Jahresrückblick Raumfahrt

Was gab es 2013 an interessanten Ereignissen in der Raumfahrt? Nun es war wieder ein Jahr mit einem Jungfernflug einer Rakete, wobei ich hierunter eine neue Rakete und nicht eine Subversion verstehe, der Antares. Es war auch das Jahr in dem der erste Start einer Naro-1 gelang und damit Südkorea ein Jahr nach Nordkorea auch einen Satelliten im Orbit hat. SpaceX hat seine leistungsgesteigerte Falcon 9 eingeführt, die Vega ihren zweiten Start, diesmal mit mehreren Nutzlasten auf unterschiedlichen Bahnen ausgesetzt durchgeführt – ein grandioser technischer Erfolg, der in Zeiten wo bei anderen Firmen es reicht, nur einen Orbit zu erreichen um „100% mission success“ zu reklamieren, etwas unterging. Als zweite neue Subversion neben der Falcon 9 „V1.1“ hatte auch die Minotaur V ihren Jungfernflug.

Auch manch schon tot geglaubte Träger macht wieder auf sich aufmerksam: Die Strela hat nach mehr als einem Jahrzehnt wieder einen Start und der letzte Pegasus XL Start ist auch schon lange her. Was man vielmehr vermisst hat, sind die ersten Flüge von seit Jahren angekündigten Träger. Seit zwei Jahren warten wir auf die Jungfernflüge der Langen Marsch 5 und der Angara. Selbst bei Trägern, deren Jungfernflug mehrmals dieses Jahr angekündigt und verschoben wurde, wie der Sojus 1 (Sojus 2-1v) warten wir. Bei Russland ist dies  nichts neues. Die Nation ruht sich auf ihren Meriten aus und der Tatsache dass sie an der ISS beteiligt ist ohne viel investieren zu müssen. Ihr Labormodul „Nauka“ ist ja auch seit Jahren überfällig, wenn es überhaupt jemals kommt. Wenige Tage vor diesem Block wurde es auf jeden Fall zum Hersteller zurückgeschickt „because of the litter found in its pipes,“. Die gängigste Übersetzung für „litter“ ist „weggeworfener Abfall“. Startdatum: Nicht vor 2015. Als ich 2010 mein ISS buch schrieb, war noch von 2011 die Rede….

Anders sieht es bei China aus. Die Nation hat in den letzten Jahren sehr viele Nutzlasten gestartet, dieses Jahr etwas weniger. Dafür hat sie als dritte Nation überhaupt eine weiche Landung auf dem Mond durchgeführt und als zweite Nation nach den Russen ein Mondmobil abgesetzt. Es verwundert, das andere Gebiete in Chinas Raumfahrtprogramm weitaus langsamer sich entwickeln, so die bemannte Raumfahrt (dieses Jahr kein Start) oder eben die Trägerraketenentwicklung. Letzteres geht wohl Hand in Hand, für eine eigene Raumstation kommt man mit der Langen Marsch 2F und 14 t Nutzlast nicht weit. Aber auch die neue Serie Langer Marsch 5 ist nun schon überfällig.

In den USA regiert die Finanzknappheit. Wir haben nur drei wissenschaftliche Starts dieses Jahr: die des neuesten Landsats, der auch dringen nötig war, nachdem über ein Jahrzehnt kein neuer Satellit mehr gestartet wurde, eines kleinen Astronomieobservatoriums und die des kleinen Mondexplorers LADEE. Alle anderen US-Starts entfallen auf Nutzlasten des US-Militärs oder technische Nutzlasten wie einem TDRS, bzw., für die Versorgung der ISS mit diesmal drei Flügen dieses Jahr.

