Die Hitler Tagebücher: Teil 4 – der Vertrag

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Als die ersten Bände vorliegen wird es Zeit, dass sich der Verlag absichert. Es wird ein Vertrag mit Gert Heidemann und Dr. Thomas Walde abgeschlossen. Es geht um eine publizistische Sensation, ein Projekt mit einem Millionenwert, alleine die Bände sollen zu diesem Zeitpunkt schon 2,5 Millionen DM kosten, die Einkünfte aus der Publikation und den Rechten wären noch viel größer. Was erwartet da der geneigte Blogleser? Also ich erwarte das ein hochkarätiger Verlag wie Gruner und Jahr der doch eine eigene Rechtsabteilung hat hier einen hieb- und stichfesten Vertrag ausarbeiten. Hier lief es anders. Heidemann und Walde dürften selbst einen Vertragsentwurf verfassen, der von Manfred Fischer, Vorstandsvorsitzender des Gruner & Jahr Verlages mit kleinen Änderungen akzeptiert wurden. Die Rechtsabteilung blieb außen vor. Es folgt der Vertrag von Heidemann. Walde bekam einen ähnlichen vertrag. In Klammern stehen jeweils die Anteile die Walde nach seinem Vertrag bekam.

Dies ist ein Artikel aus einer kleinen Serie zu dem Skandal um die gefälschten Hitler Tagebücher:

Teil 1: Die Vorgeschichte

Teil 2: Der Handel

Teil 3: Warum flog die Fälschung nicht vorher auf?

Teil 4: Der Vertrag

Teil 5: Bände, Prüfungen und Rechte

Teil 6: Die Veröffentlichung

Teil 7: Der Scoop

Teil 8: Die Bombe platzt

Teil 9: Nachwehen

Teil 10: Epilog

Die Teile behandeln den Skandal relativ umfassend und weitestgehend chronologisch.


Hier der Vertrag in Auszügen:

„Vertrag vom 23.2.1981. Geschlossen zwischen dem Druck- und Verlagshaus Gruner+Jahr AG & Co. – nachstehend Verlag genannt – und Gerd Heidemann, nachstehend Autor genannt –

§1 Leistung des Autors ,

Der Autor beschafft dem Verlag aus der DDR die Originalmanuskripte der Tagebücher Adolf Hitlers aus den Jahren 1933-1945, sowie den handgeschrie­benen dritten Band von – Mein Kampf (bzw. -Unser Kampf).

Der Verlag stellt dem Autor für den Erwerb der Unter­ lagen vom derzeitigen Besitzer DM 85 000,00 (fünf­undachtzig) pro Tagebuch-Band und DM 200 000,00 (zweihundert) für Unser Kampf zur Verfügung.

Der Autor erwirbt im Auftrage des Verlages für den Verlag alle verfügbaren Manuskripte.

2.) Der Autor wird dem Verlag bei der Auseinander­setzung mit den Erben Adolf Hitlers behilflich sein. Er wird versuchen, die Eigentumsrechte zu erwerben und auf den Verlag zu übertragen. Der Verlag wird die Erben unter Vermittlung des Autors entschädigen.

3.) Der Autor wird gemeinsam mit Dr. Thomas Walde auf der Grundlage der Manuskripte eine STERN-Se­rie und ein, bzw. mehrere STERN-Bücher veröffent­lichen. Der Umfang und die Form der Serie wird ge­meinsam mit der Chefredaktion des STERN festge­legt.

Das STERN-Buch (bzw. die STERN-Bücher) wird ne­ben dem vollständigen Originaltexten Kommentare, historische Verweise, Illustrationen etc. enthalten, die von den Autoren in Absprache mit der STERN-Buch­produktion beschafft und erarbeitet werden. [Hand­schriftlich von Dr. Fischer hinzugefügt:]- für die Erst­veröffentlichung des Stoffes

Weitere Mitarbeiter (z. B. Historiker) werden nur mit Zustimmung der Autoren verpflichtet.

Die Autoren übertragen dem Verlag das aus­schließliche und örtlich unbegrenzte Verlagsrecht an diesem Werk für, alle Auflagen und Ausgaben. Sie übertragen ferner schon jetzt sämtliche ihnen entste­henden urheberrechtlichen Verwertungsrechte und etwa zur Auswertung erforderlichen weiteren Rechte ausschließlich dem Verlag, wobei dieser berechtigt ist, die übertragenen Rechte entweder selbst auszuüben oder Lizenzen zu ihrer Ausübung zu vergeben. Der Verlag wird diese Rechte nur gegen angemessenes Honorar auf Dritte übertragen. Bearbeitungen, die von der Originalfassung wesentlich abweichen, bedürfen der Zustimmung der Autoren.

