Schönheitsideale

Ich habe über Weihnachten eine kleine Serie gesehen in der man über Malerei aufgeklärt wird. Doch dazu bei einem den nächsten Blogeinträge mehr. Eines der interessanten Dinge war es das Malerei uns auch ein Fenster in vergangene Zeiten eröffnet – wie sah es früher aus? Nicht nur städtebaulich sondern auch landschaftlich (die Alpen ohne Bäume – erst die Heizung mit Kohle führte zur Aufforstung), die Moden und eben auch die Schönheitsideale.

Als Beispiele kamen ein Bild von Lukas Cranach über die Venus und die drei Grazien von Rubens. Also beides Bilder von Göttinnen oder Idealgestalten. Sie variieren sehr. Also ohne eine große Analyse zu machen sind die Grazien schon mehr als Füllig. Sie weisen deutliche Phänomene auf die heute Frauen um alles vermeiden wie Cellulitis. Sie sind schon so fett das es Dellen im Fettgewebe gibt. Während ich mir denken könnte, dass es sicher Frauen gibt die Vorbilder für die drei Grazien stellen, dürfte das bei der Venus von Cranach nicht der Fall sein. Sie ist auf der einen Seite magersüchtig, auf der anderen Seite ist der Bauch so ungewöhnlich rund, wie bei Kwashiorkor, nur ist es dort viel intensiver. Dazu kommen die unnatürlich kleinen Brüste und vor allem das Gesicht mit den Katzenaugen. So sieht kein Mensch aus.

Nun wissen wir alle, das Schönheitsideale sich verändern – nicht nur in der Geschichte, sondern auch bei verschiedenen Kulturen. Manche Kultur findet lange durch Metallreife gestreckte Hälse (genauer gesagt herunter geschobene Schultern) sexy oder Teller in der Unterlippe oder Ritzungen oder Tätowierungen in der Haut. Schönheitsideale haben etwas normatives, man strebt Ihnen nach.

Ich sehe hier eine große Gefahr. Was uns nämlich von Naturvölkern oder früheren Zeiten unterscheidet sind die Medien und die Technik. Die Medien die uns immer wieder mit Personen konfrontieren die dem Schönheitsideal entsprechen, oder noch schlimmer die uns Bilder zeigen die Idealbilder zeigen, aber nicht der Wirklichkeit entsprechen. Fast jedes Bild in einer Illustrierten wird mit Photoshop bearbeitet. Ein ganz krasses Beispiel ist dieses hier von Kelly Osbourne.

Vor allem finde ich es erschreckend wie sich Leute dieses akzeptieren. Ich muss da an die letzten Staffel von “Germanys next Topmodell denken. Da war eine Kandidatin dabei die recht früh rausflog und die nach Ansicht von Heidi Klum “nur bestimmte Klientel bedienen könnte”. Es war die einzige normalgewichtige Person mit Kurven. Der Rest war allesamt nach gängigen Ernährungsmaßstäben untergewichtig. Trotzdem gab es da einen Juror der der späteren Gewinnerin Sara sagte, für seine Bikini-Mode käme sie nicht in Fragr weil sie zu dick wäre…

Ich frage mich was eigentlich die Modedesigner geritten hat, dass die Modells alle Größe 32 oder 34 haben müssen. Der Großteil ihrer Kundschaft hat die Größe ja nicht. Wäre es nicht sinnvoller die Größe zu nehmen die am meisten verbreitet ist – dann können sich potentielle Käuferinnen besser vorstellen wie das Kleid an ihnen aussehen würde, oder noch besser Modells in mehreren Größen flanieren lassen. Klar es ist einfach Kleidung zu machen die jemand mit Idealfigur gut aussehen lässt als jemand mit Übergewicht, aber wenn man es leicht machen will, dann kann man auch die Kleidung gleich kopieren nach Vorlagen die erfolgreich waren.

Das zweite ist das es mit der Technik heute viel mehr möglich ist nachzuhelfen. Angefangen vom Liften bis zu richtigen Orgien bei plastischen Operationen. War man früher nicht mit seinem Aussehen zufrieden konnte man etwas tun – vielleicht abnehmen, aber man konnte nicht seinen Körper chirurgisch verändern. Wir alle kennen ja Beispiele wo so was auch schief ging. Von Hollywood Stars mit erstarrten Gesichtern (Mickey Rouke) über Silikonlippen, bis hin zu meiner Lieblings “Anti” Schönheitsop, den Ballonbrüsten. Die sind nicht nur bei Pornostars Pflicht, sondern auch bei vielen anderen verbreitet. Die Frage ist was diese Frauen sich davon erhoffen oder welches Männerbild sie haben. Es muss was einfaches sein, nach dem Motto “Je größer desto besser”. Das die aufgeblasenen Dinger nicht nur Rückenschmerzen bei der Trägerin verursachen sondern von vielen Männern auch als anormal, abstoßend und in manchen Situationen auch bedrohlich empfunden werden scheint ihnen nicht in den Sinn zu kommen.

