Süßstoffe – Wahrheit und Mythen
Es gibt eine Reihe von Mythen über Süßstoffe. Wie andere Ernährungsmythen haben sie eine lange Lebensdauer. Die Älteste: Süßstoffe verursachen Krebs!
Nun ist in der Tat seit 1969 der Süßstoff Natriumcyclamat in den USA verboten, er blieb dagegen bei uns zugelassen (er ist unter anderem Hauptbestandteil der Süßstofftabletten und wird immer dann eingesetzt, wenn die Süße hitzebeständig sein muss). Tierversuche zeigten, dass er Blasenkrebs verursachte, was natürlich auch in Europa zur Überprüfung von Cyclamat führte. Nur konnte man bei uns nichts feststellen, auch nicht im Tierversuch unter denselben Bedingungen und auch Wiederholungen in den USA seitens der FDA konnte dies nicht verifiziert werden. Es zeigte sich später, dass es nicht am Cyclamat lag, sondern einer Verunreinigung aus dem Herstellungsverfahren. In Europa trat diese nie auf, weil hierzulande ein anderer Syntheseweg beschritten wurde und bei den meisten Herstellern in den USA auch nicht. Nachdem die meisten Hersteller das europäische Verfahren adaptiert hatten und die FDA (Food and Drug Administration) mehrere Studien durchgeführt hatte, wurde Cyclamat 1984 wieder als unbedenklich eingestuft. Der Empfehlung der FDA folgte der Gesetzgeber aber nicht.
2009 wurde Aspartam überprüft, der Süßstoff, der aus zwei Aminosäuren und Methanol besteht, also eigentlich natürlichen Stoffen oder zumindest Stoffen die in freier Form in den Mengen, die man aufnimmt harmlos sind. Auch hier ergaben sich keine Hinweise für Krebs. De Grund für die Überprüfung war auch kein konkreter Verdacht, sondern dass die EU-Kommission meint, jeder Zusatzstoff müsste überprüft werden, auch wenn er fast natürlich ist. Bei Aspartam wurden, als er zugelassen wurde, nur verschiedene Studien ausgewertet, aber nicht wie bei anderen Zusatzstoffen ein formelles Untersuchungsverfahren gestartet.
Eine Diskussion gibt es auch, ob Süßstoffe nun wirklich Kalorien sparen. Süßstoffe sind Bestandteil von Masthilfsmitteln bei der Schweinezucht. Auf gut deutsch: Schweineferkel nehmen schneller zu, wenn Süßstoffe im Futter enthalten sind. Dies wurde relativ kritiklos auf den Menschen übertragen. Es wurde auf die Ähnlichkeit des Schweins in zahlreichen biologischen Parametern verweisen und postuliert, dass Süßstoffe dem Körper signalisieren, dass nun ein leicht verfügbarer Energieträger, der Zucker kommt. Da dies nicht der Fall ist, würde der Insulinspiegel sinken, was zu Heißhunger führt.
Die Wahrheit ist jedoch eine andere. Zum einen wurde der postulierte Mechanismus nicht entdeckt. Süßstoffe verändern nicht den Insulinspiegel. Er steigt nicht vorsorglich ab, weil Zucker erwartet wird und er sinkt nicht ab, wenn es dann Süßstoffe gibt. Der Körper reagiert nicht auf den Süßeindruck, sondern nur auf tatsächlich im Blut vorhandene Glucosemoleküle. Der Zweite Einwand, ist die Unkenntnis der Ferkel und ihrer Bedürfnisse. Die Milch von Sauen ist wie jede Muttermilch süß, und wenn das nun anschließende Mastfutter genauso süß ist, dann essen die Ferkel es lieber, weil es sie an die Muttermilch erinnert. Süßstoffe werden einfach deswegen eingesetzt, weil dies billiger ist, als Zucker zuzusetzen. Aber: Wichtig ist nicht der Süßstoff, sondern der Süßgeschmack. Nicht süßes Futter wird von den Ferkeln weitgehend abgelehnt oder weniger konsumiert. Sind die Ferkel größer, so essen sie auch nicht süßes Futter und die nun eingesetzten Futtermittel enthalten folgerichtig auch keine Süßstoffe mehr. Denselben Effekt kennt man aber auch von Kleinkindern, die einen ungesüßten Brei weitaus weniger gerne essen, als einen gesüßten.