§3 Honorar

1.) Die Autoren werden für die Produktion der STERN -Serie nicht gesondert honoriert. Der STERN erwirbt die Serien-Rechte kostenfrei und stellt dafür die Autoren für zwei Jahre – beginnend mit dem Vor liegen aller verfügbaren Originalbände – von der sonstigen redaktionellen Arbeit frei.

2.) Für die Herausgabe der STERN-Bücher erhält der Autor als Honorar 6 [4] Prozent des Einzelverkaufspreises für jedes verkaufte und bezahlte Exemplar bis zu einer Auflage von 10 000 Exemplaren pro Band. Bei einer verkauften und bezahlten Auflage von 10 001 bis 50 000 Exemplaren beträgt der Honorar­satz 7,2 [4,8] Prozent, ab einer verkauften und bezahl­ten Auflage von 50 001 beträgt der Honorarsatz 9 [6] Prozent.

4.) Von den Erlösen, die dem Verlag aus einer ander­weitigen Verwertung des Werkes (Lizenzen u. ä.) zufließen, erhält der Autor 36 [24] Prozent.

Der Verlag wird die Originalmanuskripte zehn Jahre nach Beginn der publizistischen Nutzung dem Autor überlassen. Der Autor wird bei seinem Ableben die Bände der Bundesregierung testamentarisch verma­chen.

Auch vor Ablauf der Zehnjahres-Frist darf der Autor ,im Rahmen seiner Recherchen über die Original­manuskripte verfügen. Sollten die Manuskripte jedoch in gegenseitigem Einvernehmen verkauft werden, stehen dem Verlag aus dem Erlös zunächst jene Beträge zu, die er für die Beschaffung der Manuskripte und den Erwerb des Eigentums von den Erben bezahlt hat. Ein eventueller Mehrerlös wird zu 60 Prozent dem Autor zufließen.

Werden lediglich die Rechte an den unbearbeiteten Originalmanuskripten weiterverkauft, so stehen dem Autor 45 [15) Prozent der Lizenzerlöse zu.

6.) Als Vorschuß auf das Honorar erhält der Autor bei Vorliegen von acht Bänden des Hitler-Tagebuches DM 300 000,00 (dreihundert) [DM 10 000]. Außer­ dem werden seine Vorschüsse für STERN-Bü­cher (DM 20 000,00) und „Bordgespräche“ (DM 60 000,00) mit den eingehenden Honoraren verrech­net, da auch die Beschaffung der Tagebücher mit Hilfe der ehemaligen Göring-Yacht „Carin II“ ermöglicht wurde.

Sollten weder aus der Publikation der Bücher und dem Verkauf von Lizenzen, noch aus dem Verkauf der Originalmanuskripte die Vorschüsse abgedeckt wer­ den, wird der Autor den Differenzbetrag innerhalb eines Jahres nach der letzten Honorarabrechnung an den Verlag zurückzahlen. Der Vorschuß für „Bordge­spräche“ wird von dieser Rückzahlungsverpflichtung ausgenommen.

§ 4 Sonstige Rechte und Pflichten der Beteiligten

Sollte sich der Verlag wegen schwerwiegender, beim Vertragsabschluß nicht voraussehbarer Um­stände an der Veröffentlichung des Werkes gehindert sehen, so ist er berechtigt, vorn Vertrag zurückzutreten. In diesem Fall verfallen an den Autor geleistete Zahlungen. Veröffentlicht der Autor das Werk in einem anderen Verlag, ist er zur Erstattung dieser Zahlungen verpflichtet.“

Diesen Vertrag beschrieb später das Gericht als Kernbeweisstück. Als Henri Nannen den Vertrag sah, meinte er es würde Heidemann auf Kosten des Sterns reich machen. Der Stern zahlte am Schluss 9,34 Millionen DM weil er mit noch viel größeren Einnahmen rechnete. Es gab ein Angebot für die US-Rechte und englischen Rechte zusammen über 3,75 Millionen Dollar, damals über 10 Millionen DM, dazu kamen Rechte für andere Märkte in Europa und natürlich die Einnahmen deutschlandweit – als der Stern die Story brachte erhöhte er die Auflage um 400.000 Exemplare und den Verkaufspreis pro Exemplar um 50 Pfennig, was jede Woche alleine über 2 Millionen brutto einbrachte.

