kamen mit weitaus weniger Mathematik aus. Das Lösen von Gleichungen reichte da aus.
Gehen wir zur Physik. Physik ist sehr oft nur angewandte Mathematik. Es gibt physikalische Gesetze die mathematische Formeln und es wird manchmal (mehr schlecht als recht) versucht zu manchen auch diese mit Versuchen zu beweisen. Normal ist, dass fast alle physikalischen Phänomene in Reinform nicht als Versuch darstellbar sind. Man sollte sich klar machen, dass die Menschheit erst im sechzehnten Jahrhundert erkannte, das alle Gegenstände gleich schnell fallen und nicht wie vorher geglaubt proportional zu dem Gewicht. In der Praxis hatte der Luftwiederstand zu dieser Überlegung geführt. Obwwohl also in der Praxis die physikalischen Gesetze in Reinform nie anwendbar sind, werden genau diese bis zum Erbrechen geübt.
Zur Chemie geht es weiter zu neuen Formeln – chemischen Formeln, Nomenklaturen, Reaktionen. Auch hier viel auswendig zu lernen und viele sehen nicht den Sinn für den Alltag. Der ist so wie es bisher geht auch nicht direkt gegeben.
Ist es bei anderen Fächern besser? Nicht unbedingt. Auch Geschichte erschöpft sich oft im Lernen von Fakten, hier oft Jahreszahlen. Vor allem ist es in einer globalen Welt sehr deutschzentriert und fängt dafür schon bei den Karolingern an. Bedeutung für die Gegenwart? Gleich Null.
Was ist die Alternative?
Nun es sind die Grundlagen. Das Wort ist ein Zauberwort, das gerne auch genutzt wird die Inhalte nie zu überprüfen und Grundlagen ändern sich kaum. Zumindest denken dass die, die dann völlig unsinnige Inhalte vermitteln, wie Elektrotechnik in einem Softwarestudium. Jau, das waren sicher vor vierzig Jahren mal die richtigen Grundlagen….
Grundlagen heißt. ein Basiswissen um wichtige Grundzusammenhänge zu verstehen, einfache Dinge erklären zu können, das einerseits praxisgerecht an den Anforderungen des Alltags orientiert ist, andererseits aber doch so tief geht, dass man das Basiswissen hat, sich tiefergehende Fakten sich selbst anzueignen oder sich in neue Gebiete einzuarbeiten. Vor allem sollte es helfen Alltagsphänomene zu begreifen ohne gleich nachzuschlagen.
Ich will das mal in den obigen Fächern erläutern wie ich es meine. In der Mathematik benötige ich sehr oft ein Niveau wie ich Gleichungen löse, vor allem aber wie ich ein Problem überhaupt erst in eine Gleichung bekomme. Dieses allgemeine Vorgehen wird gar nicht vermittelt. Wenn ich eine Spezialisierung darüber hinaus für wichtig halte, dann ist es Statistik, also wie verarbeite ich Zahlenmaterial. Wie ermittle ich die Standardabweichung einer Zahlenreihe, oder ein Beispiel von heute Abend aus Quarks & Co: Da wurden Eier untersucht ob Anpieksen hilft dass sie nicht platzen. Bei 1500 Eiern mit Anpieksen waren es 9% die geplatzt sind, bei derselben Zahl ohne Anpieksen 12%. Ein Statistiker berechnete, das sei nicht signifikant – können Sies nachberechnen? Solche Fragestellungen gibt es im Leben immer wieder. In der Raumfahrt gibt es Fehlstarts. Wie berechnet man aufgrund der zufälligen Verteilung, die Wahrscheinlichkeit ob der nächste Start glückt oder nicht um die Versicherungsprämie zu berechnen? Statistik findet in der Schule fast nicht statt. Auch in der Uniausbildung nicht. Ich brauchte etwas (wirklich nur wenig) für die Auswertung von Messreihen und habe mir das im Selbststudium beigebracht, ich halte es aber für viele Fächer für wichtig, weil wir fast überall von solchen Fragestellungen „umzingelt“ sind.