Vor allem ist es erstaunlich wie Schönheitsideale in die eine Richtung (magersüchtig) gehen, die Bevölkerung aber insgesamt immer dickleibiger wird, was bei Kleidungsherstellern dazu führt, dass sie die Maße der Konfektionsgrößen nach oben anpassen, weil sonst ja die Kunden glauben könnten, sie hätten zugenommen.

Auch erstaunlich ist, dass Schönheitsideale sich vor allem bei Frauen so extrem ändern. Schaut man sich antike Statuen an und heutige Hollywoodstars, so wird man schon frappierende Ähnlichkeiten feststellen. Schönheitsideale scheinen sich bei Männern nicht so sehr zu verändern wie bei Frauen. Das gilt auch für die Mode. Seit der Erfindung des Anzugs hat sich die Herrenmode zwar auch geändert, aber weitaus weniger als die Damenmode, wo es als Extreme ganze Lagen von Röcken und Mini gab.

Man kann gespannt sein, wie sich das Schönheitsideal weiter verändern wird. Eigentlich wäre es nach den bisherigen Erfahrungen wieder an der Zeit, dass der Trend wieder zurück geht in Richtung fülligere Figuren.3;

4 thoughts on “Schönheitsideale

  1. Dicke Menschen sind ein Symptom für westliche Industrieländer. Dort, wo Kalorien (Fett, Zucker) quasi nichts kosten (im Vergleich zu anderen Dingen).
    Schönheitsideale stellen immer Extreme dar. Zumindest in den Medien (worunter ich für früher auch Bilder und Statuen zähle).
    Fülligere Frauen waren ein Schönheitsideal als die dementsprechende Ernährung noch für Wohlstand und Reichtum stand. Heute gilt genau das Gegenteil. Fett futtern kann sich (in den Industriestaaten) quasi jeder. Also ist EIN Schöheitsideal es sich leisten zu können sich „gesund“ dürr zu Hungern.
    Wie gesagt gilt das eher für Medien. Wenn man den Großteil der Bevölkerung nach Schönheit fragt bzw. „schöne“ (nicht diese extrem idealisierten) Personen zeigt, wird man sicher (und das zu fast allen Zeiten) viele Ähnlichkeiten feststellen.
    Schönheit strahlt auch immer Gesundheit und damit potentiell fortpflanzungsfähigkeit aus.

  2. Nicht unbedingt. In zahlreichen Südseeinseln ist Dicksein tatsächlich ein Schönheitsideal. Begründen mit mangelnder Ernährung kann man das auch nicht, denn es hat sich über Jahrhunderte nicht geändert.

    Ich dachte auch, dass es so was wie ein rationales Schema gibt und ein paar Dinge sind auch beweisen, wie das Bevorzugen von Frauen mit einem Hüft/Tailleverhältnis von 0,7. Aber das scheint von Moden komplett überlagert zu sein.

  3. Ich sehe die Vorliebe der Modedesigner an Magermodels etwas pragmatischer. Modedesigner sind nicht nur kreativ, sondern auch auffällig oft homosexuell. Und da ist das ‚knabenhafte‘ ein sehr begehrtes Schönheitsideal für den weiblichen Part (Ja, auch da gibts sowas). Da die Modeindustrie ihren Schwerpunkt auf Damenmode hat, ist das einfach nur ein übertragenes Ideal. Ausladende Weiblichkeit ist für diese Jungs etwas bedrohliches, aber auch Mütterliches. Etwas das mit Mode, Erotik oder Sinnlichkeit nichts zu tun haben darf. Also verbannen sie so etwas einfach aus ihrem Designer- Leben, sie können es tun, der Erfolg gibt ihnen auch noch Recht. Das hat sich eingeschliffen, und ist nicht mehr so schnell zu ändern.
    Vielleicht ist es letztlich aber auch einfach nur die Wahl zwischen Pest und Colera. Was zum Schönheitsideal wird wenn Hetero- Männer das sagen haben, sieht man daran wie die Frauen in den Porno- Filmen auszusehen haben. Ob uns das lieber ist, diese Frage kann jeder für sich selbst beantworten 😉

  4. Der Link zu dem Bild „drei Grazien“ von Rubens funktioniert nicht mehr.

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