Er wurde später revidiert, denn als er abgeschlossen wurde, ging Fischer davon aus, das es 27 Tagebucheinbände plus das Manuskript von „Mein Kampf 3“ sind, die zusammen 2,5 Millionen DM kosten würden. Die Zahl der Tagebuchbände vermehrte sich aber rapide. Hitler muss echter Vielschreiber gewesen sein, und das obwohl er noch einen Weltkrieg so nebenbei führen musste. Zudem steigt der Preis pro Band für G & J an. Anfangs von 85.000 DM (erste 12 Bände) über 100.000 DM (sechs Bände) auf 200.000 DM (15 Bände) um dann nach Einspruch des neuen Verlagschefs Gert Schulte-Hillen auf 150.000 DM zu sinken, auf dem Niveau bleibt der Preis dann bis zum Schluss.

Da der Stern so viel mehr ausgeben muss, kann er sich die großzügige Bezahlung von Heidemann und Walde nicht mehr leisten. Zuerst erhält Heidemann 25.000 DM pro Band Vorschuss auf die Tantiemen das er einer Änderung zustimmt, dann 1,5 Millionen von denen er gar nichts zurückzahlen muss.

Die dritte und letzte Version des Vertrags hat aber eine neue Passage die aussagt, das Heidemann seinen Informanten, die Quelle der Tagebücher, nicht preisgeben muss. Auf diese Passage wird sich Heidemann noch mehrfach berufen. Ebenso bekommen Heidemann und Walde die vollständige Kontrolle über das Material dürfen entscheiden wer es sieht und wer nicht.

Dieser Vertrag ist extrem ungewöhnlich. Zum einen bekommen Heidemann und Walde enorme Beteiligungen an späteren Umsatzerlösen, nur dafür das sie die Bände beschaffen, was ja eigentlich ihre normale Arbeit als Redakteure wäre. Ihnen wird weiter das alleinige Verwertungsrecht zugesichert. Also nur sie dürfen Bücher über den Inhalt verfassen und eine Serie im Spiegel. Heidemann ist Rechercheur und Fotograf. Walde leitet das Ressort Zeitgeschichte und kennt sich mit Geheimdiensten aus. Beide haben keine Ahnung vom Dritten Reich. Henri Nannen versucht später durchzusetzen, dass die Aufarbeitung von Historikern geschieht die sich mit dem Thema auskennen und schlägt die auch international renommierten Sebastian Haffner und Joachim Fest vor. Schlussendlich ist das (wenn die Tagebücher denn echt wären) die subjektive Meinung eines Diktators der Millionen Menschen ermorden hat lassen. Da muss jeder Tagebucheintrag kommentiert werden um ihn historisch einzuordnen. Das kann nicht von einem Sammler von Nazi-Devolutionalien und einem Redakteur für Zeitgeschichte geschehen.

Der nächste umstrittene Passus ist, dass die beiden auch entscheiden dürfen wer die Bände begutachtet. Damit können sie fachkundige Historiker ausschließen, die nicht an Tagebücher Hitlers glauben.

Das schlimmste ist aber das Heidemann und Walde nun finanziell direkt am Erfolg der Tagebücher beteiligt sind. Das senkt die Motivation bedeutend ab den vielen Ungereimtheiten auf den Grund zu gehen, die im Laufe der zwei Jahre auftauchen. Ebenso senkt es die Hemmschwelle herauf die Tagebücher umfassend untersuchen zu lassen. Heidemann der nach der Vertragsänderung schon vor der Veröffentlichung pro Band 25.000 DM bekommt hat so ein vitales Interesse daran das es möglichst viele Bände sind.

Die Finanzen

Zeit mal die Finanzen zu untersuchen. Ich nehme hier auch das Gerichtsurteil vorweg. Es gelang auch dem Gericht nicht, alles aufzuklären. Es gibt eine erste Vereinbarung über die ersten Bände die schriftlich niedergelegt wurde. In der bekommt Kujau 40.000 DM pro Band minus 10 Prozent Provision für Heidemann, also 36.000 DM. Eigentlich sollte der Sammler der, die beiden zusammen brachte, auch noch eine Provision bekommen, doch dem macht Heidemann weiß, das die Sache mit den Tagebüchern im Sande verlaufen sei und instruiert auch Kujau entsprechend. Heidemann lässt zwar bei Teletongesprächen und persönlichen Kontakten immer ein Tonbandgerät mitlaufen, aber komischerweise drückt er immer dann, wenn es um Finanzen geht auf die Stop-Taste …. So weiß man nicht, wie es bei den folgenden Bänden genau lief.