Bei Physik ist es meiner Meinung nach wichtig die Gesetzmäßigkeiten zu kennen, aber nicht die genauen Formeln. Der Unterschied? Eine Gesetzmäßigkeit ist dass der Bremsweg eines Autos quadratisch mit der Geschwindigkeit ansteigt. Die Formel hat wohl irgendwo einen Therm wie 1/2 M*v² enthalten. Dafür wäre es wichtig mehr von der Physik zu erfahren die ja meist bei der Mechanik und Optik endet. Mir ist das wieder klar geworden als Fukoshima explodierte und man nicht wusste, wie gefährlich ist das? Wie lange ist das Gebiet versucht und wo sind da die Gefahren für die Leute. Atomphysik kommt weder in der Schule vor, noch habe ich in der Uni was davon mitbekommen (zumindest als Nebenfach nicht). Das gilt sicher auch für andere Fächer.
Das gleiche kann man für die Chemie sagen. Chemie ist inzwischen fast alles um uns herum. Kunststoffe, Treibstoffe, Lebensmittel das alles ist Chemie. Anstatt nun die genaue Nomenklatur von Alkanen und die Reaktionen von Ketonen zu lernen wäre es wichtiger breiter sich über Chemie zu informieren. Was ist der Unterschied zwischen einem harten und weichen Kunststoff aus demselben Polymer? Warum wird Braten schneller braun, wenn man ihn mit Mehl einstäubt? Das alles ist Chemie im Alltag für den ich nun nciht Polymerchemie lernen muss oder wissen muss was eine Maillard-Reaktion oder Amadoriumlagerung ist, sondern etwas was ich auch umgangssprachlich beschreiben kann ohne Formeln zu bemühen.
In der Geschichte wünsche ich mir in einer vernetzten Welt auch mehr über die Welt zu erfahren, anstatt so viel von der eigenen Geschichte. Ich denke man sollte wenigstens über die Geschichte einiger europäischen Nationen, Russlands, China und den USA Bescheid wissen, anstatt so genau über die deutsche Geschichte, dann versteht man auch andere Kulturen eher. Das muss und kann nicht alles umfassen, aber vielleicht die letzten 100-200 Jahre und die wichtigsten Stationen da.
Zum Schluss noch eine kleine Anekdote, die zeigt, dass Schulwissen und Studium nicht immer zum Erfolg führen. Da gab es in der erwähnten Quarks & Co sEndung auch einen Wettbewerb um das „perfekte Frühstücksei“. (außen hart, Eigelb weich). In den Ring zogen:
- Ein 14-Jähriger Schüler mit einer Eierwaage, entwickelt nach einem „Jugend Forscht“ Projekt
- Ranga Yogeshwar, Physiker mit der von ihm entwickelten „Eierformel“
- Ein von einer Firma entwickelten und verkauften Elektronik , die in einem Kunstei steckt mitgekocht wird und dann piepst
- Einer „Ei-App“ für „Ei-phone2. Bei dem die Kamera des Eiphones die Eigröße ermittelt und die App startet wenn das Wasser kocht und klingelt dann wenn es fertig ist. Sie ist nach dem Auswerten einiger Hundert verkosteter Eier entstanden.
Also wenn ich davon ausgehe, dass Sachverstand siegt, dann wäre doch wohl klar, dass der Physiker mit seinem Modell siegen muss, vielleicht gewinnt auch die Firma, die ja ein fertiges Produkt entwickelt hat das als einziges ja die Möglichkeit hat die in einem Ei vorkommenden Temperaturen zu messen.
Doch weit gefehlt. Das Kunstei hinterließ nur weichen Glibber. Genauso schlecht war das Ergebnis der Eierformel. Ach viel zu weich. Das gesamte Eiweiss war halbflüssig. Am besten schlug sich die Ei-App, sie produzierte ein perfektes Ei. Die einfache Neigungswaage des Schülers mit einer einfachen Skala ergab ein nur wenig schlechteres Ergebnis, das Eigelb war eine spur zu hart.
Wie heißt es so schön: Physik ist, wenn’s nicht funktioniert ….
Faktenwissen ist die Grundlage, aber nicht das Ziel. Viel wichtiger ist das Denken in Zusammenhängen. Erst dadurch wird das Faktenwissen praktisch anwendbar. Und genau da hapert es gewaltig.