Andere Argumente, die angeführt werden, sind z.B. die Tatsache, dass in den USA mehr Süßstoffe eingesetzt wurden, aber der Anteil der Dicken stetig ansteigt. Nur er steigt in den USA auch dann an, wenn Süßstoffe ein negatives Image haben und der Konsum zurückgeht. In den USA haben bisher alle Versuche mit propagierten Ernährungsformen („Low-Carb“, „Low-Fat“) den Anstieg der Dicken zu begrenzen, keinerlei Erfolg. Ganz einfach, weil die Übergewichtigen sich nicht dran halten.
Es gibt beim Menschen bisher keinen Nachweis, dass Süßstoffe dick machen. Daher ist meine Empfehlung, wenn sie es noch nicht getan haben, zur Diät auf mit Süßstoff gesüßte Getränke umzusteigen. Limonade, aber auch Fruchtnektare und andere Getränke wie gesüßte Tees und Milchgetränke enthalten relativ viel Zucker. Typisch 8-10 g pro 100 ml, was rund 100 g Zucker bei einem täglichen Konsum von 1 l sind. Das entspricht aber schon einem Fünftel des Energiebedarfs einer Frau mit einer typischen Bürotätigkeit und mehr Zucker, als nach den Empfehlungen der DGE empfohlen wird (60 g pro Tag). Daher wird der Konsum von Limonade auch mit für den laufend ansteigenden Anteil an übergewichtigen Kindern verantwortlich gemacht. Zwar wird gerne verwiesen, dass natürliche Säfte wie Apfel und Orangensaft in etwa genauso viel Zucker enthalten, Traubensaft sogar noch mehr. Nur gibt es einen Unterschied: die wenigsten von uns würden in dieser Menge Säfte konsumieren und wahrscheinlich meistens verdünnt als Schorle.
Genauso kann man Getränke auch selbst mit Süßstoff süßen, z.B. Kaffee oder Tee.
Was allerdings auch von Ernährungsexperten kritisch gesehen wird, ist das die mit Süßstoff gesüßten Getränke immer noch genauso süß, wie die herkömmlichen sind. Postuliert wird, durch viele gesüßte Getränke, aber auch den Konsum anderer süßer Nahrungsmittel eine Gewöhnung an viel Zucker. Als Folge soll man dann insgesamt zu viel Zucker zu sich nehmen. Vor allem bei Kindern prägt ein zu hoher Zuckerkonsum diese fürs Leben. Ob dem so ist, ist noch nicht wissenschaftlich beweisen. Was bewiesen ist, ist, dass der Süßgeschmack das Belohnungssystem des Gehirns aktiviert, was für und den Reiz von süßen Lebensmitteln ausmacht. Dieser Mechanismus wird durch die Geschmacksrezeptoren ausgelöst, nicht durch die biochemische Natur des aufgenommenen Stoffes und die positive Rückmeldung gibt es bei der Aufnahme von Süßstoff und von Zucker.