Von Gruner und Jahr verlangt Heidemann 85.000 DM pro Band. Das Gericht stellt später fest, das Heidemann Kujau für die ersten 15 Bände die G & J für jeweils 85.000 DM kauften, maximal 60.000 DM pro Band zahlt.

Danach tauchen nicht nur immer neue Bände auf, die von anderen Quellen stammen die wohl auch bei der Ausräumung des Flugzeugs beteiligt waren, sie wurden auch teurer. Ab Band 13 will Kujau 80.000 DM haben. Angeblich müssen nun noch zwei weitere DDR-Generäle bestochen werden. Heidemann verlangt vom Verlag aber 100.000 DM. Da dies klaglos geschluckt wird, verdoppelt er den Preis nach sechs Bänden auf 200.000 DM, während er weiterhin Kujau 80.000 DM pro Band zahlt. Gett Schulte-Hillen ist das zu viel auch weil immer Bände kommen und viele nicht mal zur Hälfte beschrieben sind. Er drängt darauf, dass Heidemann den Preis drückt und der begnügt sich fortan mit 150.000 pro Band.

Das Gericht stellt später fest, das Kujau 2,71 Millionen DM bekommen hat und Heidemann 4,39 Millionen DM unterschlagen hat, wo die Differenz zu den vom Verlag bezahlten 9,34 Millionen blieb lies sich nicht klären. Die Staatsanwaltschaft kann Ausgaben von 1,634 Millionen bei Heidemann und 2,022 Millionen bei Kujau nachweisen. Bei Kujau sind es mehr, weil der das Geld vor allem in Immobilien steckt. Auch Heidemann erwägt den Kauf einer Villa in Hamburg, kauft zwei Häuser an der Costa Blanca und überlegt Land in Patagonien zu erwerben. Dazu hatte er 400.000 DM Schulden die nun fort sind. Beide stecken viel Geld in ihre Nazisammlung. Die Sammlung von Kujau wird auf 800.000 DM geschätzt. Die von Heidemann dürfte noch größer sein. Vernehmungen von Nachbarn ergaben, dass diese sahen wie Leute mit ganzen Bündeln von 500 und 1000 Mark Scheinen die Wohnung verließen. Der Lebensstil Heidemanns veränderte sich (anders als der von Kujau) grundlegend. Er bezog eine Etagenwohnung im teuren Promiviertel von Hamburg in der Elbchaussee 348, mietete die gegenüberliegende Wohnung zusätzlich an um seine Nazigegenstände auszustellen. Die Carin II wurde noch prächtiger renoviert. Er bezahlte mal so eben 27.000 DM für die Jungfernfahrt der Astor für sich und seine Frau in Bar. Daran konnte sich die Reiseverkaufsfrau gut erinnern weil so viel Geld gar nicht in die Kasse passte. Henri Nannen besuchte ihn vor der Veröffentlichung sowie sein Schiff. Er hatte selbst eine Motoryacht besessen und kannte deren laufende Kosten, und wusste auch wie hoch die Mieten dort waren wo Heidemann wohnte residierte und ging danach sofort zu Schulte-Hillen „Der Kerl betrügt uns“ sagte er, alleine die Mieten dort wären so hoch wie Heidemanns Gehalt, die laufenden Kosten der „Carin II“ gab Heidemann sogar selbst mit 6.000 DM pro Monat an und das wollte er mit einem Nettogehalt von 6.000 DM bezahlen? Gert Schulte-Hillen glaubte aber nicht daran, so verlief dies im Sande.