Das zu schulen, setzt allerdings voraus, daß man den Stoff selbst verstanden hat, nicht nur unverarbeitete Fakten abgespeichert. Es gibt Leute, die (zumindest bis zur nächsten Klausur) Fachbücher seitenweise auswendig aufsagen können. Trotzdem haben sie kein Wort davon verstanden. Können also mit dem „gelernten“ absolut nichts anfangen. Wenn solche Leute dann unterrichten, ist das Ergebnis leicht vorherzusehen.
Die entscheidende Frage ist aber: Wer braucht Denker? In der Wissenschaft und in der Wirtschaft sehr gefragt. In der Politik eher verpönt. Schließlich brauchen Politiker Niemanden, der ihnen nachweisen kann was sie wieder für Blödsinn angestellt haben. Sie brauchen Idioten, die sie wählen. Und wer bestimmt, was in der Bildung passiert? Klar, die Politiker. Also das alte SISO-Prinzip: Shit in, shit out.
Was ich für sehr problematisch halte, ist auch der unterschiedliche Lehrplan je nach Bundesland. Selbst zwischen verschiedenen Schulen im selben Land bestehen oft erhebliche Unterschiede, und allgemein scheint sich kaum jemand groß um Praxistauglichkeit zu kümmern. Bei Dir fand es anscheinend kaum statt, aber ich hatte in Mathematik über ein Jahr lang Statistik und Stochastik. Das ist auch etwas, was ich im Alltag immer mal wieder gerne benutze. Andererseits musste ich mich mit massenhaft Beweisen für mathematische Sätze herumplagen, was außer Mathematikern wirklich keiner braucht.
Abgesehen vom Physikstudium gibt es übrigens noch Elektrotechnik, wo die Oberstufenmathematik nur die Grundlage ist, um das Studium zu überstehen. Komplexe Zahlen beispielsweise werden tatsächlich in der Praxis gebraucht. Ich vermute, Maschinenbauer kommen auch nicht mit einfachen Gleichungen aus.
Interessanter Beitrag. Ich glaube, darauf antworte ich demnächst mit einem Gastblog; – aber nicht vor Mai.
Zur Mathematik hätte ich zu sagen, das ich Arne völlig recht gebe. Um bei den komplexen Zahlen zu bleiben, die sind im E-Technik Studium so wichtig, das jeder einpacken kann, der sie nicht begreift. Und wenn ich mir aktuelle Bücher über Technische Mechanik (hat mich mal interessiert) ansehe, dann beschleicht mich auch dort das Gefühl, das die Schulmathematik nur die Grundlage sein kann, auf der dann aufgebaut wird. (Matrizen und Differentialgleichungen) Bei der Informatik dürfte es nicht viel anders aussehen.
Und was die von Elendsoft angesprochene Sorte von Politikern angeht. da brauchen wir ein kluges Volk, das diese Idioten abwählt, damit sie keinen Blödsinn mehr im grossen Stil verzapfen können. Wenn da mal richtige Denker dran kommen, die nicht nur an sich Selbst, sondern im Sinne der Allgemeinheit denken und handeln, dann sind wir einen erheblichen Schritt weiter.
Bernd ich bin da nicht ganz deiner Meinung. Ich finde das es durchaus sinnvoll ist den Schülern in der Oberstufe z.B. Vektor- und Differentialrechnung beizubringen. Statistik wurde bei uns in der Schule zumindest angerissen und es gibt an den Unis durchaus Statistikvorlesungen für Nichtmathematiker. Ich bin der Meinung das es auch stark vom Lehrer abhängt.
Ich hatte z.B. in der Oberstufe einen super Physik- und Mathematiklehrer.