Meine persönliche Empfehlung: Ich habe selbst festgestellt, dass wie süß etwas sein muss, wirklich eine Gewöhnungssache ist. Wenn man sich angewöhnt, wo es geht, weniger Süßes zu konsumieren, dann kommen einem wirklich nach einigen Wochen bis Monaten die normalen Speisen zu süß vor. Das ist relativ einfach: Wo man Süßstoff zudosiert, nimmt man weniger und wo etwas schon gesüßt ist, verdünnt man (z.B. Limonade mit anfangs einem Viertel Wasser, fertigen Fruchtjoghurt mit Milch, oder dosiert sparsamer (weniger Marmelade oder Honig aufs Brot). Die Resultate sind wirklich bemerkenswert: Inzwischen kommt mir normale Vollmilchschokolade als sehr süß vor, meistens nehme ich welche mit 60-70% Kakaoanteil ab und an auch mit noch höherem Kakaoanteil. Süße Schokolade mag ich immer noch, aber durch die nun fast schon penetrante Süße, esse ich davon nur wenig. Nutella und andere Nussnugatcremes sind für mich eigentlich nur noch als Belag für Vollkornbrot geeignet, bei normalen Brötchen ist mir die Creme viel zu süß – früher habe ich sie sogar pur genossen. Wer etwas weiter gehen will, sollte darüber nachdenken, selbst bestimmte Lebensmittel zu produzieren, so kann man leicht aus normalen Joghurt und Marmelade sich einen Fruchtjoghurt selbst machen und Maschinen um selbst Eis herzustellen gibt es auch.
Schon wegen der Zahngesundheit würde mich Süßstoff interessieren, Gewichtsprobleme habe ich keine. Ich empfinde den Geschmack aber als unnatürlich. Wenn kein Zucker verfügbar ist trinke ich Kaffee lieber schwarz als mit Süßstoff. Auch Light – Limonaden trinke ich niemals, dann eben Wasser. Süßstoff ist auf meinem Speiseplan nicht existent.
Wegen der Zähne: hier wirkt der Zucker bei Kontakt. Da man Limonade aber trinkt ist die Wirkzeit sehr kurz. Gravierend ist dies bei Bonbons und anderen Süßigkeiten, vor allem wenn sie klebrig sind. Bei Getränken ist da eher die enthaltene Säure schädlich, da sie sofort wirkt, und nicht erst aus Zucker entsteht. Doch die findet sich natürlicherweise auch in Obst.
Bei Süßigkeiten (Bonbons / teilweise Müsliriegel) gibt es als Alternative Zuckeralkohole. Die sparen zwar keine Energie ein, können aber von den Zahnbakterien nicht so schnell abgebaut werden.
ich mag Limonade mit Süßstoff nicht besonders, da sie zu Durchfall führt, und für mich immer leicht bitter schmeckt. Und ich esse und trinke nur sehr wenige Dinge, die bitter schmecken. Den Zucker im Tee habe ich mir vor 30 Jahren abgewöhnt, den brauche ich nur noch bei Tee mit Zitrone, oder Ostfriesentee.
Von meiner Mutter habe ich ein paar Kuchenrezepte mit reduzierter Zuckermenge, die sehr leckeren Kuchen geben. Das geht allerdings schief, wenn ich Traubenzucker statt Haushaltszucker nehme, dann brauche ich die Menge aus dem Originalrezept. (Eine Bekannte verträgt keine Fructose.)
Mir sind dann manche Kuchen vom Bäcker zu süß, und ich halte mich dann regelmäßig an Obstkuchen auf Mürbeboden (im Stuttgarter Raum unüblich).
Also für mich ist das nicht nachvollziehbar. Durchfall kann man nur von zu vielen Zuckeralkoholen bekommeen die als Kariesschonende Produkte eingesetzt werden, nicht jedoch in Limonade. Die Süßstoffe dort sind so gering dosiert, dass sie keinen Effekt auf den Darm haben dürften und mir sind auch keine Erkenntnisse über Durchfall bekannt.
Leicht metallisch schmeckt Saccharin, doch das wird kaum in Limonaden eingesetzt. Von einem Bittergeschmack habe ich noch nichts gehört, dagegen schmeckt Tee von Natur aus bitter, dort gibt es Bitterstoffe gleich grammweise drin und den trinkst Du ohne Zucker….