Der Rest zu den 9,34 Millionen dürfte für Heidemanns Lebensstil drauf gegangen sein, aber auch für die Sammlungen der beiden. Bei solch speziellen Dingen wie Gegenständen die einer NS-Größe mal gehören wie Görings Uniform gibt es ja keinen Katalogpreis. Wenn jemand das unbedingt haben will, dann kann jemand Unsummen dafür verlangen. Das wusste Kujau zu gut – von einem Sammler hatte er schon vor den Tagebüchern nach Feststellung des Gerichts mindestens 140.000 DM für Fälschungen losgeeist, Untersuchungen der Staatsanwaltschaft sprechen sogar von bis zu 400.000 DM. Und Kujau verkaufte weiter fleißig an Heidemann Fälschungen. Ein prominentes Beispiel war die Pistole mit der sich Hitler angeblich erschoss. Es war eine belgische FN. Nun wusste selbst Heidemann, das Hitler nur eine Walther bei sich trug. Doch Kujau hatte ein Echtheitszertifikat, ein Zettel von Bormann, der bestätigte das sich der Führer mit dieser Pistole am 30.4.1945 erschoss. Heidemann glaubte ja das Bormann noch lebte, obwohl dieser seit Mai 1945 als tot galt. Er lies sogar den Zettel über Herrn Scheppach, der ihm auch das Geld mit erfundenen Informationen (insgesamt 140.000 DM) aus der Tasche zog, von Bormann begutachten (Scheppach hatte angeblich Kontakte zu Bormann) und der sagte es wäre eine Fälschung, das sagte auch General Mohnke bei einem Besuch und Mohnke war damals im Bunker unter der Reichskanzlei und sah die Leiche Hitlers inklusive der Pistole die da lag. Trotzdem glaubte Heidemann an die Echtheit.

Abenteuerlich ist auch wie die Zahlungen bilanziert wurden. Manfred Fischer und später Gert Schulte-Hillen bewilligten die Zahlungen. Zur Entschuldigung von Schulte-Hillen wird angeführt, das er als er übernahm zum ersten Mal von dem Projekt hörte und sein Vorgänger schon über 2 Millionen für Tagebücher ausgegeben hatte. Wenn so viel Geld im Spiel ist, dann muss doch die Echtheit geprüft worden sein, dachte er sich.

Das Geld selbst holt sich Heidemann immer in bar ab, deponiert es in drei Schließfächern bei der deutschen Bank fliegt nach Stuttgart und bezahlt Kujau im Austausch für die Bände. Einmal fliegt er weiter nach Genf wo er einer Schweizerin 250.000 Mark für ihr Nachbargrundstück neben seinem neu erworbenen Haus an der Costa Blanca bezahlt, natürlich auch in Bar.

Buch über die Auszahlungen führt Winfried Sorge, der Spezi von Walde. Aber er vermerkt nur wofür das Geld ausgegeben wird und wenn es Änderungen gibt (Bände werden teurer) auch diese. Es ist aber keine doppelte Buchführung, das heißt es gibt keine Gegenrechnung über die erhaltenen Bände. Als der Stern diese „Buchführung“ überprüft stellt sich heraus das Heidemann 700.000 DM für Bände erhalten hat die er nie geliefert hat.

Soviel für heute, im nächsten Teil geht es um die Echtheitsprüfung und die geplanten Veröffentlichungen.

Am nächsten Tag gibt es in der Redaltion standing Ovations für Koch, weil er sich so wacker geschlagen hat. Es wird über die Runde diskutiert und das konzentriet sich auf die eigenen Fehler der Kritiker. Das inspriert Koch zu einem Kommentar der im nächsten Heft erscheinen wird und für ihn das Karriere-Aus bedeutet. Er beschreibt das der stern gerade sorgfä#ltig wäre, im Gegensatz zu seinen Kritikern. Wirft Jäckel vor selbst auf Fäsckungen hereingefallen zu sein und sie publizieert zu haben, während der stern alles sorgfältig prüft. Irving hätte Materiaö erhalten das gefälscht sei und das auch der Stern angeboten bekommen habe, aber abgeweisen habe. Auch Tevor-Roper bekommt sein Fett weg. Schließlich war die Heßsschrift die einzige die nicht als falsch erkannt wurde. Die Echtheit der Tagebücher sei üebr jeden Zweifel erhaben.

Das Bundesarchiv bekommt vier weitere Bände zum begutachten, ein unabhängiger Gutachter soll bei 12 Seiten aus dem Heßand das Alter des Papiers bestimmen.

Währenddessen räumt Heidemann am 18 April seinen Safe bei der deustchen Bank aus, ab dem 23 April beginnt er Teile seines Archivs auszulagern, wohin weiß man bis heute nicht. Am 28. Apirl bekommt er die letzten 300.000 DM für die letzten Bände vom Verlag, am selben Tag trifft er Kujua in seienr wohnung, doch der reist ohne Geld nach Stuttgart zurück.