Er hat meistens einen einleitenden Versuch gemacht, manchmal hat er uns auch zuerst diskutieren lassen um Vorhersagen zu bekommen und uns dann 10 Minuten über die Ergebnisse diskutieren lassen, teilweise etwas moderierend um uns in die richtige Richtung zu stossen. Da wäre z.B bei der Sache mit dem Bremsweg des Autos die Kurve der Messpunkte angeschaut worden, naja ist irgendwie eine quadratische Kurve, dann muss das mal quadratisch von der Geschwindigkeit abhängen und vielleicht linear von der Masse. Und dann wäre argumentiert worden, es könnte ja von der Energie abhängen und damit haben wir dann den Brückenschlag zwischen der Energie und dem Bremsweg. Vorfaktoren wurden meistens zunächst ignoriert, weil die hängen ja vom Einheitensystem ab usw.
Ich fand das Vorgehen nicht schlecht. Man konnte so die Grundlagen miteinander verbinden und die Zusammenhänge lernen.
Es hängt wie schon erwähnt stark von Lehrer ab.
Wir hatte in der 7. Klasse (bei einem anderen Lehrer) einen Versuch zur Bestimmung der Erdbeschleunigung (Ball irgendwo runterwerfen und die Zeit stoppen) und eine Überlegung war möglichst viele Versuche zu machen und die Strecke möglichst groß zu machen um die Fehler zu minimieren, die anderen Gruppen haben abweichende Ergebnisse (Es war ja nicht so schwer irgendwie herauszubekommen wie groß das Ergebniss sein müsste) einfach verworfen. Das ist kein wissenschaftliches Arbeiten. Hier fand ich war der Lehrer viel zu lasch, an der Stelle hätte er genau das dann erklären sollen wie das abläuft. Leute die mit Datenfälschung (denn genau das ist es) in der Schule immer durchkommen und nachher vielleicht sogar in die Wissenschaft gehen werden dort auch weniger Skrupel haben das dort auch zu machen.
Und z.B. die Sache mit den fallenden Massen ist nunmal wichtig für das Verständnis das nicht alles immer so ist wie es offensichtlich erscheint. Ausserdem sollen die Schüler jetzt wieder lernen das schwerere Massen schneller fallen, nur weil das auf der Erde meistens so ist? Galileo ab in die Ecke.
Und die Grundlagen wie ein Computer funktioniert den Informatikern beizubringen halte ich auch nicht für so extrem schlecht.
Sicher kann man da im Lehrplan vieles besser machen auch bei den Grundlagen. Eben Stichwort wissenschaftliches Arbeiten, also nicht nur das Ergebniss eines Versuchs bewerten (das ist nicht so wichtig) sondern den Weg dorthin. Von Chemie hab ich wenig Ahnung, möglicherweise lag das eben auch immer an diesem ewigen Auswendiglernen, deshalb sag ich da nichts dazu.
ein paar Bemerkungen:
Gerade mit der Begründung „Fach xyz braucht diese Mathematik“ kann man nahezu beliebige Studieninhalte in die Schule transferieren. Wenn man diese Mathematik bei Fach xyz braucht, sollte sie auch dort im Studium vermittelt werden. Die Schule sollte für allen einen gemeinsamen Grundstock liefern.
Es scheint als hättet ihr alle mehr Glück gehabt sowohl in der schule was auch das Studium anbetrifft. Ich hatte gute Lehrer in den Fächern auf die unsere Schule spezialisiert war, doch in den anderen Fächern sah es sehr schlecht aus.
Elektrotechnik hat mit Computern nichts zu tun, sondern mit elekrischen Schaltungen, die berechnet werden müssen. Das Niveau, so hat mal ein Semestersprecher der vorher Elektriker gerlernt hatte hat seine Elektrikerausbildung bei weitem gesprengt und überhaupt nichts mit Elektronik oder Computern zu tun.
Da in den Computern Elektronik drin steckt, wird in dieser Fachrichtung eben Elektronik gelehrt. Kein Schwein fragt ob das Sinn hat, weil das schon immer so gemacht wurde. Daß heute alle Computer aus elektronischen Bauteilen bestehen, bedeutet ja noch lange nicht, daß es nicht auch anders geht. Zuses Z1 hat rein mechanisch gearbeitet. Auch Computer aus pneumatischen oder Hydraulischen Bauteilen wären prinzipiell möglich, sogar ein Dampfcomputer könnte funktionieren. Und durch die Fachpresse geistern immer wieder Zukunftsvisionen von optischen Computern. Also doch lieber Elektronik weglassen und dafür Optik lehren? Auch wenn man die als Computernutzer dann trotzdem nicht braucht.