Bei der „privaten“ Raumfahrt wie es so schön heißt hat OSC fast SpaceX eingeholt: zuletzt machte ein Kühlmittelleck einen Strich durch die Rechnung, das der dritte Start einer Antares im Dezember stattfindet. er ist nun auf Januar verschoben. Immerhin: während SpaceX zweieinviertel Jahre brauchte zwischen Erstflug der Falcon 9 und erster CRS Versorgungsmission schaffte OSC das in neun Monaten. SpaceX hat andere Sorgen: ein wachsendes Launch Manifest, Startverzögerungen und eine Trägerrakete die Umlaufbahnen wohl nur mit 100 km Abweichung erreicht. Die ISS wird man wohl auch frühestens Ende Februar wieder besuchen.

In Europa sieht es nicht besser aus. Nachdem dich die Minister doch noch bei der letzten Sitzung des ESA Ministerrats in Neapel geeignet haben, wie üblich in der Politik auf einen teuren, aber faulen Kompromiss, könnte man meinen es ginge nun voran bei Ariane 5 ME und 6. Doch gerade bei letzterer scheint es Ungereimtheiten zu geben. Im Juli hat sich die ESA zwar auf ein Konzept geeinigt, das ich absolut blödsinnig finde (erste Stufe drei Feststoffbooster in einem Gehäuse, anstatt getrennt), zweite Stufe ein identischer Feststoffbooster darauf gepackt, dritte Stufe eine kryogene Oberstufe) musste abr auch gleich die Nutzlast von angestrebten 8 auf 6,5 t reduzieren. eine Anpassung an eine kleinere Nutzlast soll durch weglassen eines Boosters erfolgen, was die Kosten kaum drücken wird.

Ariane 5 flog dieses Jahr nur viermal, allerdings verursacht von Verzögerungen bei den angelieferten Satelliten. Immerhin tut sich was. Arianespace hat 18 neue Träger bestellt, für einen Preis von 2 Milliarden Euro, das ist eine Kostenreduktion um 10% gegenüber der letzten Bestellung. Die Nutzlastverkleidung wird verlängert, weil Satelliten größer werden, dabei hat die Ariane 5 mit bis zu 17 m länge schon die längste aller Träger. Nur zum Vergleich: SpaceX meint die doppelte Nutzlast in einer 13,90 m langen Verkleidung unterbringen zu können…. Schön wäre es auch gewesen was von der ESC-B zu hören, doch da scheint man nun erst mal nach einem Konzept mit mehr Synergien mit der Ariane 6 zu suchen. Die ESA konnte Geld sparen, weil dieses Jahr gleich drei Missionen endeten: Herschel, Planck und GOCE. Kurz vor Jahresende startete dann Gaia, die bisher letzte Cornerstone Mission der ESA, so das teuerste was man sich leistet. Gaia wird die Milchstraße in bisher nicht bekannter Genauigkeit kartieren. Fast zeitgleich feierte Mars Express seinen 10.ten Geburtstag im Orbit – und er ist anders als der nächst ältere Orbiter Odyssey noch voll wissenschaftlich aktiv und nicht nur ein Datenrelay Satellit.

Indien hat es immer noch nicht geschafft ihre GSLV Mark II zu starten, nachdem man Lecks feststellte ist nun der Start auf Januar verschoben. Dafür hat die ISRO ihre erste eigene Marssonde auf den Weg gebracht. So wäre dieses Jahr von wenigen Ereignissen seitens der drei traditionellen Raumfahrtagenturen (ESA, NASA, Roskosmos) geprägt, dafür aber von den Aufsteigern Süd-Korea, Indien und China.

Das nächste Jahr wird wahrscheinlich etwas langweiliger sein. Es ist keine Planetensonde geplant. Immerhin startet eine Delta 2, ja eine Delta 2, die NASA zahlt lieber für die Wiederaufnahme der Produktion einer ausgemusterten Trägerrakete als der Taurus XL oder Falcon 9 zu vertrauen das Reserveexemplar von OCO. Die Vega startet eine kasachischen Erderkundungssatelliten, der erste „außereuropäische“ Auftrag, dafür die PSLV den europäischen Spot 7.