Dann beruhigt es sich zeurst etwas. Der Spiegel erscheint am folgenden Monatg, dem 2. Mai, berichtet aber neutral über die Vorstellung der Tagebücher und die Kontroverse mit der schlagzeile „Fund oder Fälschung“. Der Stern ist beunruhigt weil nun Teile der Fundgeschichte offensichtlich von Hartung erzählt drin stehen und eine Fotokopie aus dem Band den Hartung hatte erscheint. Der Spiegel war selbst in der Ausgabe 6/1983 auf einen Kunstband mit gefälschten Hitler-Zeichnungen (darunetr viele Kujaus) teingefallen, aber das war nicht eine gro0e Schlagzeile, das war eine Buchbesprechung.

Am selben Tag gibt es erste Neuigkeiten aus Koblenz. Das Papier enthält den Aufheller Blankophor und die Polyesterfäden im Einband wurden nicht vor 1953 eingesetzt. Dazu findetauch das Bundesaarchiv Ungreeimheiten. Die Einträge für die Veröffentlichung zweier Gestze stimmen nicht. Beim Stern schaut man in einer Chronik nach, einem der beiden Bände die auch Kujau verwendet und entdeckt keine Abweichung. Nur ist die Chronik hier falsch, im Bundesarchiv schaute man natürlich in den Reichsanzeiger, das Gesetzesblatt des dritten Reichs. Beim Stern vermutet man aber einen fehelr des Bundearchivs. Als letzte Klammer fragt man Dr. Henke ob denn nicht die optischen Aufheller durch Textilien die man zur Papierherstellung nahm hineinkommen könnte. Henke hält das angsichts der gefudnen Menge für unwahrscheinlich. Heidemann fragt Kujau ob er wisse wann Blankophor verwendet wird, der ist nicht da aber seine Mitarbeiterin liest ihm einen Zettel vor die Kujau angeblich von einmem Polizeibeamnten eingeholt hat und nachd er die #susbatnz im Ausland schon ab 1917 eingesetzt wurde. Ein zweietr Anrufer erfkundigt sich beim Hersteller Bayer der nicht ausschließen kann, das Blankophor schon in den Kriegsjahren eingesetzt wurde (es kam 1940 auf den Markt).

Erst an dem Tag fällt einem der Mitarbeietr des Stern auf, das auf den Bänden nur auf zweien Initalien sind, die nach Plastik aussehen und es ein „FH“ ist (obwohl man in Millionenauflage die Initalien auch auf der titelseite des Sterns sah. Auch heir hat Heidemann eine Erklärung. Hitler hätte das selbst bemerkt und deswegen gäbe es die flaschen Initailaien auch nur auf zwei Kladden.

Die Bombe platzt

Am 4. Mai liegen die Ergebnisse vor. Das Papier besteht aus Nadelholzfasern, Gras und Laub und enthält iptische Aufheller die erst 1955 in Papier verwendet wurden. Die roten schnüre mit Hakenkreuzen enthalten Viskose und Polyester und stammen aus der Nachrkriegszeit. Es wurden vier verschiedene Tinten benutzt. Die Tinte aus den Tagebüchern ist maximal zwei Jahre alt, die vom Heßband maximal ein Jahr älter. Weitere Funde betreffen den Inhlat wie ein Telegramm das in den Tagebüchern auftuacht aber nie verschickt wurde, stattdesen Telefonierte Hitler. Nun muss das ganze noch in druckreife Gutachten gepresst werden.

Die offiziellen Ergebnisse werden dem Stern zeitgleich mit einer Pressekonferenz des Bundesarchivs am 6.Mai präsentiert. Um 11:00 erfährt sie der Stern um 12:00 beginnt die Pressekonferenz.

Es beginnt eine Krisenredkationskonferenz. Henir Nannen stoppt sofort die Rotationsmaschinen in Itzehoe, 70.000 schon geedruckte Exemplare müssen zurückgerufen und eingestamoft werden, er schiickt auch eine Prrssemeldung zu den Nachrichtenagenturen das die Tagebücher gefälscht sind, aber Zimemrmann war schnelelr. Der Bundesinnenminsietr bekam auch die Ergebnisse und nutzte die Gelegenheit dem „linken Kampfblatt“ eins auszuwischen. Um 13:27 ging die erste Meldung über die Agenturen.