Nur mal zum Vergleich: Braucht man zum Fernsehen unbedingt ein Elektronikstudium? Schließlich ist in der Glotze ja auch Elektronik drin. Natürlich braucht man das nicht, selbst die Leute die Fernsehsendungen machen müssen von Elektronik eigentlich nur wissen, wie sie einen Stecker in die Steckdose stecken.
Die Zeiten, als sich Freaks ihre Computer noch Bauteil für Bauteil selbst zusammengelötet haben, sind längst vorbei. Heutzutage steckt man eine Handvoll fertige Baugruppen zusammen, und die Kiste läuft. Dazu braucht man keinerlei Elektronikkenntnisse, man muß nur wissen, welche Baugruppen zueinander passen. Also welchen Sockel die CPU hat, welcher RAM zu CPU und Board paßt, und ähnliche Details. Wer die nicht kennt, hat keine Chance. Egal ob mit oder ohne Elektronikkenntnissen. Und ein Programmierer muß noch nicht mal das wissen. Wer in einer Hochsprache programmiert, muß noch nicht einmal die Hardware kennen, für die er programmiert.
Vor allem wenn man bedenkt, das ich Softwaretechnik studiert habe, nicht technische Informatik …. Und wie schon gesagt, es war nicht Elektronik (das hatten wir auch und dagegen habe ich auch nichts gesagt) sondern Elektrotechnik. So was modernes wie Halbleiter, Transistoren oder gar Chips kamen da nicht vor, sondern elektrische Schaltungen, Widerstände, Spulen, Kondensatoren …
Elektrotechnik, zumindest an den 3 Fachhochschulen von denen ich weiß, wie das Studium dort gestaltet war, war nur das Grundstudium. Die zweite Hälfte war dann eine Spezialisierung, und bei Technischer Informatik oder Rechnertechnik hatte das dann doch eine Menge mit Computern und auch Programmierung zu tun.
Dafür gab es im Grundstudium dann aber eine Menge (jedenfalls für Elektroniker) recht sinnlose Fächer, wie z.B. Technisches Zeichnen, Mechanik oder Chemie. Das letztere fand ich zwar interessant, die Flammtemperatur von Ölen oder die Modifikationen des Schwefels begegnen mir im Berufsalltag aber eher selten.
Mit dem ganzen Bachelor- und Masterkram hat sich aber anscheinend etliches verändert. Keine Ahnung, ob das heutzutage sinnvoller ist.
Oh entschuldige, ich dachte das du mit Elektrotechnik so etwas wie technische Informatik meinst, so ein paar Digitalschaltungen (Transistoren, Gatter, Addierer, …) und ähnliches sind für einen Infomatiker nämlich durchaus brauchbar.
Moin,
an der Mathematik in Schulen ist nicht mehr Zeitgemäß dass die meiste Schulmathematik kontinuierlich ist, d.h. Mathematik mit reellen Zahlen. Heute ist jedoch diskrete Mathematik, d.h. Mathematik mit ganzen Zahlen immer wichtiger geworden. Es wird zu viel Zeit in Analysis 1,2,3 verschwendet, während Stochastik, linearer Algebra, Logik, Informationstheory, Komplexe Zahlen und Quarternions, und viele andere heute wichtigere Themen zu kurz kommen.
ciao,Michael
Also dass Computer nichts mit Elektrotechnik zu tun haben bezweifel ich aber ganz stark. Zwar braucht man sie nicht zum benutzen des Teils oder zum Programmieren von Anwendungen wie Word oder einer Bildverarbeitung und sie unterscheidet sich auch von der Elektronik (Speziell jener, aus der ein Rechner besteht) aber ganz ohne geht es auch nicht. Und ja, technische Informatiker und auch Leute, die Treiber entwickeln, sollten von der Elektronik etwas Ahnung haben. Wie Manuel schon schrieb, sind so ein paar Grundlagen über Digitaltechnik durchaus nützlich. Und mir hat auch mal ein Hobbymässiger Musiker oder Tontechniker erzählt, der eine Umschulung zum Kommunikationselektroniker gemacht hat, dass ihm diese Ausbildung auch für die Musik sehr viel brachte, weil er dadurch die Möglichkeiten und Grenzen von Verstärkern, Effektgeräten und Mischpulten besser einschätzen und nutzen konnte als vorher, eben weil er nun weis, was es mit den diversen Einstellmöglichkeiten auf sich hat und was dahinter steckt.