Das ich schwarzen Tee ungesüßt trinke, obwohl ich sonst nichts bitteres mag, führe ich auf zwei Dinge zurück:
1. Ich trinke normalerweise relativ dünnen Darjiling (2Tl. auf 1l Wasser), ggf. auch Oolong oder Kenia Tee. Wenn ich mal Assam oder Ostfriesen Tee trinke, dann mit Zucker und wenn vorhanden, Zitronensaft.
2. Ich mag auch Bitter Lemon. Ich vermute eine Gewöhnung an einige regelmäßig getrunkene Getränke.
(Kaffee mag ich überhaupt nicht trinken. Oder in Schokolade schmecken.)
Du gehörtst wohl zu denen die Chinin nicht als Bitter empfindem, das ist ein nennswerter Teil der Bevölkerung.
„In den USA haben bisher alle Versuche mit propagierten Ernährungsformen („Low-Carb“, „Low-Fat“) den Anstieg der Dicken zu begrenzen, keinerlei Erfolg. Ganz einfach, weil die Übergewichtigen sich nicht dran halten.“
Wer sich besonders gut an die Diättips und so hält sind die Magersüchtigen!
Die machen das super! 30 Prozent Todesquote. Das sind die Fans der Diätgurus und Industrie, die besten Kunden. Eigenltich sollte die Diätindustrie den Magersüchtigen ein Denkmal bauen und die Magersüchtigen als Werbeträger entdecken!
Vielleicht sollten auch Sie ihrem eigenen Grundsatz anhängen:
Etwas mehr Bescheidenheit und Selbstritik …
Die Ursachen für Übergewicht ist eben nicht die Ernährung, Ausschlaggebend sind andere Ursachen, die sich auf das Ernährungsverhalten auswirken, oder davon unabhängig sind. – Sorum wird ein SChuh draus.
Beispiele: Überfunktion Schilddrüse oder Unterfunktion – Dick oder Dünn.
ADHS führt oft zu Magersucht, aber genauso zu massivem Übergewicht.
Depressionen führen ins Übergewicht, oft weil mit Nahrung eine Selbstmedikation hergestellt wird, oder weil gerade viele Antidepressiva fett machen, den Stoffwechsel negativ beeinflussen.
Allergien können zu Übergewicht führen.
Soziale Ausgrenzung, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit. Streß in vielerlei Formen und vor allem ein alltägliches Ringen am Rande der Belastbarkeitsgrenzen unter emotionalem Streß führt meist zu Übergewicht.
Schwangerschaften führen zu enormen Veränderungen bei Frauen. viele bleiben danach dick ein Leben lang. Aber die haben ja nur zuviel gefressen, das Hormonelle Regelsystem? Ah was…, alles Unsinn. Die hat nur zuviel gefressen und sich nicht im Griff gehabt…
Schlafstörungen, Schlafapnoe führt zu massivem Übergewicht.
Aber man wird auch weiterhin Menschen, die unter Schlafstörungen leiden, dauernd Fresskicks bekommen, weil der Körper irgendwie nicht mehr funktioniert, weil sie dauernd übermüdet und schlapp sind. Man wird auch dem Schlafstörungskaputten weiterhin empfehlen doch mal ein bischen Joggen zu gehen.
Das ist das Problem, das alle meinen das Symptom Ernährungsverhalten zu kontrollieren, dann würde das Gewicht reguliert werden. Die Tatsache jedoch ist, das die körpereigenen Regulationssysteme eigene Vorstellungen haben. Diese jedoch werden von der Genetik, von Umweltfaktoren und letztlich maßgeblich aus komplexeren Stoffwechselvorgängen heraus beeinflusst.
Vielleicht bekommen Sie ein Gefühl für die penetrante Vorverurteilung, die in diesem einen kleinen Satz gegenüber Übergewichtigen enthalten ist.
Hätte ich nur die Hälfte der Vorurteile gegen Juden oder Schwarze, würde man mich zu Recht als Rassisten bezeichnen.
Gewichtsrassismus ist noch nicht so bekannt als Begriff. Aber im Grunde alltägliches Phänomen und deshalb wird es auch überall abgestritten.
Beste Grüße