10 thoughts on “Jahresrückblick Raumfahrt

  1. „Es verwundert, das andere Gebiete in Chinas Raumfahrtprogramm weitaus langsamer sich entwickeln, so die bemannte Raumfahrt (dieses Jahr kein Start)“

    Doch, China hatte im Juni dieses Jahres Shenzhou 10 mit drei Taikonauten an Board zur Raumstation Tiangong 1 geschickt. Wie es in Zukunft weiter geht ist aber unklar, wann und wie Shenzhou 11 fliegen wird ist nicht bekannt, womöglich erst auf der neuen Trägerraketengeneration.

  2. Den Beitrag habe ich schon vor Weihnachten geschrieben, da war die Sojus noch unsicher. Maven habe ich vergessen, weils fast schon Routine ist jedes Startfenster zum Mars eine Sonde zu schicken – zumindest von den USA und es ging ja um besondere Ereignisse. Daher auch das Vergessen des Chinesischen Starts, ich meinte nicht das Wiederholen des letztjährigen Andockens, sondern was prinzipiell neues.

  3. „Das nächste Jahr wird wahrscheinlich etwas langweiliger sein“ – wie bitte? Allein schon die Ankunft von Rosetta an ihrem Ziel und der erste Versuch einer Landung auf einem Kometenkern sowie jede Menge Action am Mars (Ankunft von MOM und MAVEN sowie von einem Kometen, der dem Planeten extrem nahe kommen wird) versprechen eines der spannendsten Raumfahrtjahre seit einiger Zeit.

  4. Hallo Daniel,

    Ich betrachte das Raumfahrtjahr mehr von den Start- als Ankunftsdaten her. Aber mit Rosetta hast Du schon recht. Die Begeisterung über Maven und MOM teile ich aber nicht.Ich habe über beide ja Aufsätze in den letzten Wochen geschrieben. MOM ist instrumentell sehr spärlich ausgestattet und wird vor allem Daten über die Marsatmosphäre sammeln. Das gleiche gilt für Maven. Mir als Chemiker sagen Spektren was, aber der allgemeinen Öffentlichkeit nicht und sie werden auch nur selten veröffentlicht. Für die Öffentlichkeit zählen Bilder und die werden beide Missionen kaum liefern. Der MOM wahrscheinlich einige Fotos von Webcam Qualität.

    Und welcher Komet passiert den Mars so nahe? ISON ist ja schon vorbeigeflogen. Dein Blog ist übrigens in letzter Zeit sehr „kometenlastig“, Du könntest ihn auch in „Michael Jäger 2.0“ umtaufen….

  5. „Und welcher Komet passiert den Mars so nahe?“ Na, Siding Spring natürlich – in dessen Koma der Mars am 19. Oktober gebadet werden wird, was für die Orbiter einmalige Messmöglichkeiten geben und zugleich ihre Sicherheit bedrohen wird, während die Rover evtl. einen Meteorsturm (und einen Venus-hellen Kometen am Himmel) beobachten können. Das ist schon seit fast einem Jahr ein Thema, dem die NASA inzwischen – v.a. wegen der Sicherheit von MRO und Co. – eigene Workshops widmet.

  6. Dazu kommt noch, daß die chinesische Mondmission erst im neuen Jahr so richtig losgehen wird. Und der eigentlich für Ende dieses Jahr angekündigte Start der Angara wird wohl auch nicht nochmal um ein Jahr verschoben.

  7. Interessant wird 2014 von den Starts her auch EFT-1 werden, also der unbemannte Jungfernflug vom MPCV-Orion ohne Servicemodul auf der Delta IV Heavy mit Hochgeschwindigkeits Re-entry.

  8. Interessant wird es vor allem ob sie am 12.1. wieder reaktiviert werden können. Genaueres über die Energieversorgung und Menge gibt es nicht, nur das der Lander wohl RTG hat und der Rover nur Heizelemente aus radioaktiv zerfallendem Material.

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