Gleichzeitig hält das Bundesarchiv eine Presskonferenz in der es die Ergebnisse erläutert. Er endet mit dem Satz „Es ist eine recht simple Fälschung, Abschriften die ein phantasieloser, ja ich würde sagen, lustloser Fälscher in die Ich.Form umgebogen hat“. Tja was haben „Mein Kampf“ und „Die Hitlertagebücher“ gemien? Keiner hat sie jemals richtig glesen ….

Im Stern löst die Nachricht eine Krise aus. Heidemann muss her. Der ist gerade in Bayern unterwegs will bei einer alten Druckerei die für die SS geabrietet hat rausbekommen ob schon damals Blankophor verwendet wurde. Heidemann wird erreicht soll zum Münchner flughagen fahren, für ihn wird eien Chartermaschine geordert, damit er der Presse entkommt. Heidemann trifft um 20:00 im Verlagshaus ein. Inzwischen hat Henri Nannen einige Redeakteure beauftragt die Sache zu untersuchen. Einer, Michael Seifert scheibt jahre später darüber ein sehr empfehlenswertes Buch. Heidemann wird verhört, der kapiert zuerst gar nicht warum es geht und spielt zwei Telefonmitschnitte vor, die belegen sollen, das er Martin Bormann auf der spur ist. Das „Verhör“ zieht sich über stunden hin. Immer wieder wird Heidemann ermahnt das er alles vegessen soll was er von Fischer gehört hat, die ganze DDR Story wäre wohl erstunken und erlogen und er soll doch endlich dessen Identität preisgeben. Es gibt von der Vesprechung eine Abschrift weil ein Tonbdnad mitläuft. Auf Seite 39 von 42 ist Gheidemann so mürbe und üebrmüdet das er die Telefonnummer von Fischer nennt. Er hat zwar Kujau einmal in Ditzingen besucht, doch der ist mittlerweile umgezogen und seitdem trafen sie siich nie bei ihm zu Hause. Nun geht alles sehr schnell. Es ist 5 Uhr morgens. Über die Telefonauskunft wird ermittelt, das der Anschluss in Bietigheim-Bissingen verortet ist, eienr Kreisstadt nahe Stuttgart mit damals etwa 35.000 Einwohnern. Um 7.00 wird der Stern-Reporter in Frankfurt der am nächsten ist beauftragt dorthin zu dahen und Fischer zu suchen. Der findet das in drei Stunden heraus und meldet das der Mann Kujau jheiße es sei nieamnd da, Nachbarn meinen Kuja und seine Lebesngefährtin wären in Urlaub gefahren. Mit der Information wird der Reporter in west—Berlin gefüttert der in die DDR fahren soll und dort die Geschichte von einem Bruder im Generalsrang abklopfen soll. Der hat in einem Tag die Verwandten von Kujau ausfindig gemacht und es gibt keinen General doer sonstwie in einer DDR-Behörde angestellten unter Kujaus Verwandten. Innerhalb eines ages hat der Stern die wahre Natur von Kujau herausgefunden und die Story die Kujau Heidemann erzählt als eine Lüge entlarfvt, etwas was Hediemann nicht in zwei Jahren fertigegebrahct hat. Am 7. Mai, einem Samstag ist offenkundig, das die gesamte Fundgeschichte erfunden und erlogen ist und Kujua die Bücher geäflscht hat oder den kennt der sie gefälscht hat.

Am Montag, Sonntags haben ja auch Gerichte zu erstattet Henrie Nannen Strafanzeige gegen Gerd Heidemann, der bekommt am nächsten tag, dem 10. Mai 1983 mit Hinweis auf die Straganzeige die schriftliche Kündigung. Die Nachricht geht natürlich über die Medien und so ost auch Konkrad Kujau informiert als er sich am 14.5.1983 beim Grenzübertritt von Österreich nach dEutschland stellt. Der Prozess beginnt am 21.6.1984 und endet am 8.5.1985. Konrad Kujua ist voll geständig. Gerd Heidemann sieht sich auch im Prozess noch als Opfer. Noch jahrzehnte später lamentiert er darüber das er seine Unschuld durch die Mitschnitte von Gesprächen und Telefonaten beweisen könne, aber man diese beim gericht nicht als Beweis anerkannt habe, da ohne wissen von Kuja angefertigt. Kujau wird zu 4 Jahren 6 monaten verurteilt, kommt wegen einer Erkrankung an Kehlkopfkrebs aber schon nach drei Jahren frei. Heidemann bekommt 4 Jahre 8 Monate. 2 Monate mehr, denn es geht ja nicht um die Fälschung von Tagebüchern, sondern Unterschlagung und Betrug und Heidemann hat nach dem Gericht mehr Geld unterschlagen und das Vertrauensverhältnis ders Verlags ausgenutzt um Geld abzuzweiegn was der Richter in der urteilsbegündung als starfverschärfend ansieht.