Was braucht man denn zum Treiber programmieren? Boolsche Algebra und Übertragungsprotokolle. Bestenfalls noch einen Logigplan der Baugruppe. Ob das ganze dann elektrisch, optisch oder mit Dampf funktioniert, ist dabei völlig Wurst. Mal ehrlich: Wer hat jemals den Stromlaufplan von seinem Motherboard gesehen? Und doch funktioniert die Kiste.
Womit ich Elektronik nicht als völlig unnütz ansehe. Bin ja selber einer der Verrückten, die sich zu 8 Bit-Zeiten einen Rechner zusammengelötet haben. (Einmal Elektronikbastler, immer Elektronikbastler) Nur eben für Computer braucht man das heutzutage nicht mehr. Andererseits kann es aber auch nicht schaden. Die einzige wirkliche Hardwarebastelei die man heutzutage noch hat, ist mal ein Ethernet-Kabel zu crimpen. Und selbst das geht ohne jede Elektronikkenntnisse, wenn einem das mal gezeigt wurde.
Moin,
zufällig bin ich heute auf einen Artikel gestoßen, der zeigt wie Falsch die Art ist, mit der Mathe derzeit gelehrt wird:
http://www.maa.org/devlin/LockhartsLament.pdf
ciao,Michael
Mit „Statistik“ als Thema wird in der Schule in der Tat zu spät begonnen (meist erst in der Kollegstufe kurz vor dem Abitur), und es wird nur zu kurz behandelt. M.E. sind „Signifikanz“ oder „Standardabweichung“ Begriffe, die VIEL wichtiger sind, als Dreiecks-Kongruenzsätze der euklidischen Geometrie, die bei mir in der 8. und 9. Klasse „bis zur Vergasung“ dran waren.
Die genaue Unterscheidung zwischen reellen, rationalen und irrationalen Zahlen, wie sie bei mir ebenfalls monatelang studiert wurde, ist m.E. für die meisten Schüler komplett irrelevant. Ausreichend ist doch, wenn die Schüler wissen, dass „Pi“ unendlich viele Stellen hat, dass die komplett chaotisch sind, aber mit einem Computer berechnet werden können, während sich bei „normalen“ Dezimalbrüchen die Stellen halt regelmäßig wiederholen, und man also z.B. die 1-millionste-Stelle von 1/13 auch mit Papier und Bleistift berechnen kann. Viel wichtiger als die Theorie über Zahlensysteme ist hingegen, mit dem Dreisatz umgehen zu können, ein Thema, was bei mir nur am Rande mal dran war, als ein Lehrer mal verwundert nachfragte, dass keiner in der Klasse mit dem Begriff was anfangen konnte.
Und ja, über allem thronen Logik und Textverständnis. Die müssen die absolute Grundlage, auch und gerade des Matheunterrichts sein! Aber Mathelehrer haben leider viel zu oft nur mittelmäßige pädagogische und didaktische Kenntnisse, so dass sie am Ende Klassen haben, wo weit über die Hälfte der Schüler nach „Schema X“ vorgeht, und bei einer „Kapitänsaufgabe“ hoffnungslos auf die Schnauze fällt: „Ein Schiff ist 70 m lang und 30 m breit. Wie alt ist der Kapitän?“ Die rechnen dann 70 * 30 und wundern sich nicht mal, dass 2100 rauskommt.
“Ein Schiff ist 70 m lang und 30 m breit. Wie alt ist der Kapitän?”
sollte umformuliert werden in:
„Sie sind Kapitän folgendes Schiffs: Es ist 70 m lang und 30 m breit. Es nimmt 4581 Container auf und hat eine Maximalzuladung von 30781 Bruttoregistertonnen. Die Maschine hat 20.000 PS, verbraucht 112 l Schweröl pro Stunde und beschleunigt es auf 15 Knoten pro Stunde. Die Reichweite der 3000 l Schweröl Tanks beträgt 17890 km. Wie alt ist der Kapitän?”
