Raumfahrträtsel 17

Skylab StartSo langsam wird es mir unheimlich. Ja Tobi hatte recht. Beim Start von Skylab gab es noch ein zweites Vorkommnis: Der rund 5 t schwere Zwischenstufenadapter zwischen erster und zweiter Stufe löste sich nicht wie geplant 30 s nach Zündung der S-II ab, sondern gelangte auch in den Orbit. Trotzdem hatte die S-II noch rund 8 t Resttreibstoff – bei einer Apollomission waren 3 t üblich. Obwohl also die Nutzlast 5 t höher war als geplant hatte die Stufe noch mehr Reserven als bei einem Mondflug – sie hätte rund 100t anstatt der 95 t, welche die NASA als Nutzlast annahm befördern können. Zusammen mit der ausgebrannten Stufe und dem Adapter zu Skylab gelangten 144.750 kg in den Orbit.

Ich bin darauf erst gestoßen, als ich für mein Buch nach den genauen Nutzlastmassen recherchierte (eigentlich für die bemannten Missionen, denn die in der Wikipedia und anderen Webseiten angegeben Nutzlastmassen sind viel höher als die maximale Nutzlastlast einer Saturn V, was aber (außer mir) anscheinend keinem auffällt …) Ich habe dazu die Flight Performance Reports der NASA studiert und bin dabei auf dieses Detail gestoßen, das komischerweise auch in keinem der Bücher erwähnt ist.

Vielleicht sollte Tobi mal einen Gastblog verfassen, damit ich auch noch was dazulerne. Das brachte mich auf das heutige Thema. Es ist erstaunlich das die NASA zwar die Leistung der Saturn steigerte, aber an den Dingen man leicht hätte optimieren können, nichts tat. Was ich meine? Nun es fiel mir bei der Massebilanz der bemannten Missionen auf. Neben einer großzügigen Treibstoffreserve von 2.200 Pfund (oder eben 2.200 Pfund weniger Nutzlast….) transportierten die Saturn V auch die SLA mit den den Orbit. Die wogen, weil sie von der Saturn V übernommen waren fast 4 t, was fast ein Drittel der Nutzlast ausmachte. Etwas kürzere die an die Länge der Düse angepasst waren hätten die Nutzlast bedeutend gesteigert. Dasselbe gab es auch bei Mondmissionen. Die SLA wurden erst abgetrennt als die Mondtransferbahn erreicht war. Hätte man sie schon im Erdorbit abgetrennt und schon da an das LM angekoppelt, das dann vielleicht noch zusätzlich befestigt gewesen wäre, dann wären auch 3-4 t mehr zum Mond möglich gewesen. Es reichte wohl auch so. Die Saturn IB hätten selbst mit der Reserve maximal 15.580 kg an Nutzlast zu Skylab transportieren können. Genutzt wurden maximal 14.916 kg.

Bei Skylab schöpfte die NASA sogar richtig aus dem vollen: Neben dem 77 t schweren Labor wurde auch die 12 t schwere Nutzlastverkleidung mit in den Orbit befördert. Erst dort wurde sie abgetrennt. Ein bisschen früher wäre auch möglich gewesen, aber da das Labor mit Nutzlastverkleidung schon 9 t leichter als die Maximalnutzlast war, war das wohl egal. Damals konnte man einfach aus dem vollen schöpfen. Heute kaum noch vorstellbar.

So, das neue Rätsel wird wohl für Tobi ganz einfach sein. Für alle anderen wohl eher nicht. JPL steht für Jet Propulsion Laboratory. Es gab aber eine Zeit, da verstand man unter der Abkürzung was anderes. Was denn und warum? (Hinweis es handelt sich aber nach wie vor um das gleiche NASA Zentrum und nicht um eine zufällig gleiche Abkürzung).

6 thoughts on “Raumfahrträtsel 17

  1. Vorstellbar ist auch heute noch einiges, die Frage ist, ob man es sich vorstellen will.

    Wenn man sich das Mars Science Laboratory mit einem Budget von $2.3 Milliarden anschaut, dann spielt die Frage nach der Rakete und der Auslastung der Nutzlast nur noch eine Rolle bei der zweiten oder dritten Nachkommastelle.

    Eine etwas leistungsstärkere Rakete statt der Atlas 541 (eine Atlas 551 oder gleich eine Atlas HLV) könnte da zum Beispiel noch eine zweite Mission mit an Bord nehmen. Eine Beagle3, einen kleinen Orbiter, ein Schwarm von Nanosatelliten oder eine andere Mission die sich unterwegs absetzen läßt. So wie es bei der japanischen Venus-Mission der Fall war, die noch 2 oder 3 Nano-Satelliten im LEO ausgesetzt hat. Warum auch nicht, wenn die Rakete schonmal da ist?

  2. Die H-2A hätte einiges mehr transportieren können. Wahrscheinlich das drei bis vierfache. Die Rakete transportiert schließlich rund 4 t in GTO und Akatsuki wog nur 500 kg. Nur kostet eine zweite Mission ja auch Geld und das ist wohl eher der Hauptgrund.

    Nach dem Verlust von Beagle 2 hat die Firma angekündigt die Nachfolgesonde würde von den Amis befördert werden. Ist wohl nicht draus geworden. Das gleiche gilt mit dem geplanten Marsorbiter von Amsat.

  3. Ich hoffe, eine winzige Internetrecherche ist erlaubt, hat auch nur zwei Minuten gedauert 😉

    to jpl – frei übersetzt: Mist bauen mit Zahlen bzw. Mathematik

    Es gibt wohl keinen schöneren Weg Millionen von Steuergeldern zu verbrennen, als den der beim Mars Climate Orbiter eingeschlagen wurde… gut, dass wir in Deutschland durchgehend das metrische System verwenden, mal abgesehn von Festplattengehäusegrößen und Blutdruckmessgeräten.
    Aber mehr zu Newton, pound-force und Sekunden gibt’s ja sicherlich morgen zu lesen.

  4. Nein, das meinte ich nicht, vielleicht gibt es die Bedeutung noch zusätzlich. Wie hast Du übrigens per Internetrecherche das bei Skylab raus gefunden?

    Immerhin scheint es schwieriger zu sein, was mir Zeit für das nächste Rätsel gibt. Ein Tipp: Die Lösung findet sich auf meiner Website….

  5. Da dieses Mal wohl niemand antworten will, melde ich, obwohl eigentlich nur stiller Mitleser, mich auch mal zu Wort. Wenn schon der Hinweis auf Deine Website erfolgt, auch als Zitat:

    Dass die Sonde gerade beim Vorbeiflug funktionierte, obgleich es vorher massive Probleme mit der Stromversorgung gab, um 3 Wochen später endgültig auszufallen führte dazu, dass man in der NASA witzelte, JPL (das Jet Propulsion Laboratory, das die Sonden baute) stände für „Just plenty Luck“.

    Die Sonde war Mariner 2 mit dem Ziel Venus.

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