Zum Thema:

Links / Referenzen zur Serie

Auf die Beschäftigung mit dem Thema kam ich durch die ZDF Dokumentation „Die Jahrhundertfälschung Hitlers Tagebücher“ von ZDFZeit 2013. Daraufhin kaufte ich mir drei Bücher, eines von Erich Kuby schmiss ich nach dem Lesen weniger Seiten mit grundlegender Imperialismuskritik im DDR Jargon wieder weg. Es fand sich dann auch nur ein DDR-Verlag für die Publikation. Dabei galt der Autor als kompetent und arbeitete für Spiegel und Stern. Die beiden anderen Bücher kann ich empfehlen. Zeitnah, etwas kürzer ist von Manfred Bissinger: Hitlers Sternstunde. Kujau, Heidemann und die Millionen. Es ist etwas detailverliebter, geht weiter in der Biographie von Kujau und man findet mehr Zahlen und Daten in dem Buch. Seine Schwäche ist die Gliederung nach Themenschwerpunkten, nicht der Chronologie. Zudem ist es ein typischer Schnellschuss, will den Hype um den Skandal ausnutzen. Es endet noch vor dem Urteil. Das zweite Buch Der Skandal um die Hitler-Tagebücher stammt von Michael Seufert, Ressortleiter beim Stern und von Henri Nannen beauftragt mit der internen Aufklärung des Skandals. Es ist umfangreicher, chronologisch gegliedert und mehr auf den Stern zentriert. Beide enden aber ziemlich genau nach dem Skandal und behandeln den Prozess eher stiefmütterlich. Ich kann beide empfehlen und würde auch heute wieder beide kaufen und sie erneut lesen. Warum? Ingrid Kolb, damals Stern Redeakteurin, gibt in der obigen ZDF Doku die Antwort. Sie wird von Bekannten nach dem Spielfilm „Schtonk!“ angesprochen und sagt dann immer „Es war noch irrealer“ und die Bücher sind wirklich Infotainment. Die Details sind so bizarr das das Lesen wirklich amüsant ist, sofern man nicht gerade Heidemann heißt. Über den Prozess informiert dieses PDF. Genaueres über die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchung liefert das Bundesarchiv.

Es gibt zwei neuere Aufarbeitungen des Stern-Skandals. Der Stern selbst hat den 10-teilligen Audio Podcast „Faking Hitler“ herausgebracht, mit vielen Tonbandmitschnitten von Heidemann/Kujau sowie Interviews mit Heidemann, Walde und Sorge. Man erfährt aber sehr wenig über die Details, die Fehler in den Büchern und Kujau kommt in dem Podcast erheblich schlechter weg als Heidemann. Er gilt als der wahre Schuldige, von der Unterschlagung von Heidemann ist fast nicht im Podcast die Rede. Der Stern hält wohl noch immer zu ihm.

Reschke Fernsehen (ich kann auch die Sendung von Anja Reschke über die CSU empfehlen) hat sich nun erstmals mit dem Inhalt der Bücher befasst. Den kennt man, weil ja nach zwei Ausgaben die Stern-Reportage eingestellt wurde, bis heute nicht. Hinzugezogene Historiker beurteilen die Bücher heute als eine groß angelegte Holocaust Leugnung. Nun ist auch klar, warum die Tagebücher bis heute nicht öffentlich gemacht wurden, obwohl der Stern dies für 1993 ankündigte und seitdem mehrmals, aber nie ans Bundesarchiv abgaben. Das ist ein Skandal von Heute: Der Stern als Helfer von Holocaustleugner und Nazis, weil eben die Bücher niemals Historikern zugänglich gemacht wurden, weil man befürchtete der Inhalt wurde sonst publik werden. Die Bücher kann heute jeder einsehen und über Volltext-Recherche durchsuchen.

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