Moin,
diese Kapitänsaufgaben sind ein Klassiker, um zwischen Mathematikern und trainierten Affen zu unterscheiden. Ein Mathematiker wird bei einer solchen Frage seinen Lehrer verprügeln und einen Schulverweis bekommen. Ein trainierter Affe, die gerade gelernte Grundrechenart anwenden. Leider akzeptieren nur Zen Meister die Ohrfeige als richtige Antwort.
ciao,Michael
Hi, hi, hier haben wir doch den den Untersched zwischen Theoretiker und Praktiker….
Bernd, ich kann mir denken, daß du die Zahlen nur auf die schnelle hingeschrieben hast, aber das Gefühl dafür scheint dir trotzdem zu fehlen.
Erstmal die Vorgabe zu der Frage: Ein Schiff mit 70 m Länge und 30 m breite. Junge, junge, was gäbe das für eine Admiralitätskonstante. Ist eher ein Floss als ein Schiff.
Darauf willst Du dann viereinhalb Tausend Container packen? Jeder mit ca. 75 m³ Volumen? Ich will jetzt mal nicht die Höhe des Potts abschätzen….
20.000PS sind einigermassen realistisch, aber welchen Wirkungsgrad soll der Diesel haben um mit dem Energiegehalt von 112 Litern Schweröl auszukommen? Und dann soll dieser doch mittelgroße Pott einen Treibstofftank von nur 3000 Litern haben. So die grösse eines Einfamilienhaus-Heizöltanks. Bei deinem Stundenverbrauch geht ihm nach gut einem Tag der Sprit aus. Nach einer drittel Erdumkreisung mit wieviel Knoten?….
Der Kapitän ist übrigens in den 60igern. Das gebietet die Logik 😉
(Der Kapitän im Beispiel ohne Zusatzangaben ist Enddreißiger [Diesmal Stochastik])
Was ich sagen will: Niemand kann alles wissen. Niemand kann auch nur ein Gefühl für alles haben.
Deswegen sollten die allgemeinbildenden Schulen sich beim Faktenwissen wirklich auch nur auf den Grundschatz konzentrieren. Orthografie, Grammatik, erweiterte Grundrechenarten, Menschheitsgeschichte (Jemand, der Geschichte nicht kennt ist dazu verdammt, die alten Fehler zu wiederholen, siehe aktuelle geopolitische Krise), nen bisschen Naturwissenschaften und Kunst und Kultur. Vielmehr sollten sie sich danach darauf konzentrieren, den jungen Menschen das kritische Denken beizubringen.
Ich bin auch weiterhin für differenzierte Sekundarstufen. Nicht jeder ist zum Akademiker geboren und gerade aktuell merkt man, daß eine Gesellschaft nur mit Arbeitssklaven und hochgebildeten Theoretikern nicht wirklich zukunftsfähig ist.
Ausserdem möchte ich vielen hier mal nahe legen, sich tatsächlich mal mit Politikern im kleinen Kreis ohne Medienpräsenz zu unterhalten. Sie bieten eigentlich ein gutes Spiegelbild unserer Gesellschaft. Aber WIR haben sie zu dem gemacht als das sie heute in den Medien erscheinen. Ein Politiker der klipp und klar in der Öffentlichkeit sagt, was Sache ist und wo die Reise nach seiner Meinung vernünftigerweise hingehen sollte, würde, egal welcher politischen Coleur, nicht über einen Kleinstadt-Rathaussaal hinauskommen. Das ändert aber nichts daran, daß die meisten Politiker schon ganz gut wissen, was läuft und sich in diesem Sinne OHNE Medienpräsenz verhalten. Wie gesagt: der nächste Abgeordnete wohnt nicht weit….
Ich z.B. habe mich, trotz konservativer Grundeinstellung, auch mit Abgeordneten sowohl der Grünen wie der Linken schon sehr konstruktiv unterhalten.
Noch ein Bernd